Europa ist Vorreiter, die USA ziehen nach – Was bedeutet der neue SEC-Klimaplan für Unternehmen?

Nachdem Europa in den vergangenen Jahren in den Themen Berichtspflichten und Transparenz bezüglich klimarelvanter Belange eine Vorreiterrolle eingenommen hat, folgt nun auch die USA mit neuen Bestimmungen. 

Sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens veröffentlichte die US-amerikanische Finanzaufsicht – namens Securities and Exchange Commission (SEC) – einen Vorschlag, der die Berichtspflicht für Klimakennzahlen von Unternehmen verschärfen soll: Sie fordert, dass börsennotierte Unternehmen neben ihren Finanzergebnissen auch über ihre CO2-Emissionen und die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen berichten.

Doch für wen genau gilt diese Berichtspflicht und was kommt künftig auf Unternehmen zu? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Klimaplan.

Welche Unternehmen sind von diesem Vorschlag betroffen?

Zunächst werden die Vorgaben des SEC für alle börsennotierten Unternehmen gelten, die der SEC gegenüber bereits berichtspflichtig sind. Dies schließt auch Nicht-US-Unternehmen mit in den USA gehandelten Aktien ein, die derzeit ein Formular 20-F (SEC-Berichtsvorgabe für alle ausländischen Wertpapieremittenten) einreichen. Privatunternehmen sind von den SEC-Vorschriften ausgenommen, jedoch entscheiden sich viele Unternehmen, die sich auf dem Weg zu einem Börsengang befinden, dafür, die Berichte bereits im Voraus einzureichen. Zu erwarten ist, dass die Vorschrift Ende 2022 verabschiedet und ab dem Berichtsjahr 2023 gelten wird.

Was wird konkret gefordert?

Die Debatte um das Thema Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) findet immer mehr Gehör. Investor:innen beziehen klimabezogene Faktoren zunehmend in Anlageentscheidungen ein und verlangen mehr Transparenz und zuverlässige und vergleichbare Klimadaten. Deswegen verpflichtet die SEC Unternehmen dazu, ihre Treibhausgasemissionen und Klimarisiken auf standardisierte Weise offenzulegen. Führungskräfte sind darüber hinaus aufgefordert, transparent zu machen, wie mit Risiken wie z.B. extremen Wetterbedingungen und Ausfällen in der Lieferkette umgegangen wird.

Dabei basiert der Vorschlag der SEC zu einem großen Teil auf den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Diese Empfehlungen ermöglichen eine umfangreiche Berichterstattung über klimarelevante Belange als Teil der Finanzberichterstattung und stellt sicher, dass die Anleger:innen einen umfassenden Einblick in die Kohlenstoff- und Klimarisiken der Unternehmen erhalten. Hier findest du mehr Informationen zur TCFD.

Neben ihren Finanzinformationen legen Unternehmen in ihren Jahresberichten Folgendes vor:

Was ist mit den Scope-3-Emissionen?

Die Scope-3-Emissionen entstehen in der Lieferkette eines Unternehmens und machen oft 90 % oder mehr der Gesamtemissionen eines Produkts oder einer Dienstleistung aus. Unternehmen müssen Scope-3-Daten angeben, wenn diese Emissionen von den Investor:innen als „wesentlich“ eingestuft werden. Dafür gibt es bislang noch keine offiziellen Leitlinien, jedoch ist davon auszugehen, dass die größten Unternehmen alle davon betroffen sein werden.

Obwohl KMU nicht direkt verpflichtet sind, die eigenen Scope-3-Emissionen zu veröffentlichen, enthält der Vorschlag der SEC eine neue Vorschrift: Wenn sie ein öffentliches Ziel zur Emissionsreduzierung haben, müssen sie ihren Plan und die Fortschritte in Bezug auf dieses spezifische Ziel offenlegen. Wenn ihr öffentliches Ziel also Scope-3-Emissionen umfasst, müssen Unternehmen in ihren SEC-Berichten auch dort den Fortschritt angeben.

Trotz Kritik, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung

Am neuen Vorschlag des SEC lässt sich jedoch auch einige Kritik äußern. Zwar wird eine Prüfungspflicht der Anforderungen schrittweise in einem Zeitraum von zwei Jahren eingeführt, jedoch umfasst sie lediglich Angaben zu Scope 1 und 2 und lässt die Scope-3 Emissionen zunächst außer acht. Darüberhinaus gilt sie zunächst nur für große Antragsteller:innen. 

