Deine CLIMATE News: Best-Practices zur Klimatransformation, exklusive CHOICE Events und Einblicke in unser CLIMATE Team!
Klimatransformation 2022 – Jahresrückblick im Expert:innen-Panel
Unternehmen standen 2022 vor großen neuen Herausforderungen – von der Energiekrise über Lieferkettenengpässe bis hin zum Aufbau von Klimaresilienz. Wie konnten sie diese meistern und gleichzeitig den Wandel zur Low-Carbon-Economy vorantreiben?
Das haben wir gemeinsam mit unternehmerischen Vorreitern und Initiativen der Klimatransformation im finalen CHOICE Event #48 diskutiert. Hier findest du zusammengefasst die wichtigsten Learnings des Jahres von Expert:innen von B.A.U.M. e. V., Ørsted, HiPP und Green Planet Energy.
B.A.U.M. e. V. – Ein starkes Netzwerk für Klimaschutz in Unternehmen

B.A.U.M. e. V., das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, engagiert sich seit jeher dafür, Umwelt- und Klimaschutz in Unternehmen zu verankern. Mit der Initiative Wirtschaft pro Klima hat der Verein seit Mai 2022 diesem Kernthema nun auch eine eigene Plattform eingeräumt, die es Unternehmen ermöglicht, ihr Klimaengagement und ihre Erfahrungen zu teilen. Der cross-sektorale Dialog verknüpft dabei die Themenkreise des Nachhaltigkeitsmanagements mit der Vorbereitung auf kommende europaweite Berichterstattungspflichten sowie Möglichkeiten konkreter Marktanreizstrukturen für die Transformationsfinanzierung. Zahlreiche Unternehmen engagieren sich bereits bei Wirtschaft pro Klima. Sie zeigen erfolgreich, dass Klimaschutz im Unternehmen möglich und auch ökonomisch sinnvoll ist.
Yvonne Zwick – Vorsitzende, B.A.U.M. e. V.: „Unseren strategischen Ansatz, das Netzwerk zu mobilisieren, die Transformationsdynamik zu entfesseln und in den Kompetenzaufbau zu investieren, werden wir auch 2023 weiter verfolgen. Mit dem „Digitalen B.A.U.M.“ sind die Grundlagen gelegt, um in den Intervallen zwischen unseren raren Präsenz- und vielen digitalen Veranstaltungen die Vernetzung der Mitglieder untereinander zu ermöglichen. Wir setzen unser Qualifizierungsprogramm für Azubis und Trainees, die SDG-Scouts, sowie die Transformationsdialoge im Rahmen der Initiative Wirtschaft pro Klima fort.“
Green Planet Energy – Erneuerbare sind die eigentliche Lösung der Energiekrise

Das Jahr 2022 hat den Energieversorger Green Planet Energy vor allem dazu gezwungen, seine Geschwindigkeit und Agilität zu erhöhen. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde der internationale Energiemarkt durcheinander gewirbelt und als Reaktion folgten diverse politische Interventionen wie die Strompreisbremse, Gasumlage oder Gaspreisbremse. Entsprechend hatte das Team von Green Planet Energy viel damit zu tun, die jeweils aktuelle Informationslage zu erfassen, zu verarbeiten, entsprechende Anpassungen vorzunehmen und diese transparent mit den Kund:innen zu kommunizieren.
Bestärkt fühlt sich Green Planet Energy in der langfristigen Strategie, in den Aufbau eigener und erneuerbarer Anlagen zu investieren. Nach Ansicht von Carolin Dähling kann die tatsächliche Lösung der aktuellen Energiekrise nur der Ausbau erneuerbarer Energien sein. Gerade für Unternehmen stellt sich die Investition in eigene Anlagen, z. B. POV auf dem eigenen Dach, als einzig sinnvolle Option dar, um sich bei der Strombeschaffung langfristig abzusichern. Denn erneuerbare Energiequellen sind nicht nur gut fürs Klima, sie senken auch die Beschaffungskosten sowie zukünftige Risiken aufgrund geopolitischer Krisen.
Ørsted – Lieferanten müssen 100 % grünen Strom beziehen

Ørsted ist das erste Energieunternehmen der Welt, dessen Netto-Null-Ziel von der Science Based Targets Initiative (SBTi) als “ wissenschaftsbasiert“ bestätigt wurde. Bis 2040 will das Unternehmen in seiner gesamten Wertschöpfungskette Netto-Null-Emissionen erreichen. Nachdem bereits Pläne für den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorliegen, besteht die größte Herausforderung für Ørsted nun darin, die Emissionen der Lieferkette zu reduzieren.
Mit dem Start seiner Netto-Null-Initiative im Jahr 2020 hat Ørsted daher ein Programm zur Dekarbonisierung der Lieferkette initiiert. Dieses zielt in erster Linie auf die strategischen Lieferanten des Unternehmens in den kohlenstoffintensivsten Kategorien ab, darunter die Herstellung von Windturbinen, Fundamenten, Umspannwerken und Kabeln. Auf die strategischen Lieferanten entfallen etwa 50 % der Beschaffungsausgaben von Ørsted. Im August 2022 hat Ørsted darüber hinaus angekündigt, dass alle Lieferanten bis 2025 zu 100 % auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen umsteigen müssen. Das Unternehmen erwartet von seinen Lieferanten, dass sie ihren Stromverbrauch mit erneuerbarem Strom decken, indem sie in Anlagen für erneuerbaren Strom vor Ort investieren, PPAs mit Projekten für erneuerbare Energien abschließen oder Zertifikate für erneuerbaren Strom kaufen. Ørsted will seine Lieferanten mit Leitlinien für erneuerbare Energien unterstützen, um die jeweils besten Lösungen auszuwählen.
HiPP – Dekarbonisierung der Lieferkette im Fokus

Auf dem Weg zum klimapositiven Unternehmen hat der Babynahrungshersteller HiPP im Jahr 2022 ebenfalls daran gearbeitet, CO2-Einsparpotenziale entlang der Wertschöpfungskette zu ermitteln und auszuschöpfen. Um die hierfür nötigen Informationen über den Klimareifegrad seiner Lieferanten zu erhalten, hat HiPP das Software-Tool von THE CLIMATE CHOICE eingesetzt. Die Climate Intelligence Platform bietet einen strukturierten und skalierbaren Prozess zur Erfassung und zum Management klimarelevanter Lieferantendaten. Auf der Grundlage der gesammelten Daten liefert das spezialisierte SaaS-Tool Informationen und Orientierungshilfen für die Einbindung von Lieferanten in Klimastrategie und Reduktionsziele.
Dr. Johannes Knubben, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement bei HiPP: “Die Bereitstellung von Rohstoffen als essentieller Bestandteil unseres Geschäftsmodells erfordert die Prüfung von Umwelt- und insbesondere Klima-Auswirkungen der vorgelagerten Lieferkette. Das Software-Tool von THE CLIMATE CHOICE bietet hierfür die ideale Lösung und ermöglicht es uns, einen skalierbaren und verlässlichen Prozess zur Erhöhung der klimarelevanten Transparenz unserer Lieferkette umzusetzen. Auf dieser Datengrundlage können wir unsere ambitionierten Klimaziele im Scope 3 zusammen mit unseren Lieferanten sichtbar machen und gemeinsam voranbringen.”
THE CLIMATE CHOICE – KMU den Einstieg in die Klimatransformation erleichtern

Zusammenarbeit ist nach Meinung von Lara Obst der Schlüssel, um die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts, die Klimatransformation, zu bewältigen. Denn bis zu 90 % der Emissionen eines Unternehmens entstehen in der Lieferkette – und können entsprechend nur in Kollaboration mit den Lieferanten reduziert werden. Diese sind jedoch in den allermeisten Fällen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die nur begrenzt Möglichkeiten haben, um ihr Klimamanagement strukturiert umzusetzen. Wie können Unternehmen dennoch grundlegende Daten über den Klimareifegrad ihrer Lieferanten erheben und sie dazu befähigen, den ersten Schritt in Richtung einer erfolgreichen Klimatransformation zu gehen?
Diese Frage hat sich das Team von THE CLIMATE CHOICE gestellt und als Antwort im Oktober 2022 den digitalen Climate Readiness Check veröffentlicht. Das Software-Tool adressiert die zentralen Einstiegsbarrieren in das Klimadatenmanagement für kleine und mittelständische Lieferanten: fehlendes Know-How und Ressourcen.

Um diese zu überwinden, braucht es einfach anzuwendende Erkenntnisse und Einblicke bei gleichzeitig minimalem Zeit- und Kostenaufwand. Der Climate Readiness Reck bietet daher genau das: ein kostenloser und 5-minütiger digitaler Selbsttest, welcher die wichtigsten Dimensionen des unternehmerischen Klimaschutzes abdeckt. Unternehmen können ihre Lieferanten einladen, den digitalen Klima-Check durchzuführen und aufgrund des geringen Aufwands skalierbar und mit hoher Rückmeldequote klimarelevante Daten ihrer Lieferkette erfassen.
Klimaschutz wird zum Treiber der Digitalisierung

Zum Autor: Frank Siebke ist Geschäftsführer von mind-E und führt Unternehmen mithilfe von Best-Practice-Lösungen Schritt für Schritt durch die Klimatransformation. Von der CO2-Bilanzierung über Optimierung von Produktionsprozessen bis zur CSR-Berichtserstattung stehen digitale Lösungswege im Vordergrund. Beide Themen „Digitalisierung und Klima“ müssen zur Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen gemeinsam entwickelt werden.
Doppeleffekt: Unternehmen setzen für Wachstum vermehrt auf die Kombination aus Klimaschutz und Digitalisierung
Laut einer BCG Studie aus dem Jahr 2021, betrachten 55 Prozent von 800 weltweit befragten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit als Kernkriterium zur Digitalen Transformation. Im Bereich der produzierenden Unternehmen sind es gar 77 Prozent. Die Potenziale, sowohl Kosten als auch CO2 einsparen zu können sind enorm. Welche Digitalisierungseffekte lassen sich nun für Unternehmen aus der Klimatransformation generieren?
Die CO2-Bilanz ist der Ausgangspunkt
Startpunkt eines erfolgreichen Konzepts für Klimaschutz aus dem Bereich Nachhaltigkeit in den Unternehmen ist die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks. Die Berechnung erfolgt anders als noch vor wenigen Jahren digital und mit hoher Automatisierung. Mittels moderner Software, die mit allen wichtigen Emissionsdatenbanken verknüpft ist, müssen lediglich noch die spezifischen Emissionen des Unternehmens eingespielt werden. Diese Informationen liegen in der Regel bereits in den ERP-Systemen der Unternehmen vor, können exportiert und über Algorithmen bilanziert werden.
Diese Methode zur Erstellung einer unternehmerischen CO2-Bilanz wird mutmaßlich alle bisherigen Bilanzierungsformen ablösen. Glücklicherweise gibt es verschiedene marktreife Lösungen zum Geschäftsjahr 2023, rechtzeitig zum Inkrafttreten der neuen CSR Berichtspflicht (CSRD, Corporate Sustainability Reporting Directive).
Das Greenhouse Gas Protocol als Standard
Als CO2-Bilanzierungsstandard setzt sich aktuell das Greenhouse Gas Protocol (GHG) mit seinen Scopes 1, 2 und 3 durch, der einen vollständigen CO2-Fußabdruck des Unternehmens abbildet. Vorteil hier ist, dass damit nicht nur Emissions-Hotspots des Unternehmens (Scope 1 und 2) identifiziert werden können, sondern auch wichtige Erkenntnisse zur Lieferkette geliefert werden (Scope 3), die in der Regel den größten Teil des Fußabdrucks ausmacht – je nach Branche bis zu 90 Prozent.
Durch Einbindung der Lieferkette in die eigene Klimatransformation erhält der Einkauf zusätzliche Steuerungselemente, die bis zur Entwicklung oder Anpassung von Produkten reicht – oder häufig auch genau den umgekehrten Weg, von Kundenanforderungen über die Produktentwicklung zu den Zulieferern.

