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Größere Klimatransparenz für Verbraucher:innen
Interviewpartner: David Lais, Co-Founder und CPO bei ecolytiq.
„Jeder Einkauf hat einen unmittelbaren Umwelteinfluss und elektronische Zahlungsverkehrsdaten können diesen Einfluss sichtbar machen.„
David Lais ist Sozialunternehmer und Gründer mehrerer innovativer Start-ups im Bereich des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Nach einem lebensverändernden Ereignis im Jahr 2015 beschloss er, seinen Schwerpunkt zu verändern und sein Wissen für nachhaltige und soziale Technologien einzusetzen. Er ist Gründer der NGO Organisation für nachhaltigen Konsum (OfnK) und Co-Founder / Chief Product Officer der ecolytiq GmbH, THE CLIMATE CHOICE Partner.
Alles fing vor einigen Jahren an, als ich während eines Urlaubs in Asien an einem eigentlich wunderschönen Strand saß. Alles schien auf den ersten Blick schön, aber dann blickte ich um mich herum: Plastikmüll überall! Als ich das sah, stellte ich mir die entscheidende Frage, wie es sein kann, dass so viel Plastik ins Meer gelangt, das unsere Natur verschandelt. Es war der Moment – diese Konfrontation mit einer traurigen Realität, der den Stein ins Rollen gebracht hat, verbunden mit einer Frage: “was kann ich als Konsument unternehmen, um die Klimakatastrophe abzuwenden?” Die gemeinsam mit meinem Co-Founder Ulrich Pietsch entwickelte Idee für ecolytiq ist aus unserer Überzeugung und aus der Erkenntnis entstanden: jeder Einkauf hat einen unmittelbaren Umwelteinfluss und elektronische Zahlungsverkehrsdaten können diesen Einfluss sichtbar machen. Wir sind davon überzeugt, dass Daten nicht ausschließlich für Profite, sondern für einen positiven (Klima-)Wandel eingesetzt werden sollten.
Grundsätzlich hat eine Banktransaktion selbst keinen Impact. Eine andere und weitaus größere Gefahr sehe ich in der Blockchain Technologie und der exponentiell wachsenden Nutzung von Kryptowährungen wie z.B. Bitcoin. Die Bank of America hat unlängst ermittelt, dass Teslas Investition von 1,5 Mrd. US-Dollar einen CO2-Fußabdruck verursacht, der den jährlichen Emissionen von 1,8 Mio. Autos entspricht. Die Nutzung dieser klimaschädlichen Technologie hat einen gravierenden Impact und nicht absehbare Folgen für unseren Planeten.
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema. Wir brauchen jetzt skalierbare Lösungen, die gleichzeitig in der Lage sind, in der Gesellschaft größtes Interesse zu erwecken und so viele Menschen wie möglich zur Handlung zu bewegen. Viele Konsument:innen sind grundsätzlich bereit, nachhaltiger zu leben. Aber sie wissen oft einfach nicht, wo sie anfangen sollen.
Angenommen, ich verzichte heute auf Fleisch: hat das überhaupt einen großen Einfluss, wenn ich mich sonst eher fleischarm ernähre? Wäre mein Impact noch besser, wenn ich vom Auto auf Bus und Bahn umsteige? Oder wäre allein der Wechsel zu einer nachhaltigen Stromanbieter:in schon genug, um meine Klimabilanz fühlbar zu verbessern? Wenn Du versuchst, all diese Dinge manuell zu kalkulieren ist das auf Dauer einfach nicht praktikabel.
Aber: Dein Bankkonto kennt Deine Lebensgewohnheiten anhand von Lastschriften, Kreditkartenzahlungen und Überweisungen. Du kannst auf diesem Wege mühelos erkennen, wie Dein Lifestyle sich auf das Klima auswirkt.
Wir nutzen Zahlungsverkehrsdaten zur Ermittlung von individuellen Konsument:innen-Impacts. Wir klären Menschen darüber auf, wo sie in Sachen Nachhaltigkeit aktuell stehen und sorgen auf diese Weise zunächst für die nötige Transparenz.
Wenn wir zurückgehen zu meiner persönlichen Geschichte am Strand in Asien: Ich sah die Auswirkungen von Konsum in Form von Plastikmüll, konnte aber nicht einschätzen, wie hoch mein eigener Beitrag zur Umweltverschmutzung ist. Wenn also Konsument:innen zunächst bewusst wird, dass sie in der Tat einen persönlichen Umwelteinfluss haben, nehmen wir sie einen Schritt weiter und sorgen für Bildung (Education). Wir zeigen ihnen, wie sie mit kleinen Anpassungen im Alltag klimafreundlicher leben können. Zum Beispiel, indem sie Geflügel statt Rindfleisch zum Essen wählen.
Abgerundet wird dieser Prozess zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag durch Kompensationsangebote, in denen Konsument:innen ihren CO2-Fußabdruck direkt im Onlinebanking durch Spenden an zertifizierte, gemeinnützige Projekte kompensieren können.
Transparenz ist der Schlüssel, damit Nachhaltigkeit von Grund auf sowohl bei Unternehmen als auch auf der Seite der Konsument:innen gelebt und in die Tat umgesetzt wird. Warum ist das so? Bislang war der Haupttreiber sowohl auf Hersteller:innen- als auch auf der Konsument:innen-Ebene der Preis. Kaufentscheidungen wurden nach dem günstigsten Preis getroffen. Sowohl Unternehmen als auch Kund:innen legen mittlerweile jedoch verstärkt Wert auf ethische und Umweltaspekte von Produkten. Konsument:innen vertrauen vermehrt Marken und Hersteller:innen, die in der Lage sind, Transparenz z.B. über ihre Lieferketten, ihre Ressourcenverbräuche und ihre tatsächlich gelebte Nachhaltigkeit offenzulegen.
Wer bei diesem Thema auf Greenwashing und nicht auf harte Zahlen und wissenschaftliche Quellen setzt, verliert am Ende. Den Klimawandel können wir nur bekämpfen, wenn einerseits Unternehmen nachhaltig wirtschaften und transparent darüber berichten und wenn auch die Konsument:innen ihr eigenes Verhalten hinterfragen und es entsprechend anpassen. Diese Kombination aus Transparenz und Nachhaltigkeit stellt einen Paradigmenwechsel in unserer Wirtschaft und in unserer Gesellschaft dar. Denn auch wenn das Problem der Erderwärmung schon lange bekannt ist, wurde es viel zu lange ignoriert.
Fang am besten mit kleinen Schritten an. Nutze zum Beispiel so oft Du kannst das Fahrrad als Transportmittel. Sei neugierig und probiere eine vegane Ernährungsweise aus. Du wirst die Erfahrung machen, dass Du neue Dinge entdeckst und viele Bedenken (“Kann veganes Geschnetzeltes überhaupt schmecken?”) durch einfaches Ausprobieren aus dem Weg räumen kannst. Es ist spannend, neue Dinge zu entdecken:ob nun bei der Ernährung, bei der Fortbewegung oder bei der Stromanbieter:in. Du beginnst mit kleinen Alltagsdingen und entwickelst Dich über die Zeit weiter. Wie das alte Sprichwort sagt: “Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt”. Veränderung fällt uns allen schwer – es ist ein Sprung ins Unbekannte. Dieses schrittweise Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit lohnt sich jedoch – und zwar vor allem für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. Damit die Generation meines heute kleinen Sohnes sich auch in 20 Jahren noch an der Schönheit unseres Planeten erfreuen kann und er eines Tages mit seiner Familie oder Freunden an einem sauberen Strand verweilen kann.
Bildquelle: Unsplash