Trotzdem wird deutlich: Der Vorschlag der SEC ist Teil eines Paradigmenwechsels von freiwilligem Klimaschutz hin zu klaren Forderungen von Transparenz und einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Die kommenden Regulationen der SEC können Unternehmen zwar nicht zwingen, Emissionen zu reduzieren, aber es verpflichtet Unternehmen dazu, offenzulegen, bis zu welchem Grad sie ihre Klimaziele verfolgen und welche Fortschritte sie machen. Es trägt enorm dazu bei, dass Unternehmen für ihr Wirtschaften zur Verantwortung gezogen werden und ist ein wichtiges Zeichen gegen Greenwashing. Hier in Europa zeigt sich der Trend in Richtung Transparenz noch deutlicher. Die regelmäßige Offenlegung von Emissionen und Reduktionsplänen ist hier schon Normalität.

Wie bereiten sich Unternehmen auf die kommenden Berichtspflichten vor?

Hier gilt: Je früher desto besser! Auch wenn einige dieser neuen Berichte erst im Jahr 2024 fällig werden – Unternehmen sollten nicht abwarten, sondern sich bereits jetzt auf die künftigen Berichtspflichten vorbereiten. Wenn Unternehmen schon heute die Chance nutzen, die eigene Klimawirkung zu erfassen und zu optimieren, lassen sich nicht nur Kosten einsparen. Klimarelevante Risiken können frühzeitig erkannt und verhindert werden. Dabei erzielen Unternehmen einen Vorsprung bei dem, worauf es wirklich ankommt: schnelle und echte Kohlenstoffreduktion.

Dein Unternehmen treibt die Klimatransformation voran und sucht nach Unterstützung zur Erfassung strukturierter Klimadaten für Transparenz in der Lieferkette und ganzheitlicher Dekarbonisierung? Dann freuen wir uns Dich kennenzulernen und noch heute ein Gespräch auszumachen!

COP26: Die wichtigsten Learnings für Unternehmen

Zwei Wochen lang haben mehr als 190 Länder auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in Glasgow über ein neues Abkommen verhandelt, das eine schnellere Senkung der Treibhausgasemissionen in der ganzen Welt voranbringen soll. Dabei war die COP26 nicht nur ein Forum für politische Entscheidungen – auch Wirtschaftsführer:innen trafen zusammen und hatten die Gelegenheit, mit ihren Kolleg:innen über die Klimaagenda zu diskutieren. 

Die allgemeine Einschätzung der Ergebnisse: Der Klimagipfel hat mehr Klarheit über einige Schlüsselfragen gebracht, auch wenn manche Hoffnungen enttäuscht und wichtige Punkte offen geblieben sind. Was bedeutet das nun konkret und welche Auswirkungen werden die Ergebnisse auf Dein Unternehmen haben?

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Die Ergebnisse aus Unternehmer:innensicht

Eins bleibt auch nach der COP26 klar: Unternehmen werden eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, die Ziele des Pariser Abkommens und des Klimapakts von Glasgow in die Tat umzusetzen. Schauen wir uns hierfür ein paar wichtige Punkte und Learnings der Konferenz an:

1. Klimakompatiblen Investments gehört die Zukunft

Kurz vor dem Gipfeltreffen kündigte der niederländische ABP, einer der größten Pensionsfonds der Welt, an, sich von seinen Öl- und Gasbeteiligungen im Wert von mehr als 15 Milliarden Euro zu trennen, da er „keine ausreichende Gelegenheit für uns als Aktionär sieht, auf die notwendige, deutliche Beschleunigung der Energiewende in diesen Unternehmen zu drängen“. Der abrupte Schritt sorgte auf der COP26 für viel Gesprächsstoff.

Zudem kündigte die neue Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) an, die enorme Summe von 130 Billionen Dollar als Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen bis auf Netto-Null mobil zu machen. Mehr als 450 Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Börsen und Ratingagenturen, Indexanbieter und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beteiligen sich an der Initiative, die sich „hochambitionierte, wissenschaftsbasierte Ziele, einschließlich Netto-Null-Emissionen bis 2050, gesetzt haben“. Durch ihre Beteiligung an der Initiative haben sich die Unternehmen verpflichtet, jährlich über ihre Fortschritte und finanzierten Emissionen zu berichten und ihre Ziele alle fünf Jahre zu überprüfen. Nie zuvor gab es ein derartiges Engagement, um sicherzustellen, dass das Finanzsystem zusammenarbeitet, um die Klimatransformation zu beschleunigen. 