Die Methodik des GHG entwickelt sich laufend weiter und ist für das einzelne Unternehmen als ein Managementsystem zu verstehen. Um künftig aber auch eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen herzustellen, entstehen für einzelne Branchen eigene Rahmenwerke, wie zum Beispiel PCAF im Bereich Finance oder GLEC für Logistic.
Untermessungen, Digital Twins und Automation werden zum Digitalisierungsturbo
Auch Produktionsprozesse profitieren von der Kombination aus Klimaschutz und Digitalisierung. Mit Digital Twins können Produktionsanlagen, einzelne Abschnitte daraus oder Gebäude 1:1 abgebildet und so direkt CO2- und Energieeinsparungen erkannt, als auch Wartungsintervalle punktgenau vorhergesagt (predictive maintenance) oder Ausschüsse in der Produktion reduziert werden. Jeder Ausschuss, der nicht produziert wird, ist ein großer Hebel zur CO2-Reduktion, Energie- und Kosteneinsparung.
Eine wirksame Vorstufe vor der Implementierung von Digital Twins sind Untermessungen, die sich in Gebäuden oder entlang von Produktionsanlagen sehr einfach installieren lassen. Innerhalb kurzer Betrachtungszeit können unentdeckte hohe Verbraucher eingegrenzt und optimiert werden.
Weiteres Einsparpotenzial bietet eine Prozessautomatisierung. Sie erhöht die Effizienz, Flexibilität und die Qualität von Prozessen. Automatisierung ermöglicht einen bedarfsorientierten Einsatz, wodurch wiederum Energieverbräuche und Verschleiß reduziert werden.
Ein großer Vorteil von digitalen Technologien ist die Möglichkeit, sie remote einzusetzen und beispielsweise Fernwartungen mittels AR-Brille durchzuführen. Dabei wird ein lokaler Techniker von einem Experten aus der Firmenzentrale geführt. Er sieht eingeblendete Informationen und setzt damit Inbetriebnahme, Wartung oder Reparatur selbst um. CO2-intensive Anfahrten werden vermieden und die Fehlerbehebung erfolgt meist sogar schneller.
Abfälle werden zu Wertstoffen
Digital wird auch die Erfassung des Abfallaufkommens als wichtiger Schritt zur Zirkularität. Enthaltene Wertstoffe werden strukturiert und können über angebundene Online-Portale automatisch vermarktet statt bisher teuer entsorgt werden.

Logistik ist ein Hauptverursacher
Die Transportbranche ist laut Umweltbundesamt in Deutschland der zweitgrößte CO2-Produzent. Hier gibt es also den größten Bedarf zur Reduktion, aber auch großes Potenzial durch Digitalisierung. Smart Mobility verringert Umweltbelastungen in der Logistik. Bereits eine smarte Routenführung hat einen großen Effekt. Das größte Potenzial liegt aber in der Optimierung der Laderaumnutzung sowie in der Vermeidung von Leerfahrten.
Der CO2-Fußabdruck wird zu einer festen Kennzahl
Perspektivisch können wir davon ausgehen, dass neben Finanzen und Governance auch spezifische CO2-Daten ihren eigenen Stellenwert bekommen. Der CO2-Fußabdruck wird so zu einem wichtigen Mehrfachindikator und zu einem Steuerungselement. Er wird sukzessive Einzug in die meisten Unternehmensbereiche halten.
FAZIT: Durch Digitalisierung dem Klimaziel einen großen Schritt näherkommen
Homeoffice und geringeres Pendelaufkommen – die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben nicht nur zur CO2-Reduktion beigetragen, sondern auch der Digitalisierung in den Unternehmen einen deutlichen Schub verpasst. Laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom kann eine beschleunigte digitale Transformation über 40 Prozent des bis 2030 notwendigen CO2-Einsparziels bewirken. Das größte Potenzial liegt dabei in der Fertigung, gefolgt von Mobilität und Gebäuden.
Und so schlummern in allen Unternehmen, die Klimaschutz und Digitalisierung gemeinsam vorantreiben jeweils enorme Potenziale, die sich über kurze Audits einfach prognostizieren lassen. Es gilt also, Klimaschutz und Digitalisierung zusammen zu denken, um den größten Nutzen zu erzielen.
Dein Unternehmen treibt die Klimatransformation voran und sucht nach Unterstützung zur Erfassung transparenter Klimadaten zur Dekarbonisierung seiner Lieferkette? Dann freuen wir uns dich kennenzulernen und noch heute ein Gespräch auszumachen!
So funktioniert eine multidimensionale Klimaanalyse – Warum es wichtig ist, nicht nur den CO2-Fußabdruck zu messen
Bei der Klimastrategie eines Unternehmens denken viele vor allem schnell an den „CO2-Footprint“. Klar: Wenn es um unternehmerischen Klimaschutz geht, dreht sich alles um Treibhausgasemissionen und darum, wie Unternehmen CO2 reduzieren oder ausgleichen können. Jedoch wird bei einer Klimaanalyse mit Hauptfokus auf die CO2-Emissionen häufig zu kurz gedacht.
Kohlenstoffemissionen sind zwar eine zentrale Kennzahl für den Klimareifegrad eines Unternehmens und werden von Interessengruppen und Investoren während einer Klimaanalyse oft als Schlüsselfaktor von Nachhaltigkeit hervorgehoben. Dennoch ist die Klimawirkung eines Unternehmens viel umfangreicher als die ausgestoßenen Emissionen. Die Klimaleistung eines Unternehmens vollständig zu erfassen, erfordert eine viel umfassendere Betrachtung als lediglich die Berechnung der CO2-Emissionen. Wieso, erfährst du im Folgenden.
1. CO2-Fußabdruck nicht gleich ökologischer Fußabdruck
Zunächst wird selten zwischen dem CO2-Fußabdruck und dem sogenannten „ökologischen Fußabdruck“ eines Unternehmens unterschieden. Der CO2-Fußabdruck stellt die Treibhausgasemissionen (nicht nur Kohlenstoff sondern auch alle anderen klimaschädlichen Treibhausgase, wie Methan oder Lachgas) dar. Der „ökologische Fußabdruck“ ist ein komplexerer Nachhaltigkeitsindikator und umfasst darüber hinaus alle anderen Einflussfaktoren einer Unternehmenstätigkeit. Hierbei wird sowohl der Ressourcenverbrauch und die Landnutzung als auch Schädigungen der Ökosysteme und der Einfluss auf die ökologische Vielfalt betrachtet. Überdüngung, Übersäuerung und die Zerstörung der Ozonschicht sind weitere Faktoren, die in den ökologischen Fußabdruck hineinspielen.

2. Die unternehmerische Klimaleistung ist nicht eindimensional
Desweiteren ist die Klimaleistung eines Unternehmen nicht nur an den ökologischen Umweltbelastungen festzumachen. Es benötigt hier eine viel umfangreichere Klimaanalyse, welche alle Dimensionen der unternehmerischen Klimawirkung erfasst. Wichtig ist beispielsweise auch, inwiefern das Geschäftsmodell eines Unternehmens zu den EU-Klimazielen beiträgt und in welcher Intensität bereits Klimaziele umgesetzt werden. All dies ist Teil der Klimawirkung eines Unternehmens und sollte bei der Klimaanalyse gleichermaßen einbezogen werden.
Die Klimawirkung ganzheitlich betrachten
Es gilt also, die Klimawirkung als Ganzes zu betrachten. So lassen sich dementsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Klimaleistung im Unternehmen gestalten, welche unter allen Gesichtspunkten am effizientesten funktionieren. Denn ein ausschließlicher Fokus auf Kohlenstoffemissionen führt sowohl dazu, dass andere Faktoren von der Analyse ausgeschlossen sind und sich Risiken schlecht abschätzen lassen, als auch dass wichtige Potenziale zur Verbesserung der eigenen Klimaleistung nicht genutzt werden können.
Um dies zu verhindern, führen Unternehmen schon heute eine multidimensionale Klimaanalyse durch. Mithilfe des CLIMATE Performance Assessments können Unternehmen die eigene Klimaleistung entlang internationaler Standards beleuchten. Die datengetriebene Analyse-Software ermöglicht eine schnelle und strukturierte Erfassung klimarelevanter Daten und unterstützt Unternehmen dabei, die eigenen Klimastärken sowie -risiken entlang fünf verschiedener Dimensionen nachzuvollziehen. Ziel ist es dabei, die eigene Klimaleistung zu verstehen, um im zweiten Schritt effektive Maßnahmen zur CO2-Reduktion zu identifizieren und umzusetzen.
Die 5 Dimensionen des CLIMATE Performance Assessments für eine umfangreiche Klimaanalyse

1. Wirkungsmodell
Im Vordergrund steht hier die Verankerung von Klimaschutz im eigenen Geschäftsmodell. Entlang der Regulationen der EU-Taxonomie werden Unternehmenstätigkeiten in Bezug auf die EU-Klima- und Umweltziele bewertet. Als „ökologisch nachhaltig“ bzw. „grün“ gelten Unternehmensaktivitäten, sobald sie die Umsetzung von mindestens einem der sechs EU-Klima- und Umweltziele fördern und dabei keines der anderen maßgeblich beeinträchtigen.
2. Klimamanagement
Das Klimamanagement eines Unternehmens zu betrachten, wird künftig immer wichtiger, um Klimaziele zu erreichen und den Anforderungen von Seiten der Politik und Kund:innen entsprechend zu handeln. In Übereinstimmung mit Empfehlungen der Task Force of Climate-related Financial Disclosures (TCFD) und dem Carbon Disclosure Project (CDP) befasst sich diese Dimension mit den internen Governance- und Führungsprozessen einer Organisation. Es wird untersucht, inwiefern es in einem Unternehmen Verantwortliche speziell für die Identifizierung und das Management klimarelevanter Themenbereiche gibt und wie sie klimabezogene Chancen und Risiken identifizieren und steuern.
3. Klimaeinfluss
Für diese Dimension sind zentrale Klimakennzahlen, wie der unternehmensweite und produktbezogene CO2-Fußabdruck wichtig. In das Rating dieser Dimension fließen zusätzlich relevante Daten zu unternehmerischen Klimaauswirkungen, wie z. B. Ressourcen- und Energieverbrauch sowie Abfallmanagement ein. Genau zu identifizieren, welche Emissionstreiber im Unternehmen vorliegen, ist die Grundlage dafür, passende und wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln und CO2-Reduktionsstrategien zu implementieren.
4. Transparenz
Transparente Kommunikation und Offenlegung klimarelevanter Daten werden für Unternehmen künftig immer wichtiger. Investor:innen und Kreditgeber:innen sowie Verbraucher:innen fordern zunehmend vergleichbare, klimabezogene Daten und eine verantwortungsvolle Unternehmenspraxis. In Übereinstimmung mit der Global Reporting Initiative (GRI) wird hier überprüft, ob ein Unternehmen den Berichtspflichten über soziale und ökonomische Auswirkungen ausreichend nachkommt.
5. Ökologisches Handeln
Durch die Umsetzung kurzfristiger und effizienter Maßnahmen, sogenannter Quick Wins, lässt sich erhebliches Einsparpotenzial ausschöpfen. Diese Dimension untersucht, inwieweit Unternehmen entlang der 9 Impact Kategorien – in Bereichen wie Energie, Gebäudemanagement, Mobilität, Finanzen, Digitales und freiwillige CO2-Kompensation – Klimaschutzmaßnahmen ergreifen.