Learning: Klimakompatiblen Investments gehört die Zukunft. Um den neuen Anforderungen von Investor:innen gerecht zu werden, müssen Unternehmen daher zunehmend Daten über ihre Klimaperformance offenlegen und diese Schritt für Schritt verbessern. Hier erfährst du, wie softwarebasierte Analyse-Tools dabei helfen können.

2. Ausstieg aus fossilen Brennstoffen

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Die größte Enttäuschung der COP26 stellte wohl die in letzter Minute auf Druck von China und Indien abgeschwächte Formulierung zum Kohleausstieg dar. Statt eines stufenweisen Kohleausstiegs („Phase-out“) ruft das Abkommen nun Staaten und Unternehmen dazu auf,  die Nutzung fossile Energieträger „herunterzufahren“ („Phase-down“). 

Trotz dieser Verwässerung bedeutete die Aufnahme der Formulierung über fossile Brennstoffe eine Veränderung, die EU-Kommissar Frans Timmermans sogar als “historisch” bezeichnete. Auch viele Wirtschaftsvertreter:innen vor Ort schätzten die Erklärung als wichtigen Schritt in die richtige Richtung ein. 

Learning: Das Signal an Länder und Unternehmen ist klar: Fossile Brennstoffe gehören der Vergangenheit an und Entscheidungsträger:innen müssen sich jetzt mit der Energiewende auseinandersetzen. Hier findest Du mehr Informationen, wie neben erneuerbaren Energien auch Energieeffizienz einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann.

3. Transparenz und Klimadaten sind wichtiger denn je

Die Ziele und Zusagen des Klimapakts von Glasgow sind letztlich wirkungslos, wenn ihre Umsetzung nicht klar nachgewiesen und überprüft werden kann. In der endgültigen Fassung des Klimapakts von Glasgow wird daher die Bedeutung von Transparenz bei der Umsetzung der nationalen Ziele besonders hervorgehoben.

Aber auch für die Wirtschaft hat die COP26 einen wichtigen Impuls für die wachsende Bedeutung klimarelevanter Transparenz gegeben. So verkündeten die Treuhänder der IFRS-Stiftung (International Financial Reporting Standards Foundation) die Bildung eines neuen internationalen Nachhaltigkeitsgremiums namens ISSB (International Sustainability Standards Board). Dieses will die derzeitige Vielzahl an Standards für die klimabezogene Finanzberichterstattung von Unternehmen harmonisieren und vereinheitlichen. So soll der Berichterstattungsprozess in Zukunft einfacher und die Leistungen der Unternehmen besser vergleichbar werden.

Learning: Unternehmen müssen sich immer mehr mit klimarelevanter Berichterstattung und Transparenz auseinandersetzen. Hier erfährst Du, welche Berichtspflichten in den nächsten Jahren auf uns zukommen und wie Du Dich am besten darauf vorbereiten kannst.

Was kommt nach der COP26?

COP26 Summary
Zusammenfassung der COP26 Ergebnisse von Bloomberg.

Auch wenn in den vergangenen Wochen auf der Klimakonferenz wichtige Fortschritte gemacht wurden, sollte eins klar sein: Die vereinbarten Ziele reichen nicht. Die Ergebnisse aus Glasgow zeigen weiterhin eine enorme Handlungs- und Verpflichtungslücke und dämpfen die erwartete globale Temperaturerhöhung bis zum Ende des Jahrhunderts lediglich auf 2,4 Grad.

Bloomberg hat dies passend in einer „Win“ und „Losses“ Grafik ausgedrückt. Wir alle können gemeinsam daran arbeiten, dass die positiven Veränderungen rückblickend überwiegen.

Es gibt also noch sehr viel zu tun – auch oder gerade in der Wirtschaft.

Die unternehmerische Klimatransformation kann nur durch effektive Maßnahmen gelingen, die schnelle CO₂e-Reduktion entlang der gesamten Lieferkette in den Fokus stellen. Als Grundvoraussetzung braucht es hierfür detaillierte Informationen über die klimarelevanten Potentiale und Risiken des eigenen Unternehmens sowie der kooperierenden Geschäftspartner:innen und Lieferanten. 