Die Chance der Klimatransformation ergreifen
Entlang dieser 5 Dimensionen lässt sich die Klimawirkung eines Unternehmens realistisch abzeichnen und Stärken sowie Potenziale im Hinblick auf klimabezogene Chancen aufdecken. So können Unternehmen einen Überblick gewinnen und gezielte Maßnahmen für eine klimakompatible Unternehmensführung implementieren. Anstatt allein die CO2-Emissionen zu betrachten, sollte ein ganzheitlicher Ansatz es Unternehmen ermöglichen, klimarelevante Chancen wahrzunehmen und die Weichen auf eine klimakomapatible Zukunft zu stellen.
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Beitragsbild: Unsplash
Verantwortung nutzen und Zukunft gestalten – So setzen Führungskräfte die Klimatransformation um
Politische Vorgaben wie die EU-Taxonomie und die CSR-Berichtspflicht sowie steigende Erwartungen von Investor:innen und Konsument:innen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Um die Klimatransformation als Chance zu nutzen und das eigene Geschäftsmodell auf ressourcenschonendes Wirtschaften auszurichten, braucht es Führungskräfte, die voller Tatendrang vorangehen. Als Entscheidungsträger:innen können sie ihre Verantwortung wahrnehmen und die Weichen in Richtung klimakompatible Zukunft stellen.
Im Folgenden finden sich Chancen, wie motivierte Führungskräfte ihr Unternehmen zukunftsorientiert transformieren und den wichtigsten Wandel der heutigen Zeit vorantreiben können.
CHIEF EXECUTIVE OFFICER (CEO) – Einfluss und Verantwortung nutzen
Für CEOs bietet die Transformation der Wirtschaft unzählige Möglichkeiten, den Kern ihres Berufes weiterzuentwickeln. Wem es gelingt, sein Unternehmen klimaprogressiv auszurichten und Stakeholdern einen attraktiven ESG-Standard zu bieten, der schafft nicht nur die Voraussetzungen für eine nachhaltige Wirtschaft, sondern ebenfalls für den eigenen, langfristigen Unternehmenserfolg.
Das zeigt sich zum Beispiel bei der zunehmenden Orientierung von Investor:innenseite in Richtung nachhaltiger Investments. In Deutschland flossen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres laut BVI 20 Milliarden Euro in ESG-Fonds, berichtet das Finanzportal finanzen.net. In der Summe beliefen sich die Investitionen bereits auf 251 Milliarden Euro. Es ist also davon auszugehen, dass Unternehmen, die Klima-Standards aktiv in der eigenen Unternehmensführung umsetzen, auch künftig eher für Investor:innen interessant bleiben.
Dass bis zu 90 % der CO2-Emissionen eines Unternehmen in der Lieferkette entstehen, stellt sich hierbei als Chance heraus: Wer genau weiß, wo es anzusetzen gilt, kann gezielt die passenden Maßnahmen für eine umfassende CO2-Reduktion in Bewegung setzen. Hierbei ist unternehmensinterne Zusammenarbeit elementar. CEOs, Nachhaltigkeitsbeauftragte und Einkaufsleiter müssen die Ausrichtung auf Klimatransformation in der Geschäftsstrategie kooperativ realisieren.
CHIEF SUSTAINABILITY OFFICER (CSO)
Die Kernaufgabe der Chief Sustainability Officer liegt in der ständigen Weiterentwicklung und Umsetzung der Klimastrategie. Ziele und Abläufe an neue Verordnungen und Wissensstände anzupassen ist ein fortwährender Prozess, der aufmerksame Recherche und regelmäßige Anpassung erfordert. Durch ihre Expertise können CSOs die sich wandelnden Anforderungen anderen Führungskräften vermitteln und das Unternehmen hinsichtlich klimabezogener Ansprüche von Partnerunternehmen, Stakeholdern und Kund:innen auf dem neuesten Stand halten.
Für CSOs bedeutet dies die verantwortungsvolle Chance, die Klimatransformation des Unternehmens voranzutreiben. Für einen schnellen Überblick und Einstieg hilft unser CLIMATE Readiness Check. Das Software-Tool unterstützt Klimabeauftragte dabei, den Klimareifegrad ihres Unternehmens strukturiert zu erfassen, Handlungsfelder zu identifizieren und sich auf Offenlegungsanforderungen von Partnern und rechtlicher Seite vorzubereiten.
CHIEF PROCUREMENT OFFICER (CPO)
Für eine klimakompatible Lieferkette ist insbesondere ein Berufszweig wichtig: Die CPOs. Die Einkaufsleiter:innen eines Unternehmen stehen vor neuen Herausforderungen und der Chance, die Klimatransformation ihres Unternehmens nachhaltig voranzutreiben. Mit transparenten Lieferketten, der Digitalisierung interner und externer Prozesse und der sorgsamen Auswahl von Lieferanten, kann es den Procurement Leadern gelingen, eine klimarelevante Einkaufspraxis zu gestalten und damit in großem Maße Emissionen einzusparen.

Eine Möglichkeit, CPOs hierbei zu unterstützen, liegt in der Nutzung von digitalen Hilfsmittel. 69 % der Chief Procurement Officers gaben laut einer Studie von McKinsey an, dass digitale Vorgehensweisen in der Post-Covid-Welt noch wichtiger werden. CPOs erhoffen sich durch den Umschwung auf digitale Prozesse eine gesteigerte Effektivität des Einkaufs.
Genauso können Software-Tools auch dabei helfen, die Lieferkette klimarelevant zu transformieren. Die größte Herausforderung ist hierbei, Transparenz über den Klimareifegrad der eigenen Lieferkette aufzubauen. Mit unserer softwaregetriebenen CLIMATE Data Platform können CPOs strukturiert und skalierbar die ganzheitliche Klimaleistung ihrer Lieferanten erfassen und Einkaufsentscheidungen auf Basis smarter, klimarelevanter Daten treffen.
CHIEF FINANCE OFFICER (CFO)
Auch für den CFO eines Unternehmens bietet die Klimatransformation Vorteile: Wie bereits angemerkt, wächst das Interesse von Investoren hinsichtlich klimarelevanter Faktoren. Wer die finanzielle Seite seines Unternehmens nach ESG-Standards ausrichtet, verbessert seine Chancen auf die Akquisition von Kapital.
Hierbei kommt es auf Teamwork an: Finanzleiter:innen und Chief Sustainability Officers arbeiten zusammen, um die Verbindung von ESG- und finanziellen Kennzahlen aufeinander abzustimmen. CFOs sind dazu aufgefordert, relevante Kennzahlen transparent offenlegen und einen Überblick der Klimaausrichtung ihres Unternehmens zu gewähren.
Um Klimaratings auch in Geschäftsbeziehungen miteinfließen zu lassen, suchen Unternehmen verstärkt die Nähe zur Banken- und Investmentbranche. Hier können neue Wertquellen entstehen, indem ESG-Kennzahlen mit Kapitalströmen verknüpft werden.
Investor:innen, Kreditgeber:innen und Versicherungsunternehmen sollen Einblicke über klimarelevante Risiken und Chancen ihrer Budgetentscheidungen durch das Rahmenwerk der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) erhalten. Die Berichterstattung über klimabezogene Finanzinformationen soll damit verbessert und klimarelevanten Risiken entgegengewirkt werden. Mehr Infos dazu findest Du im CLIMATE Magazin.
CHIEF MARKETING OFFICER (CMO)
Nicht nur für Investor:innen ist die klimatransformierende Ausrichtung eines Unternehmens interessant. Die gesamte Außenwahrnehmung eines Unternehmens auch auf Konsument:innenseite wird zunehmend an der Progressivität hinsichtlich klimarelevanter Standards gemessen. Für Chief Marketing Officer bedeutet das neue Chancen, die Kommunikation des Unternehmens auf ein neues Level zu heben.

Wichtig ist es hierbei, durch Transparenz die Glaubwürdigkeit des Unternehmens zu stärken und vertrauensvolle Kund:innenbeziehungen herzustellen. So gelingt es CMOs, bestehende Partnerschaften weiterzuentwickeln und neue aufzubauen. Unser CLIMATE Readiness Check kann diese Kredibilität nach außen tragen. Je nach Ergebnis erhält das Unternehmen ein CLIMATE Rating-Label in Gold, Silber oder Bronze, das zur externen Kommunikation der erzielten Ergebnisse genutzt werden kann.
CHIEF HUMAN RESOURCE OFFICER (CHRO)
Eine klimafokussierte Unternehmenskultur aufbauen und neue Talente zu fördern, sind die Aufgaben des Chief Human Resource Officer. Mitarbeiter:innen-Recruiting und Leistungsbewertung lassen sich im Sinne des sozialen Nachhaltigkeitsgedankens umsetzen und ermöglichen somit Chancengleichheit und stärkt einen unternehmensinternen Transformationsgeist.
Berufseinsteiger:innen und Bewerber:innen der jüngeren Generationen suchen verstärkt nach Berufsmöglichkeiten in Unternehmen, die die Klimatransformation aktiv angehen. Die FAZ bezieht sich auf eine Studie des Zukunftsinstituts aus dem Jahr 2019, wonach 87 Prozent der Millennials einen sinnvollen und erfüllenden Job als wichtig erachten. Die Klimatransformation des Unternehmens transparent nach außen zu kommunizieren, unterstützt Chief Human Resource Officer dabei, neue Talente für das Unternehmen zu gewinnen.
Doch auch für das bestehende Team birgt die Klimatransformation Potential. Das Verhalten der Mitarbeiter:innen zahlt direkt auf die CO2-Emissionen einer Firma ein, z.B. durch Geschäftsreisen und Brennstoffverbräuche, Catering, Einkäufe oder Abfälle. Setzt ein Team hier mit motivierenden Klimazielen gemeinsam an, können später auch größere Klimaschutzkonzepte mit geteilter Unterstützung verwirklicht werden. Hier können Chief Human Ressource Officer einen entscheidenden Anteil dazu beitragen, den Transformationsgeist innerhalb des Teams zu stärken. Mehr Infos dazu findest Du in unserem CLIMATE Magazin.
Fazit
Führungskräfte sind die treibende Kraft hinter der Klimatransformation im Unternehmen. Stellen sie jetzt gemeinsam die richtigen Weichen, werden sie das kommende Jahrzehnt beispielhaft bestreiten.
Du willst mehr darüber erfahren, wie die Software-Tools von THE CLIMATE CHOICE Dein Unternehmen bei der Klimatransformation unterstützen können? Dann kontaktiere uns.
Supply Chain Decarbonisation, was erwartet uns 2022?
Immer mehr Unternehmen erkennen die Wirksamkeit der Dekarbonisierung ihrer Lieferkette. Doch welche Maßnahmen können idealerweise umgesetzt werden? Dieser Frage ist Lara Obst, Gründerin von THE CLIMATE CHOICE beim CHOICE Event #33 nachgegangen. Hier findest Du die wichtigsten Erkenntnisse aus ihrem Vortrag.
1,5 ODER 2 GRAD?
Die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist die erfolgreiche Umsetzung der Klimatransformation. Weltweit sind die Veränderungen des Klimas spürbar: Brände, Hochwasser und Artensterben prägen bereits jetzt dieses Jahrzehnt. Erwärmt sich die globale Oberflächentemperatur um 2 Grad, wird ein Viertel der Welt regelmäßig unter extremen Hitzewellen leiden. Auch beim oft besprochenen 1,5-Grad-Ziel betrifft die extreme Hitze noch immer 1 Milliarde Menschen.
Um essenzielle Erfolge verzeichnen zu können, spielt die globale Wirtschaft eine zentrale Rolle. Zwar gehen die Emissionen in Europa seit den 90er Jahren zurück (Abb. 1), jedoch ist dies weniger auf erfolgreiches Klimamanagement zurückzuführen, sondern vielmehr auf globale Krisen. Unser Klimamanagement weist großes Verbesserungspotential auf.
WELTWEITE REGULATIONEN
Weltweit nehmen Regulationen zu, die die Umsetzung der Klimaziele ermöglichen sollen (Abb. 2). Bei der COP26 Klimakonferenz in Glasgow wurden Einigungen erzielt, nach denen keine fossilen Brennstoffe mehr genutzt werden dürfen und bis 2030 weltweit 55 % CO2 reduziert werden sollen. Solche Zielvorgaben mehren sich auch in Europa. Im Sommer 2021 ist das “Fit for 55”-Programm verabschiedet worden, ebenfalls mit dem Ziel einer Emissionsreduktion von 55 %. Deutschland hat Anfang dieses Jahres bekräftigt, auf eine Reduktion von 65 % bis 2030 hinzuarbeiten und Klimaneutralität bis 2045 erreichen zu wollen (ob 2045 ausreicht, wird ebenfalls noch stark diskutiert).
Diese Zielvorgaben machen sich in der Wirtschaft bemerkbar. Unternehmen müssen sich anpassen, sich dazu verpflichten, Emissionen zu reduzieren und dazu beizutragen, das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Aber: Wir haben im letzten Jahr auch festgestellt, dass es nicht ausreicht, sich diese Klimaziele zu setzen. Wir müssen darüber reden, wie wir sie in die Praxis umsetzen.
Seit dem 1. Januar 2022 gilt die EU-Taxonomie. Sie bestrebt die Einordnung von Unternehmen danach, wie deren Handlungen auf Klima und Nachhaltigkeit einzahlen. Zudem soll kontrolliert werden, ob sie eines der sechs Umweltziele der EU (Abb. 3) positiv beeinflussen, ohne dabei ein anderes zu verletzen und gleichzeitig alle Standards eingehalten werden. Gegenüber diesem System sollen Unternehmen demnächst aufzeigen, wie sie dazu beitragen, dieses Rahmenwerk zu erfüllen und bewerten, ob ihr eigenes Geschäftsmodell klimakompatibel ausgerichtet ist. Stark diskutiert ist in diesem Rahmen der Einbezug der Atomkraft. Jedoch gilt die EU-Taxonomie als erstes Rahmenwerk für eine Einordnung.

Ein zweites Rahmenwerk ist ein Vorschlag der Taskforce Climate Related Financial Disclosure, die auf Anfrage der EU ein Rahmenwerk entwickelt hat, um die andere Perspektive aufzeigbar zu machen: Wie können Unternehmen aufzeigen, welche Risiken der Klimawandel für sie darstellt? Und wie können sie selbst Strategien aufstellen, um diesen Risiken zu begegnen und Chancen zu nutzen? Auch wenn dieses Rahmenwerk bislang nur ein Vorschlag ist, nutzen es aktuell bereits 60 % der weltweit größten 100 Unternehmen, womit es de facto ein Standard geworden ist, um Klimarisiken für Unternehmen bewertbar zu machen, besonders in der Finanzwelt.
Die CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) beschäftigt sich damit, diese beiden Perspektiven zusammenzubringen und das nicht-finanzielle Reporting, das bislang als Non-Financial Reporting Directive (NFRD) existiert, abzulösen. Ein Rahmenwerk soll entstehen, sodass Unternehmen einen Standard haben, auf den sie sich beziehen können und das ab 2023 greifen soll. Aus Veröffentlichungen weiß man bereits, dass die CSRD auf bestehenden Standards aufbaut und die 6 EU-Klimaziele berücksichtigt. Angekündigt ist dieses Rahmenwerk ab 2023 für Unternehmen mit über 250 Beschäftigten mit €40 Millionen Nettoumsatz und €20 Millionen Bilanzierung. Ab 2026 gilt es auch für gelistete KMUs.
Diese Rahmenwerke entstehen nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch auf internationaler. Unternehmen orientieren sich jetzt schon an den Vorgaben der TCFD. Inzwischen gibt es zudem ein Internationales Sustainability Standard Board (ISSB), das daran arbeitet, ein internationales Konzept für die Offenlegung von klimarelevanten ESG-Daten zu erstellen. Dabei werden ebenfalls die Punkte Governance, Strategie, Risikometriken und KPIs beachtet.
2022 – GET YOUR DATA RIGHT!
Um den Einfluss der ESG-Kriterien in Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette messbar und managebar zu machen, ist eine Klimadatenanalyse notwendig. Nicht nur von Kundenseite, auch durch die genannten Regulationen steigen die Verpflichtungen für Unternehmen, ihren Impact reporten zu können. Hier hilft es hinzuschauen, wo die meisten Emissionen entstehen. Den Großteil des negativen Klimaeinflusses eines Unternehmens machen nicht die direkten Emissionen aus, sondern die Emissionen, die aus der Lieferkette kommen (Abb. 4).
Emissionen aus der Lieferkette können bis zu 90 % der Unternehmensemissionen ausmachen. Wenn die Klimabilanz eines Unternehmens verbessern werden soll, gilt es, hier hinzuschauen.
WIE KÖNNEN UNTERNEHMEN KLIMAKOMPATIBEL ARBEITEN?
Um die Klimatransformation im Unternehmen voranzubringen, muss ein strukturiertes Klimamanagement aufgesetzt werden. Es reicht nicht aus, Emissionen zu messen und durch Offsetting auszugleichen. CO2 muss vermieden und reduziert werden. Darüber hinaus müssen klimarelevante Daten reportet werden können.
Die Dekarbonisierung durch klimarelevante Beschaffung macht die Transparenz der Lieferkette wichtiger denn je. Der Umgang mit Scope-3-Emissionen ist für Unternehmen von grundlegender Bedeutung, um Anforderungen hinsichtlich ihrer Klimatransformation zu erfüllen. Dies geht mit unterschiedlichen Herausforderungen einher (Abb. 5). So fehlen z. B. häufig klimarelevante Daten, es müssen Anreize für den Procurementbereich geschaffen und Prioritäten verrückt werden. Entlang der Wertschöpfungskette gibt es bisher keine klaren Klimaziele und keine Standards, nach denen Unternehmen bemessen können, ob und wie ihre Lieferanten Klimastandards einhalten.
Um diese Herausforderungen erfolgreich anzugehen, entstand der Zusammenschluss internationaler Konzerne, “Transform To Zero” (Abb. 6). Die Teilnehmenden haben über Industrien hinaus erkannt, dass sie an der gemeinsamen Arbeit an der Dekarbonisierung ihrer Lieferketten profitieren können. Die Einbindung einer fragmentierten Lieferantenlandschaft über mehrere Branchen hinweg erfordert kollektives Handeln.
Die größte Herausforderung der Dekarbonisierung der Supply Chain: In den Lieferketten gibt es viele kleine und mittlere Unternehmen, die noch nicht bereit sind, ihre Klimaauswirkungen zu managen, wodurch klimarelevante ESG-Daten fehlen. Nur 28 % der Unternehmen mit Dekarbonisierungszielen sind auf dem Weg, ihre Ziele zu erreichen. Das liegt stark daran, dass sie noch nicht die Herausforderungen in der Lieferkette angegangen sind. Deshalb folgt nun ein Step-by-Step-Guide zur Lieferkettendekarbonisierung.
STEP-BY-STEP LIEFERKETTENDEKARBONISIERUNG
Bei der Dekarbonisierung der Lieferkette gilt es folgenden Fragen nachzugehen:
- Wie klimafreundlich sind meine Lieferanten?
- Wie helfe ich Ihnen bei ihrer Dekarbonisierung?
- Wie kann ich die Zusammenarbeit zwischen Einkäufern und Lieferanten fördern?
Egal, welchen Prozess man dabei umsetzt, sollte man laut Gartner zunächst einen Weg finden, um Daten zu sammeln, diese dann analysieren und schließlich Expertise aus den verschiedenen Bereichen der Transformation vermitteln.
Um Unternehmen in Richtung klimakompatible Lieferketten bewegen, gilt es die folgenden fünf Schritte zu beachten:
- Umfassendes Klimamanagementsystem – Berücksichtigung von Klimaregulierung und Kundenbedürfnissen
- Engagement – mit Lieferanten bei der Klimaberichterstattung und den Bemühungen zur Emissionsreduzierung
- Einführung der Datenerfassung – Entwicklung einer Methode zur Verwaltung klimarelevanter ESG-Daten von Lieferanten
- Datengesteuert – Einsatz von Software, um Lieferanten in die Lage zu versetzen, Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung zu erkennen
- Datengestützte Beschaffung – intelligente Entscheidungen treffen und Kapital richtig zuweisen
WIE ZERO-CARBON-SOLUTIONS LIEFERKETTEN DEKARBONISIEREN
40 % der Emissionen in den Lieferketten könnten mit leicht zugänglichen und erschwinglichen Mitteln (<10 € pro Tonne CO2e) reduziert werden und sind dadurch durchaus kompatibel mit den aktuellen Offsetting-Preisen (Abb.7).
WARUM RENTIERT SICH DIE KLIMATRANSFORMATION?
Die erste Generation von „Climate Champion“-Unternehmen erwirtschaftet intensive Aktionärsrenditen. Es lässt sich aufzeigen, dass sowohl einkaufende Unternehmen ihre Umsätze steigern und Performance heben, als auch, dass sich Kosten reduzieren lassen.
WRAP-UP LIEFERKETTENDEKARBONISIERUNG:
Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass es gilt CO2-Reduktionen entlang der gesamten Wertschöpfung effektiv umzusetzen. Unternehmen müssen ihre Lieferketten transformieren und ein klimarelevantes Sourcing aufbauen, indem sie aktiv mit Lieferanten zusammenarbeiten und diese dazu befähigen, ihre eigenen Klimadaten zu managen und CO2 zu reduzieren. Klimarelevante Beschaffung muss eine kollaborative Einkaufs-Lieferanten-Beziehung ermöglichen, die Lieferanten befähigt, Klima-Champions zu werden.
Hierbei hilft THE CLIMATE CHOICE. Als Software-as-a-Service Plattform bietet es zuverlässige Klima-Ratings und ein kollaboratives, datengesteuertes Werkzeug zur Dekarboniserung von Unternehmen und ihren Lieferketten. Die handlungsorientierte und einfach zu handhabende Klima-Scorecard bietet als detaillierte Analyse Einblicke in die aktuellen klimarelevanten Chancen, Potentiale und Risiken eines Unternehmen. Die smarte Technologieplattform unterstützt Unternehmen dabei Handlungsfelder aufzudecken und Dekarbonisierungsmaßnahmen zusammen mit Lieferanten und Handelspartnern umzusetzen. Transformation wird so ganzheitlich möglich und durch ein starkes CLIMATE Netzwerk umgesetzt, welches mit einer einheitlichen Methodik zur Bewertung und Verbesserung der eigenen Klimaleistung arbeiten, um Transparenz und zielgerichtete CO2-Reduktion zu fördern und sich zukunftsorientiert zu positionieren.
Mache Dein Unternehmen zum CLIMATE Champion! Kontaktiere uns gleich und mache ein kostenloses Beratungsgespräch aus.
Wie ganzheitliche Mobilitätskonzepte die CO2-Reduktion voranbringen
Gastbeitrag. Zur Autorin:

Cathrin Weber verstärkt seit 2020 das PROJECT CLIMATE Team tatkräftig mit Ihrer langjährigen Beratungserfahrung, ihren kreativen Ideen und der Motivation, gemeinsam den Mobilitätswandel in Organisationen voranzutreiben. Denn sie ist überzeugt: Gemeinsam ist es möglich „unmögliche Veränderungen“ zu realisieren und eine lebenswerte Zukunft mit zukunftsfähiger Mobilität gestalten zu können.
In ihrem Gastbeitrag spricht Cathrin darüber, wie ganzheitliche Strategien die Basis für eine wirksame Transformation und CO2-Reduktionen in der
betrieblichen Mobilität bilden können.
Was hat die Corona-Krise mit der betrieblichen Mobilität zu tun?
Die aktuelle Pandemie hat dazu beigetragen, dass sich die Digitalisierung in Deutschland (endlich) beschleunigt. Zudem hat sie in vielen Unternehmen das bisher vorherrschende Verständnis von benötigter Mobilität auf den Kopf gestellt. In dieser Krise hat sich einerseits gezeigt, dass deutlich weniger Mobilität ausreichen kann, um die Geschäftstätigkeit erfüllen zu können: Bis zu 27 % der Erberbstätigen arbeiteten zeitweise im Homeoffice (Quelle Statista).
Andererseits zeigte sich auch, dass sich die Nachfrage und Vorteile von Mobilitätsangeboten in der Wahrnehmung der Mitarbeitenden schlagartig ändern können (Quelle DLR):
- > 60 % der Befragten, die bisher gerne öffentliche Verkehrsmittel nutzten, fühlte sich dabei nun deutlich unwohler als zuvor
- > 30% der Befragten vermissten in der Zeit ihr eigenes Auto
- In Deutschland zeigt sich, wie in vielen anderen Europäischen Ländern, ein Absatzboom bei Fahrrädern (+ 17 %)
Dass insbesondere das Auto durch die Pandemie wieder einen Aufschwung bei den Pendlern erlebt hat, ist nachvollziehbar – umso größer ist die Herausforderung von Unternehmen, nun die Mobilitätsangebote so zukunftsfähig aufzustellen, dass dieser Trend wieder gebrochen werden kann. Warum Unternehmen daran ein Interesse haben?
Unternehmen haben Handlungsdruck bei den CO2-Emissionen der Mobilität
Laut einer Bitkom-Studie möchte fast jedes zweite Unternehmen in Deutschland perspektivisch klimaneutral werden – 22 Prozent der Unternehmen möchten die Klimaneutralität bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre erreichen. Dies bestätigt auch eine Umfrage von Deloitte, bei der 60 Prozent der befragten CFOs von festen Reduktionszielen berichten und knapp 40 Prozent die CO2-Neutralität mit Ihrem Unternehmen anstreben. Dazu gehören dann natürlich auch die CO2-Emissionen der Mobilität.
Diese sind nach dem Green House Gas Protocol kategorisiert als
- Scope 1 Emissionen: Direkte energiebezogene Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger im eigenen Fuhrpark
- Scope 3 Emissionen: Emissionen die in der vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungskette entstehen, beispielsweise auf dem Arbeitsweg von Mitarbeiter:innen und bei Geschäftsreisen
Das die Erreichung dieser CO2-Emissionsziele jedoch kein Selbstläufer ist und wird, zeigt sich bei der Betrachtung der letzten Jahrzehnte: Die CO2-Emissionen aus der Mobilität haben sich bisher in Deutschland nicht reduziert – im Gegenteil: Denn, während die Reduzierung der Treibhausgasemissionen z. B. im Energiesektor bereits gut voran geht, stagnieren die Zahlen im Bereich Mobilität seit Jahren und Emissionswerte steigen vereinzelt sogar noch an.
Dies hängt auch mit dem bisherigen Mobilitätsangebot in Organisationen zusammen: Alternative Mobilitätsformen (wie z. B. Bahnticket, ÖPNV Ticket, JobRad) wurden aktuell meist als Einzelmaßnahmen bei Organisationen eingeführt. Zudem sind die Einzelmaßnahmen meist nicht konkurrenzfähig zu den Dienstwagen.
Durch die Pandemie hat sich der Handlungsdruck bei Unternehmen, um eine zukunftsfähige Mobilität den Mitarbeitenden zu ermöglichen, nun nochmal zugespitzt. Wenn die Mobilitätsangebote überarbeitet werden, dann müssen diese zukünftig gleich mehrere Anforderungen gerecht werden:
- Mitarbeitende:
Wünschen sich mehr Flexibilisierung & Individualisierung der möglichen Mobilitätsangebote - Nachhaltigkeit:
Fordert eine Dekarbonisierung der betrieblichen Mobilität, im Einklang mit dem 1,5°C Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens - Unternehmensstrategie:
Benötigt eine höhere Transparenz bzgl. der Nutzung und der Auswirkung der genutzten betrieblichen Mobilität, um zielgerichtet die gesetzten Klimaschutzziele erreichen zu können.
Bevor nun also – wie in den letzten Jahren – weiter fleißig viele Einzelmaßnahmen fast schon aktionistisch in Unternehmen eingeführt werden, bietet sich zum aktuellen Zeitpunkt ein strukturiertes Vorgehen an. Mit einem ganzheitlichen Mobilitätskonzept wird ein strukturierter Rahmen geschaffen, um angestrebte Ziele, den Status Quo und die benötigten messbaren Maßnahmen ganzheitlich zu betrachten und einen realistischen und effizienten Umsetzungsplan zu erstellen.
Ganzheitliches Mobilitätskonzept als Antwort auf die diversen Anforderungen
Wie auch bei der digitalen Transformation von Unternehmen zeigt sich beim Wandel der betrieblichen Mobilität, dass ein strukturiertes Konzept den Grundstein für eine zielgerichtete Änderung legt.
In unseren Projekten haben wir zudem die Erfahrung gesammelt, dass ein Mobilitätskonzept für kurz- und mittelfristige Veränderungserfolge eine Vielzahl an Aspekten beinhalten muss – erst dann zeigen sich die Vorteile der Veränderungen deutlich:
- Das Konzept ist ganzheitlich: Alle 3 Säulen der Nachhaltigkeit (sozial, ökologisch, ökonomisch) sind Bestandteil der geplanten Veränderungen.
- Entscheidungen werden datengetrieben getroffen: Sowohl der Status Quo, die Ziele als auch die Wirksamkeit von Maßnahmen sind datengestützt beschrieben.
- Reporting & Kommunikation als relevante Begleitung: Qualitative & quantitative Transparenz wird ermöglicht und begleitet den Veränderungsprozess kontinuierlich.
Ablauf der Erstellung eines Mobilitätskonzepts
Für die Erstellung eines solchen Konzepts haben wir unser New Mobility Framework entwickelt. Dieses umfasst einen strukturierten Prozess, welcher Unternehmen dabei begleitet den Status Quo zu erfassen, Ziele und Maßnahmen zu konzipieren und das unterstützende Monitoringsystem zu etablieren.
Die Aktivitäten werden individuell auf die Bedarfe des Unternehmens hin angepasst und auf den bereits vorhandenen Fortschritt hin ausgerichtet. So begleiten wir die Kunden bei der Erstellung des Konzepts und ermöglichen zeitgleich einen Wissenstransfer, sodass die Veränderungen nachhaltig im Unternehmen verankert werden können.
Sie wissen nicht, ob Sie noch ein Mobilitätskonzept benötigen oder in welcher Form dies bei Ihnen die Transformation unterstützen kann? Starten Sie gerne mit unseren New Mobility Check und lernen Sie Ihren Status Quo der New Mobility Transformation mit uns kennen!
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Oder möchtest Du einen besseren Überblick über die klimarelevanten Chancen und Risiken Deines Unternehmens bekommen? Dann melde Dich bei uns und fordere Informationen zum CLIMATE Readiness Check an.
2021 im Rückblick – Die wichtigsten Erkenntnisse und Trends der Klimatransformation
Zahlreiche Unternehmen haben sich im vergangenen Jahr Klimaziele gesetzt und arbeiten seither an konkreten Maßnahmen für eine ganzheitliche CO2-Reduktion. Was haben sie dabei konkret über die Umsetzung von Klimazielen gelernt? Und welche Trends und Herausforderungen zeichnen sich für 2022 ab? Zusammen mit unserer Partnerin B.A.U.M. e.V haben wir im finalen CHOICE Event #32 gemeinsam mit Expert:innen der Unternehmen Miele, Telefónica und Henkel Antworten auf diese Fragen gesucht und das Jahr 2021 Revue passieren lassen. Hier findest Du die wichtigsten Inhalte, zusammengefasst in 4 spannenden Trends für das Jahr 2022.
#1 Kreislauffähige Herstellungsprozesse – Verpackung neu denken

“Worauf es ankommt: Teamwork! Wir arbeiten mit Händlern und Rohstofflieferanten zusammen, um gemeinsam innovativer zu werden und Ressourcen wieder aufzuarbeiten.”
– Lilith Lauk, Circular Economy bei Henkel
Henkel verfolgt eine ganzheitliche Strategie zur Förderung der Circular Economy, indem das Unternehmen nachhaltige Verpackungen entwickelt und verwendet. Der Bereich Verpackung muss dafür von den Rohstoffen über die Herstellung bis hin zu den Endkund:innen ganzheitlich betrachtet werden. Um Verpackungen kreislauffähig und damit ressourcenarm zu gestalten, bemüht sich das Unternehmen, Rohstoffe so zum Einsatz zu bringen, dass sie nach der Nutzung wiederverwendbar sind. Vor allem lässt sich in diesem Bereich ein Trend in Richtung Monomaterial identifizieren. Da die Verpackung in diesem Fall aus lediglich einem Material bestehen, lässt sich dieses im Nachgang unkomplizierter recyceln und zu neuen Rohstoffen weiterverarbeiten. Die Grundvoraussetzung für eine kreislauffähige Verpackungsherstellung ist es dabei, den verbleibenden Abfall nicht als solchen zu betrachten, sondern als Potenzial zur Rohstoffgewinnung.
#2 Beste Energieeffizienz und Langlebigkeit der Produkte

“Wir fokussieren uns auf die Energie- und Wasserverbrauchsreduktion bei der realen Nutzung der Produkte im Haushalt sowie darauf, den Produktlebenszyklus auch mit über die gesamte Lebenszeit der Produkte verfügbare Reparaturleistungen zu verlängern.”
– Christoph Wendker, Vice President Corporate Sustainability and Regulatory Affairs bei Miele
Bei Miele stehen beim Thema Nachhaltigkeit vor allem die Klimastrategie sowie Langlebigkeit ihrer Produkte im Vordergrund. Das Unternehmen beschäftigt sich schon seit den 1990er Jahren intensiv mit dem Thema Klimaschutz. Es veröffentlicht seit 2002 Berichte und Ziele zum Thema Nachhaltigkeit und verfolgt seit 2011 eine konkrete Strategie zur CO2-Emissionsreduktion im Unternehmen. Als einziger Anbieter in der Branche testet Miele die eigenen Großgeräte auf 20 Jahre Lebensdauer und weist das auch nach. Der Fokus liegt also auf der Langlebigkeit der Produkte. Um in Serie zu gehen, müssen Produkte in anspruchsvollen Dauer- und Belastungstests ihre Zuverlässigkeit beweisen. In die Klimabilanz des Unternehmens gehen auch die Emissionen ein, welche durch die Nutzung der Produkte entstehen, sowie Serviceleistungen wie Reparatur und Ersatzteilproduktion. Dies macht bis zu 83 % der gesamten Klimaauswirkung des Unternehmens aus. Daher fokussiert sich Miele zudem seit langem darauf, die Energieeffizienz der eigenen Produkte zu steigern: seit dem Jahr 2000 bis heute konnte Miele im Schnitt rund 55 % Energieeinsparung bei den Geräten erreichen und plant bis 2030 noch einmal eine Reduktion um 15 %.
#3 Mit digitalen Tools CO2 in der Lieferkette reduzieren

“Das Pilotprojekt mit THE CLIMATE CHOICE kann wichtige Erkenntnisse für die Dekarbonisierung von Telefónica Deutschland im Scope 3 liefern. Unseren Lieferanten bietet es Unterstützung bei ihrer Klimatransformation und wir können mehr Transparenz und vergleichbare Daten über die Klimaleistung in unserer Lieferkette erhalten.”
– Joachim Sandt, Umweltbeauftragter bei Telefónica Deutschland
Telefónica Deutschland möchte für ihre Klimastrategie die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um Rohstoffe und Energie einzusparen. Das Unternehmen strebt an, die Klimaauswirkungen der eigenen Unternehmenstätigkeiten bis in die Lieferkette hinein nachzuvollziehen und auf dieser Basis ganzheitlich Emissionen zu reduzieren. Telefónica möchte so zu einem Klima-Vorreiter in der deutschen Telekommunikationsbranche werden und einen Trend setzen. Denn es hat bereits erkannt: Die Branche kann eine wesentliche Rolle für die Dekarbonisierung der Wirtschaft spielen. Telefónica Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2025 klimaneutral zu wirtschaften. Daher investiert es schon heute in energieeffiziente Technik, fördert eine schadstoffarme Mobilität und bietet Kund:innen zunehmend nachhaltige Produkte und Dienstleistungen an. Um effiziente Dekarbonisierungsmaßnahmen nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern auch entlang der Lieferkette umzusetzen, hat der Mobilfunkanbieter ein Partnerprogramm mit THE CLIMATE CHOICE gestartet. Im Rahmen des Projekts konnten mithilfe eines neuen Software-Tools erfolgreich klimabezogene Risiken und Potenziale ausgewählter Lieferanten identifiziert und eine strategische Grundlage für die Dekarbonisierung von Telefónica Deutschland im Scope 3 gelegt werden.
#4 Durch Klimadaten Transparenz schaffen und Zusammenarbeit fördern

“Die eigene Klimaleistung zu verbessern bedeutet nicht, top-down eine Datenabfrage durchzuführen, sondern aktiv Lieferanten einzubinden, zu unterstützen und gemeinsam in die Dekarbonisierung zu kommen.”
– Lara Obst, Gründerin von THE CLIMATE CHOICE
Getrieben von politischen Regulationen und steigenden Anforderungen von Kund:innen sowie Investor:innen werden Unternehmen heute zunehmend aufgefordert, Transparenz bezüglich ihrer Klimawirkung zu schaffen. Da eine ganzheitliche Klimadatenanaylse für Unternehmen noch immer eine Herausforderung darstellt und insbesondere der Mittelstand hierfür oftmals nicht über die notwendigen Ressourcen verfügt, bietet THE CLIMATE CHOICE mit einem kollaborativen Software-Tool ein handlungsorientiertes Rahmenwerk für die Lieferkettendekarbonisierung. Entlang internationaler Standards ermöglicht der Climate Readiness Check es Unternehmen und ihren Lieferanten, ihren Klimareifegrad zu identifizieren und gemeinsam Dekarbonisierungsmaßnahmen einzuleiten. Die ganzheitlich Datenabfrage schließt dabei u. a. sowohl die Klimastrategie Unternehmens als auch die Wirksamkeit des Klimamanagements mit ein. Damit unterstützt THE CLIMATE CHOICE Unternehmen dabei, die eigene Klimatransformation entlang der gesamten Lieferkette und in Kooperation mit Lieferanten voranzutreiben.
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Mitarbeitenden klimafreundliche und flexible Mobilität ermöglichen

Interviewpartnerin: Nicola Büsse ist Co-Founderin & COO bei MOBIKO. Bereits 2018 beschäftigte sich Nicola im Rahmen eines Projektteams bei der Audi Business Innovation GmbH intensiv mit dem Thema betriebliche Mobilität. Daraus entstand die Idee des Mobilitätsbudgets für Unternehmen und MOBIKO wurde als eigene Gesellschaft ausgegründet. Seit Markteintritt nutzen Mitarbeitende von über 70 Firmenkunden das Mobilitätsbudget tagtäglich und rechnen die Mobilitätausgaben ihrer Arbeitswege sowie Fahrten in der Freizeit beim Arbeitgeber über MOBIKO ab.
Im Interview mit THE CLIMATE CHOICE erzählt Nicola, welche Potentiale sich für Unternehmen durch digital verwaltete Mobilitätsbudgets ergeben und wie der CLIMATE Readiness Check MOBIKO dabei geholfen hat, die eigene Klimatransformation voranzubringen.
Wir freuen uns, dass MOBIKO als CLIMATE Solution Partner auf unserer Plattform dabei ist. Könnt Ihr Euch kurz vorstellen?
Sehr gerne! Wir sind MOBIKO, ein Team aus 15 Mitarbeitenden, und wir verfolgen die Vision der Ort zu sein, an dem Unternehmen jeder Größe ihre nachhaltige Mobilitätsstrategie umsetzen. Begonnen hat alles 2018 mit einer Kooperationspartnerschaft zwischen der Audi Business Innovation GmbH und der mantro GmbH, einem Company Builder aus München. In dieser Zeit haben wir angefangen, uns mit der Mobilität von Unternehmen zu befassen und festgestellt, dass das betriebliche Mobilitätsangebot für Mitarbeitende überholt und starr ist. Wir waren damals die Ersten auf dem deutschen Markt, die ein flexibles Mobilitätsbudget angeboten haben. Heute hat sich das geändert. Die Digitalisierung, New Work, die COVID-19 Pandemie, steigende fahrzeugbezogene Kosten (insbesondere im urbanen Raum) sowie der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu agieren, haben den Bedarf und Zuspruch nach Lösungen wie Mobilitätsbudgets extrem verstärkt.
Welche klimarelevanten Herausforderungen seht Ihr im Alltag vieler Unternehmen heute?
Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, sind Unternehmen gezwungen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zur Erhaltung des Planeten gerecht zu werden, und gleichzeitig erzeugt die steigende CO2-Bepreisung die Notwendigkeit, Mobilitätsassets besser auszulasten und/oder zu reduzieren. Steigende Kosten vor allem für Parkraum und Verwaltung sowie neue Kosten über die CO2-Bepreisung machen die eigenen Mobilitätsassets wie beispielsweise eine Dienstwagenflotte immer teurer, vor allem, wenn diese 23 Stunden am Tag ungenutzt bleibt. Nicht selten wird zudem die Nebenkostenersparnis durch den Dienstwagen auf Mitarbeiterseite durch den Arbeitgeber kostenmäßig überkompensiert. Zudem müssen/wollen Unternehmen zunehmend ein Nachhaltigkeitsreporting erstellen, um zu sehen, wie viel Emissionen im Unternehmen entstanden sind und wie diese reduziert werden können. Die Mobilität der Mitarbeitenden ist dabei ein nicht zu vernachlässigender Bereich. Immer mehr Unternehmen möchten daher Anreize für Mitarbeitende schaffen, sich nachhaltiger fortzubewegen.
Wie helft Ihr anderen Unternehmen, klimafreundlich zu handeln?
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, Unternehmen eine Lösung zu bieten, um sämtliche Mobilitätsangebote für Mitarbeitende zu verwalten, steuerkonform abrechnen zu können, nachhaltiges Mobilitätsverhalten automatisch zu incentivieren und dadurch deutlich Kosten und Emissionen einzusparen. Das Mobilitätsbudget von MOBIKO ermöglicht Mitarbeitenden daher, alle verfügbaren Verkehrsmittel und Mobilitätsservices weltweit zu nutzen und die Kosten beim Arbeitgeber ganz einfach per App abrechnen zu können. Anstatt die eingereichten Mobilitätsbelege pauschal zu versteuern, gewährleistet unser eigens entwickelter intelligenter Steueralgorithmus eine wirtschaftliche Optimierung und steuerkonforme Rückerstattung aller Ausgaben. Der Mitarbeitende bekommt schon beim Einreichen angezeigt, wie steuersensitiv seine Mobilitätsausgabe ist. Die Rückerstattung der eingereichten Mobilitätskosten erfolgt automatisch im Folgemonat mit der Gehaltszahlung – 100 % digital. Arbeitgeber haben dadurch keinerlei Aufwand und sparen sich bares Geld. Je nach Mobilitätsnutzung kann der Mitarbeitende dabei mit einer deutlich höheren Nettoerstattung rechnen als bei einer reinen Gehaltserhöhung – frei nach dem Motto: Grüner fahren. Steuern sparen. Um wirklich Emissionen einsparen zu können, müssen wir am Verhalten der Mitarbeitenden ansetzen und diesen die Verantwortung für ihr Mobilitätsverhalten wieder übertragen, damit diese von vorneherein klimafreundliche Mobilitätsentscheidungen treffen können, anstatt pauschal nachträglich zu kompensieren.
In Zukunft möchten wir unser Angebot weiter auf die gesamte betriebliche Mobilität ausweiten. Mit MOBIKO können Unternehmen bereits heute neben dem freien Mitarbeiterbudget auch Angebote wie Dienstwagen und Dienstrad budgetär verwalten. In Zukunft soll der gesamte Mobilitätsmix in MOBIKO vereint werden. Hierzu gehört auch die Erfassung von Mobilitätsvermeidung und emissionsneutrale Fortbewegung. Dafür bieten wir Unternehmen eine Plattform, die es möglich macht, teure und umweltbelastende Assets zu reduzieren oder besser auszulasten – ohne Mitarbeitende in ihrer Flexibilität einzuschränken.
Gemeinsam haben wir das CLIMATE Performance Assessment durchgeführt. Was war eure Motivation dabei?
Natürlich möchten wir nicht nur anderen Unternehmen helfen, nachhaltiger zu agieren und Emissionen zu vermeiden, sondern auch bei uns selbst anfangen. Als Bestandsaufnahme haben wir daher das CLIMATE Performance Assessment durchgeführt. Dieser war eine gute Ausgangsbasis für uns, um zu sehen, in welchen Bereichen wir bereits nachhaltig handeln und wo vor allem noch Handlungsbedarfe sind. Wir haben ein kleines Green-Team, welches sich genau mit diesen Handlungsempfehlungen auseinandersetzt. Derzeit evaluieren wir, welche Aufforderungen wir in diesem Jahr bereits geschafft haben und wo wir 2022 noch ansetzen müssen, um klimaneutral zu werden und einen aktiven Beitrag gegen den Klimawandel leisten zu können. Das CLIMATE Performance Assessment war dabei das Fundament auf dem unsere ganze interne Arbeit aufgebaut war. Die praxisnahen Tipps haben uns wirklich geholfen, die für ein Startup zunächst unlösbare erscheinende Aufgabe aktiv anzugehen.
Was sind die drei Best Practices, die ihr Unternehmen mit auf den Weg geben wollt?
Wenn man auf diesem Gebiet keine Mitarbeitenden hat, die dafür eingestellt und ausgebildet wurden, hilft es sehr Partner wie beispielsweise THE CLIMATE CHOICE zu haben, die einem helfen das eigene Unternehmen objektiv auf Nachhaltigkeit zu prüfen, Problemstellen ausfindig zu machen, aber auch direkt Lösungswege und -vorschläge aufzeigen. Sie geben eine gute Orientierung und unterstützen, um schnell mit Maßnahmen starten zu können.
Zunächst kann auch erst einmal mit kleinen Aktionen angefangen werden, um die Aufmerksamkeit innerhalb des Teams auf das Thema zu erhöhen und schnell in die Umsetzung gehen zu können. Beispiele können hier sein: Ecosia als Browser, anstatt Google verwenden, vegane Lunches einführen, ein flexibles Mobilitätsbudget zur Verfügung stellen, welches nachhaltiges Fortbewegen incentiviert, eine Fahrradwoche veranstalten, und und und. Es kann ganz einfach sein, wenn man unter anderem den eigenen Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt sich einzubringen – denn viele Mitarbeitende haben einen eigenen Drive, auch ihr Arbeitsumfeld klimafreundlicher und zukunftstauglich zu gestalten.
Auch der Beitritt zu Initiativen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen, hilft ungemein. Dadurch entstehen Ideen für aktive Umsetzungen im Unternehmen, Erfahrungen werden ausgetauscht und gemeinsam lassen sich Nachhaltigkeitsprojekte viel einfacher umsetzen. Zudem motivieren sie sehr, da sich gemeinsam einfach mehr bewegen lässt!
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Bildquelle: Unsplash
Science Based Targets im Unternehmen umsetzen
Im Zuge der COP26 verlagert sich derzeit das Augenmerk hin zu langfristigen Net-Zero-Zielen und Dekarbonisierungsstrategien. Hierbei bilden wissenschaftsbasierte Klimaziele – sogenannte Science Based Targets (SBTs) – einen zentralen Hebel für die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Anna Lena Hackelsberger von „econsense – Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft“ hat beim CHOICE Event #29 erklärt, was genau „wissenschaftsbasiert“ bedeutet und wie die Zielsetzung in der Praxis funktioniert. Hier findest Du die wichtigsten Inhalte aus ihrem Vortrag über Science Based Targets.
Wer ist die Science Based Targets Initiative (SBTi)?
Die Science Based Targets Initiative (SBTi) wurde 2015 im Jahr des Pariser Klimaabkommens von vier NGOs – CDP, WWF, UN Global Compact und World Resources Institute – gegründet. Die Initiative gilt als führender Akteur sowohl für die Anleitung bei der wissenschaftsbasierten Klimazielsetzung als auch für ihre Validierung. Unternehmen können sich öffentlichkeitswirksam zur Festlegung von Science Based Targets verpflichten und haben daraufhin zwei Jahre Zeit, um diese Ziele in enger Abstimmung mit der SBTi validieren zu lassen.
Aktuell sind weltweit schon über 2.000 Unternehmen Teil der SBTi. Davon haben ca. die Hälfte bereits validierte Ziele, während sich die andere Hälfte noch im Zielsetzungsprozess befindet.
Die Methodik der Science Based Targets
Die SBTi will also Unternehmen dabei unterstützen, sich Klimaziele zu setzen, die mit den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft in Einklang stehen. Aus der Anfangszeit der Initiative verfolgen manche Unternehmen zwar noch 2 °C-Ziele, das Ambitionsniveau wurde mittlerweile aber aktualisiert, sodass sich jedes neue Unternehmen heute zum 1,5 °C-Ziel verpflichten muss.
Der methodische Ansatz der SBTi lässt sich dabei in drei Schritte gliedern:
- Den Ausgangspunkt bilden globale Treibhausgas-Budgets, d. h. die Menge an Emissionen, die noch in die Atmosphäre gehen können, bevor bestimmte Temperaturschwellen überschritten werden. Das bedeutet konkret: Für den 1,5 °C-Pfad schätzt die SBTi das verbleibende THG-Budget – ab 2018 bis zum Netto-Null-Ziel – auf 990 Gigatonnen CO2-Äquivalente.
- Als zweiten Schritt modelliert die SBTi mithilfe von Emissionsszenarien, wie dieses Treibhausgas-Budget über die Zeit verteilt werden kann. Hierfür arbeitet die SBTi mit etwa 50 verschiedenen Emissionsszenarien, die u. a. von der Internationalen Energieagentur (IEA) stammen.
- Zuletzt wird das Treibhausgas-Budget auf den Privatsektor und einzelne Unternehmen heruntergebrochen. Für diese Verteilung gibt es wiederum zwei verschiedene Ansätze: Beim Absolute Contraction Approach reduziert jedes Unternehmen seine Emissionen linear und unabhängig von der Branche um 4,2 % pro Jahr. Beim Sectoral Decarbonization Approach geht es wiederum nicht um absolute Emission, sondern um Emissionsintensitäten. Hiernach reduzieren alle Unternehmen eines bestimmten Sektors ihre Emissionsintensität bis zu einem bestimmten Datum auf denselben Wert.
Erfolgsfaktoren für die Umsetzung
Bereits beim Festlegen der Klimaziele müssen wichtige Bedingungen für ihre erfolgreiche Umsetzung mit bedacht werden. Zunächst sollten die Science Based Targets eng mit der Unternehmensstrategie verwoben sein, sodass alle aktuellen und zukünftigen Geschäftsfelder auf die Zielerreichung einzahlen. Dies hat zur Folge, dass die SBTs bei vielen Unternehmen als Anstoß für grundlegende Diskussionen über die klimakompatible Ausrichtung des Geschäftsmodells wirkt.
Da das Commitment zu den SBTs mittlerweile eine sehr öffentlichkeitswirksame Angelegenheit geworden ist, läuft die Entscheidung darüber heute zwangsläufig über das Top-Management oder den Vorstand. Daher ist es wichtig, diesen die Bedeutung der SBTs sowohl für die eigene Klimawirkung als auch für die zukünftige Geschäftsentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit klar zu machen. CSR- und Nachhaltigkeitsmanager sollten den Impuls für die Festlegung der SBTs ins ganze Unternehmen weitertragen und durch strategisches Stakeholder-Management möglichst viele Abteilungen in den Prozess mit einbinden. Letztlich kann die Zielsetzung nur zum Erfolg werden, wenn alle im Unternehmen an einem Strang ziehen.
Vorteile für die interne und externe Positionierung
Mit den Science Based Targets leisten Unternehmen nicht nur einen wichtigen Beitrag für eine klimakompatible Wirtschaft, sondern sie kommen damit ebenso den steigenden Anforderungen verschiedenster Stakeholder entgegen. Dieses sind unter anderem:
Externe Stakeholder
Für viele Unternehmen sind letztlich Investor:innen einer der Hauptgründe für die Festlegung von SBTs. Diese üben hierbei immer mehr Druck auf Unternehmen aus und schätzen die SBTs als extern validiertes und klimarelevantes Qualitätssignal. Ähnliches gilt auch für Endkund:innen oder Partnerunternehmen entlang der Lieferkette. Zudem haben SBTs ebenos bei klimarelevanten Ratings und Rankings einen großen Einfluss auf eine bessere Bewertung und somit eine gesteigerte Markenreputation.
Politische Entscheidungsträger:innen
Seit dem Pariser Klimaabkommen arbeitet die Politik zunehmend an neuen Gesetzen und Regulierungen für eine klimakompatible Wirtschaft. Gerade in Bezug auf künftige rechtliche Anforderungen können sich Unternehmen mit den SBTs entsprechend vorbereiten und Unsicherheiten verringern.
Strategie
Die Klimaperformance von Unternehmen wird in Zukunft immer mehr an Marktrelevanz gewinnen. Wer sich also frühzeitig auf die ambitionierten Ziele der SBTs einlässt und so an einer klimafreundlichen und langfristig belastbaren Geschäftsstrategie arbeitet, schafft sich für die nahe Zukunft entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Betrieb
Auch operativ können SBTs Vorteile für die Profitabilität eines Unternehmens bringen. Zum einen eröffnen sie durch den Anreiz zu Innovationen neue Einkommensströme und zum anderen sorgt die gesteigerte Energie- und Ressourceneffizienz für Kosteneinsparungen. Darüber hinaus bieten die SBTs für die Unternehmens- und Teamkultur eine gemeinsame Vision und fördern so das Mitarbeiterengagement.
Kritikpunkte an den Science Based Targets
Bei all ihren positiven Auswirkungen lassen sich die SBTs ebenso in ein paar Punkten kritisch hinterfragen. So ist zum Beispiel ihre Auswirkung auf das Klima nur bei einer entsprechend hohen Beteiligung der weltweiten Unternehmen gegeben. Bisher ist aber die Durchdringung besonders in Nicht-OECD-Ländern sowie Sektoren mit hohem Schadstoffausstoß (z. B. Bau, Automobile, Schifffahrt) noch sehr gering. Dazu ist es für manche Branchen deutlich einfacher, bei den SBTs mitzumachen, als für andere. Besondere Schwierigkeiten bei der Zielsetzung haben z. B. Unternehmen, die sehr heterogene Produkte herstellen (z. B. Chemiesektor) oder Unternehmen in Sektoren, für die nur wenige 1,5 °C-kompatible Pfade existieren (z. B. Luftfahrt).
Auch das Ambitionsniveau der SBTs wird von manchen als nicht ausreichend eingestuft. So rechnet die Initiative auf der Grundlage einer 50-Prozent-Wahrscheinlichkeit für die Temperaturgrenze von 1,5 °C. Mit anderen Worten: Würden sich alle Unternehmen weltweit SBTs setzen, läge die Wahrscheinlichkeit, das 1,5 °C-Ziel insgesamt zu erreichen, immer noch nur bei 50 %. In Anbetracht all dieser Herausforderungen arbeitet die Science Based Targets Initiative kontinuierlich daran, ihre Methodik weiter zu verbessern und so immer mehr Unternehmen zu ermöglichen, durch wissenschaftsbasiert Klimaziele die Klimatransformation weiter voranzutreiben.
Weitere Information zu diesem Thema bietet das Paper „Accelerating the Race to Net Zero“ von econsense.
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Dekarbonisierung von Unternehmen und ihren Lieferketten: Best Practices
Obwohl physische und transitorische Risiken der Klimakrise bereits deutlich zu spüren sind, befinden wir uns heute noch immer in den Startlöchern der Klimatransformation. Das kommende Jahrzehnt macht daher den Unterschied: Geschäftsentscheidungen und Investitionen, die wir jetzt tätigen, sind ausschlaggebend für eine regenerative Zukunft. Aber wie kommen wir von gesetzten Klimazielen zur praktischen Umsetzung?
Der CLIMATE Best Practice Guide zum #CTS2021
Beim online CLIMATE TRANSFORMATION Summit im Juni 2021 haben wir mit 50 Expert:innen sowie 600 Teilnehmer:innen aus der gesamten DACH-Region über den Weg einer erfolgreichen Klimatransformation entlang der folgenden 7 Impact-Kategorien diskutiert: Energie, Gebäude, Produktion, Mobilität, Food, Digitales und Umwelt. Mit dabei waren Project DrawDown, Patagonia, Green Planet Energy, IKEA, B.A.U.M. e.V., south pole und viele mehr!
Der #CTS2021 wurde von dem Climate-Tech-Unternehmen THE CLIMATE CHOICE als Teil seiner Vision ins Leben gerufen, jedem Unternehmen zu ermöglichen, durch starke CO2-Reduktion ein Climate Champion zu werden.
Highlights und Beispiele
Der Best Practice Guide 2021 #VonKlimazielenZurUmsetzung stellt die wichtigsten Einblicke, Best Practices und klimarelevanten Erkenntnisse des Summits vor.
“Bis heute fehlen uns die praktischen Maßnahmen zur Umsetzung eines 1,5 °C gerechten Klimaplans – in Deutschland und weltweit. Unternehmen stehen somit vor der Herausforderung, die größte und schnellste Transformation der Wirtschaft überhaupt umzusetzen, ohne bislang einen konkreten Fahrplan in der Hand zu halten. Als CLIMATE Community können wir voneinander lernen und im entscheidenden nächsten Jahrzehnt Emissionen bis in die Lieferkette hinein drastisch reduzieren und eine regenerative Zukunft gestalten!”
THE CLIMATE CHOICE Gründerin Lara Obst.
Das erwartet Dich im Guide
Übersichtliche Best Practices zur Dekarbonisierung von Unternehmen und ihren Lieferketten:
- Zehn Schritte zur zukunftsorientierten Dekarbonisierung von Unternehmen entlang der Lieferkette
- Mit Kernaussagen von Prof. Dr. Claudia Kemfert, Dr. Jonathan Foley (Project DrawDown), Katharina Reuter (Bündnis 90/Die Grünen), Beth Thoren (Patagonia) und Renat Heuberger (South Pole)
- Übersicht an praxisnahen Lösungen in 7 Impact Kategorien, unter anderem mit Codyo, First Climate, Green IT Systemhaus, Green Planet Energy, MOBIKO, naturstrom, SolarBlick, windcloud, windCORES und vielen mehr!

Klimaziele umsetzen, aber wie?
Unternehmen weltweit setzen sich Klimaziele und geben ihren Lieferketten deutliche CO2-Reduktionsziele vor. Wie aber die praktischen Maßnahmen aussehen, um gemeinsam eine echte „0“ zu erreichen, ist oft unklar. Das nächste Jahrzehnt steckt daher voller Herausforderungen, aber auch Chancen, um in der Wirtschaft neue Wege zu gehen und dazu beizutragen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen.
„The future of climate change and the future of our planet is still a choice that we can make, so make a good one.”
Dr. Jonathan Foley, Executive Director Project DrawDown.
Jetzt loslegen!
Der Hebel zur Dekarbonisierung ist dabei der Einkauf! Denn laut CDP stammen 11.4 mal mehr Emissionen aus der Lieferkette, als aus den direkten Tätigkeiten eines Unternehmens. Der Fokus in der Beschaffung lag allerdings bislang in erster Linie auf Qualität, Wirtschaftlichkeit, Liefergeschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Das Bewusstsein für Lieferkettenrisiken und -Verantwortung setzt sich heute nach und nach durch internationale Vorschriften zu Arbeitsrecht, Rohstoffbeschaffung und Umweltschutz durch. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, gesetzte Klimaziele in konkrete Handlungen zu überführen – in ihrem eigenen Unternehmen sowie in der Lieferkette. Denn gerade hier können enorme CO2-Einsparpotentiale umgesetzt werden.
Mittelständischen und zuliefernden Unternehmen fehlen jedoch oft die Ressourcen, um ins Handeln zu kommen – dafür bündelt der Best Practice Guide konkrete Ansätze und Inspirationen um direkt loszulegen.
Der vollständige Guide steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung!
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Durch Energieeffizienz die Klimatransformation vorantreiben

Gastbeitrag. Zum Autor:
Mathias Rauter arbeitet seit 2019 für die Energie Steiermark Business GmbH und ist dort als zertifizierter Energieauditor verantwortlich für die Erfüllung des Energieeffizienzgesetzes.
Wenn es um die erfolgreiche Umsetzung der Kimatransformation im Energiesektor geht, reden viele vor allem über die Stromerzeugung durch erneuerbare Quellen – während das Schlagwort der Energieeffizienz deutlich seltener fällt. Zu Unrecht, denn spätestens seit der Bekanntgabe der Europäischen Energiepolitik sollte klar sein, welch wichtige Rolle die Energieeffizienz bei der Erreichung der Klimaziele spielt. Mathias Rauter bietet einen tieferen Einblick und erklärt am Beispiel von Energie Steiermark AG, wie Unternehmen Maßnahmen zur effizienteren Stromnutzung umsetzen können.
Die Energieeffizienzrichtlinie der EU weißt den Weg
Zur Erreichung der Klima- und Energieziele hat die EU im Jahr 2012 die erste Version der EU Energieeffizienzrichtlinie (Richtlinie 2012/27/EU) beschlossen. Europäische Länder sind dazu verpflichtet, diese Richtlinie in nationales Recht umzusetzen und bis 2020 die Energieeffizienz um 20 % zu erhöhen. Im Jahr 2018 wurde die Richtlinie überarbeitet und das Gesamtziel bis 2030 auf 32,5 % erhöht.
Da aus der Richtlinie diverse Umsetzungsmöglichkeiten für die Steigerung der Energieeffizienz hervorgehen, haben die einzelnen EU-Länder verschiedene nationale Strategien gewählt. In Österreich hat man sich mit dem „Nationalen Energieeffizienzgesetz“ für ein Mischsystem aus strategischen Maßnahmen des Bundes und der Länder sowie einer Energielieferantenverpflichtung entschieden.
Energielieferant:innen müssen demnach bei Endkund:innen pro Jahr 0,6 % Energie durch Energieeffizienzmaßnahmen einsparen. Zusätzlich gibt es für große Unternehmen die Verpflichtung, in 4 Jahresabständen Energieaudits von zertifizierten Energieauditoren durchzuführen und Verbesserungsmaßnahmen im Betrieb zu erarbeiten oder ein Managementsystem (z. B. Energie-MS, Umwelt-MS oder EMAS) im Betrieb einzuführen.
Mit Managementsystem und Audits zu mehr Energieeffizienz
Zur Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung sowie zur Unterstützung seiner Kund:innen hat Energie Steiermark AG eine eigene Stabsstelle „Energieeffizienz“ gegründet. Zusätzlich wurde ein Energiemanagementsystem, das den gesamten Vertrieb umfasst, im Konzern eingeführt. Das Unternehmen hat die Mitarbeitenden der Stabstelle dazu beauftragt, alle aus dem Energieeffizienzgesetz entstehenden Energieeffizienzmaßnahmen zu bewerten, konzerninterne Audits für alle betroffenen Gesellschaften durchzuführen und als Energiebeauftragte im Energiemanagementsystem zu agieren.
Das Ergebnis: Mit Stand 14. Februar 2021 hat die Stabsstelle circa 1.300 Energieeffizienzmaßnahmen bewertet und bei der Nationalen Energieeffizienz-Monitoringstelle zur Überwachung des nationalen Gesetzesrahmens gemeldet. Zur Erreichung dieses Ziels hat Energie Steiermark AG auf engen Kundenkontakt und Austausch bzw. Know-How-Transfer von Energielieferant:innen zu den Kund:innen gesetzt. Zusätzlich wurden mehrere Energieeffizienznetzwerke gegründet, welche die Kund:innen bei der Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen zusätzlich unterstützten. Die Maßnahmen teilten sich dabei in unterschiedliche Bereiche (Abbildung 1) auf. Im Bereich der industriellen Prozesse konnten so die größten Einsparungen erzielt werden (44 % der insgesamt eingesparten kWh), gefolgt von den Bereichen Heizung und Warmwasser (19 %) sowie Beleuchtung (13 %).

Best Practice: Kühlsystem und Mobilität
Die Maßnahmen wurden aber nicht nur ausschließlich bei den Kund:innen, sondern auch konzernintern gesetzt. So hat die Haustechnik u. a. eine „freecooling“ Anlage realisiert und ins IT-Rechenzentrum integriert. Diese Kühlanlage arbeitet durch geringen Primärenergieeinsatz wirtschaftlich, kostensparend und klimaschonend zugleich.
Weitere interne Maßnahmen entstanden u. a. im Bereich Mobilität. Dabei wurden neben der konsequenten Umstellung der eigenen Fuhrparkflotte oder dem Job-Ticket durch das „Projekt Panther“ ein flächendeckendes (alle 15 km) Netzwerk aus Elektroladestellen innerhalb Steiermark errichtet. Die seither an den Ladestellen abgegebene Energiemenge zeigt einen stetigen Trend nach oben, was zu mehr Effizienz im Verkehr und einer Verringerung des CO2-Ausstoßes in der Steiermark führt.
Das Erreichen der Klimaschutzziele wird neben dem Ausbau von nachhaltigen Energien ganz wesentlich durch vorausschauenden, ressourcenschonenden Energieeinsatz getragen. Unter Berücksichtigung der langen Verfahrensdauern und umfassenden Auflagen bei der Errichtung von erneuerbaren Anlagen ist jede zuvor eingesparte kWh in Form von Effizienzmaßnahmen doppelt wertvoll. Energieeffizienzmaßnahmen sind wirtschaftlich, schonen wertvolle Ressourcen und sind – neben der erzielten Energieeinsparung – somit eine wesentliche Säule für den Klimaschutz.
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Klimaschutz und soziale Verantwortung für sauberes Trinkwasser
Gastbeitrag. Zum Autor:

Martin Wesian hat HELIOZ 2010 gegründet, nachdem er in Südamerika an Cholera erkrankt ist. Auf der Suche nach einer Lösung um Menschen aus Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen und wasserbedingte Krankheiten zu reduzieren, entwickelte er WADI, ein Messgerät für die Solare Wasserdesinfektion (SODIS) sowie das Konzept eines Social Enterprise für die Umsetzung von Klimaprojekten.
Unternehmen betreiben heute mit Hinblick auf die Pariser Klimaziele umfangreiche CO2-Reduktionsmaßnahmen sowie häufig freiwilligen Klimaschutz. Dabei steht besonders die Förderung von technologischen Maßnahmen im Vordergrund, die den Emissionsausstoß in Ländern des globalen Südens reduzieren. Im Folgenden stellt uns Gastautor Martin Wesian vor, welche Art von Projekte HELIOZ umsetzt, um Sustainability Development Goals 6 (Sauberes Wasser) und 13 (Klimaschutz) zu erreichen sowie CO₂-Zertifikate für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt zu generieren, die nach „The Gold Standard“ zertifiziert sind.
Verschmutztes Trinkwasser und die Folgen für Mensch und Klima
Weltweit leben ca. 3,6 Milliarden Menschen (fast die Hälfte der Weltbevölkerung) in Gebieten mit potenzieller Wasserknappheit und es wird geschätzt, dass diese Zahl bis 2050 auf 4,8 bis 5,7 Milliarden ansteigen wird (UNESCO, 2018). Durch Wasser übertragene Krankheiten wie Typhus, Cholera und Ruhr sind für viele Familien in Afrika und Asien nach wie vor eine große Bedrohung. Dies ist auf den Verbrauch von kontaminiertem Wasser und schlechten Sanitär- und Hygienebedingungen zurückzuführen. Die wenigen verfügbaren Wasserquellen werden zum Waschen schmutziger Kleidung, zum Baden, als Toilette und als Trinkstelle für Tiere genutzt. Um darüber hinaus Wasser zum Trinken und Kochen von Lebensmitteln sammeln zu können, müssen Menschen teilweise weite Wege gehen. Laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen verbringen 40 Milliarden Frauen in Afrika südlich der Sahara zusammen etwa 40 Milliarden Stunden pro Jahr damit, Wasser zu sammeln. Kindern – und insbesondere Mädchen – wird das Recht auf Bildung verwehrt, weil sie die meiste Zeit damit verbringen, Wasser für das Überleben im Haushalt zu holen.

Ohne mehr sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen ist eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich. Denn verschmutztes Trinkwasser hat neben gesundheitlichen Folgen auch negative Auswirkungen auf die Umwelt. Insbesondere das Abkochen mit Feuerholz führt in Summe zu starker Luftverschmutzung durch CO2-Emissionen. Dies kann zudem zu Atemwegserkrankungen führen und so zusätzliche Krankheitskosten verursachen. Weiterhin wird in ländlichen Regionen des globalen Südens der Zugang zu sauberem Trinkwasser durch die Folgen der Klimakrise zusätzlich erschwert.
Solare Wasserdesinfektion löst ein globales Problem
Solare Wasserdesinfektion ist ein natürlicher Prozess, bei dem die UV-Strahlung der Sonne schädliche Krankheitserreger im Wasser deaktiviert. Hierfür werden lediglich PET- oder Glasflaschen benötigt, die mit kontaminiertem Wasser gefüllt und dann der Sonne ausgesetzt werden. Die Dauer dieses Desinfektionsprozesses variiert und wird durch die UV-Intensität der Sonne bestimmt. Die SODIS-Methode wurde vom Schweizer Institut Eawag erforscht und ist von der WHO und UNICEF anerkannt. Heute wird diese Technik von rund fünf Millionen Menschen weltweit genutzt.
Da Solare Wasserdesinfektion von einem günstigen Klima abhängt, wird empfohlen, die Methode überall zwischen 35° nördlich und 35° südlich des Äquators anzuwenden – hier sind im Durchschnitt die jährlichen Sonnenstunden reichlich vorhanden. Dies schließt den größten Teil Lateinamerikas, ganz Afrika und Süd- und Südostasien ein und deckt damit die Mehrheit der Länder ab, in denen die Menschen keinen Zugang zu sicheren Trinkwasserquellen haben.
Die wichtigste Herausforderung bei SODIS: die Zeit abzuschätzen, die die Sonne benötigt, um das kontaminierte Wasser zu desinfizieren. Das österreichische Social Enterprise HELIOZ hat sich diesem Problem angenommen und eine simple, aber effektive Lösung entwickelt: das WADI (Water DIsinfection).
Solare Wasserdesinfektion mit dem WADI
WADI ist ein einfach zu bedienendes, solarbetriebenes UV-Messgerät, das den Prozess von SODIS visualisiert. Ein lachendes Smiley auf dem WADI-Display zeigt den Zeitpunkt an, an dem die UV-Strahlung der Sonne kontaminiertes Wasser in einer PET-Flasche trinkbar gemacht hat.
WADI misst kontinuierlich die Strahlung der Sonne und vergleicht diese Messungen mit wissenschaftlich geprüften Daten. Sobald die einfallende UV-Dosis die der in WADI gespeicherten Referenzwerte erreicht, zeigt das Gerät ein lachendes Gesicht. Zu diesem Zeitpunkt sind mindestens 99,9 % der üblichen coliformen Bakterien im Wasser inaktiviert, vorausgesetzt, das verwendete Wasser war nicht trüb. WADI ermöglicht solare Wasserdesinfektion auf Haushaltsebene und stellt eine zuverlässige und praktikable Lösung für Betroffene in einkommensschwachen Ländern dar.
Der Umstieg von Abkochen auf die Solare Wasserdesinfektion spart pro Haushalt und pro Jahr ca. 2 Tonnen CO2 ein. So konnten im Jahr 2020 allein in der HELIOZ Projektregion in Bangladesch 10.625 Tonnen CO2 eingespart werden, das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen CO2-Ausstoß von 1.194 Deutschen.

HELIOZ verfolgt einen ganzheitlichen Projektansatz. Es geht nicht nur darum, Gemeinden mit einer Wasseraufbereitungslösung zu versorgen, sondern es wird auch sicherstellen, dass Klimaprojekte auch sozialen und langfristigen Mehrwert haben. Dieses Engagement umschließt zahlreiche Aktivitäten von der Einrichtung von inklusiven Gruppenmeeting, Ausbildung von Community Workern, Kampagnen zu Hygienemaßnahmen, Unterstützung bei der Errichtung von Wassertanks in Schulen und viele weitere.
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Bildquellen: HELIOZ, Annette Etges