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Mithilfe unseres softwaregetriebenen CLIMATE Readiness Checks kannst du diese klimarelevanten Daten einfach, schnell und strukturiert erheben und auf unserer CLIMATE Data Platform die Zusammenarbeit mit Deinen Lieferanten verbessern. Du möchtest mehr hierzu erfahren? Melde Dich gern bei uns und vereinbare ein persönliches Gespräch!

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Berichtspflicht für klimarelevantes Wirtschaften – Was kommt auf Unternehmen zu?

Die Klimatransformation der Wirtschaft rückt auf sämtlichen Agenden stetig nach oben. Nicht nur Unternehmen und Konzernen wird bewusst, welch zentrale Rolle ganzheitlicher Klimaschutz und klimarelevantes Wirtschaften jetzt schon spielen. Auch die Politik fordert Unternehmen und Organisationen künftig auf, Umweltstandards einzuhalten und Berichtspflichten nachzukommen. Diese rechtlichen Rahmenwerke stellen nicht nur neue Anforderungen, sondern auch hilfreiche Leitlinien zur Umsetzung von klimarelevantem Wirtschaften dar. Unternehmen stehen jetzt vor der Herausforderung, die verschiedenen Gesetze und ihre Bedeutung für die eigene Unternehmenstätigkeit zu verstehen.

Im Folgenden stellen wir Dir fünf aktuelle Rahmenwerke für unternehmerischen Klimaschutz vor. Finde heraus, wie Unternehmen sich nicht nur auf künftige Vorgaben vorbereiten, sondern auch die dadurch entstehenden Chancen für die eigene Zukunft nutzen können.

Rechtliche Anforderungen für klimarelevantes Wirtschaften

Gültig seit: Juni 2017 (auf freiwilliger Basis)

Die Expert:innenkommission der „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD) veröffentlichte Juni 2017 konkrete Orientierungshilfen und Empfehlungen für eine einheitliche und vergleichbare, zunächst freiwillige Berichterstattung klimarelevanter Belange. 

Die TCFD fordert Unternehmen auf, klimabezogene finanzielle und materielle Risiken und Chancen transparent zu kommunizieren. Mit elf konkreten Empfehlungen, welche vier Bereiche des einzelnen Unternehmens betreffen (Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele), bietet die TCFD die Chance für Unternehmen, durch Anpassung in diesen Bereichen die eigene Klimaresilienz zu erhöhen. Ziel ist es, Unternehmen zu befähigen, klimabezogenen Risiken zu begegnen und durch die Optimierung von Prozessen und Strukturen neue Geschäftschancen zu entdecken. Darüber hinaus lässt sich so eine einheitliche und vergleichbare Berichterstattung ermöglichen und das Vertrauen von Investor:innen und Kreditgeber:innen in Unternehmen stärken.

2. Fit-for-55 Paket

Gültig seit: Juni 2021

Im Zuge des Pariser Klimaabkommens von 2015 hat die EU ein neues Klimaziel für 2030 beschlossen: Die EU-Länder haben sich im Juni 2021 dazu verpflichtet, die Netto-Treibhausgase bis 2030 um 55 % – statt vorher um 40 % – im Vergleich zum Basisjahr 1990 zu reduzieren. Dafür wurde das Fit-for-55-Klimapaket vorgestellt, durch welches die Ziele des European Green Deals umgesetzt werden sollen.

Der umfassende Gesetzesentwurf sieht eine Überarbeitung sämtlicher bestehender Politikinstrumente sowie die Einführung neue Regularien vor. Das bedeutet, dass der Europäische Klimaschutz-Rechtsrahmen an das neue Ziel angepasst wird, z. B. in Bereichen wie dem EU-Emissionshandel, der Verordnung über Landnutzung und Forstwirtschaft oder den Richtlinien zu erneuerbaren Energien.

Neben der Anpassung und Weiterentwicklung der bestehenden Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, kurz ESR) – unter anderem im Straßenverkehr, im Gebäudesektor und in der Agrarwirtschaft – sieht das Fit-for-55-Paket einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien vor. Bis 2030 sollen rund 40 % des EU-Bruttoverbrauchs durch erneuerbare Energien erzeugt werden, statt dem bisher geplanten Ziel von 32 %.

3. EU-Taxonomie

Gültig ab: Januar 2022

Bei der EU-Taxonomie handelt es sich um ein einheitliches Klassifizierungssystem für klimarelevante ökonomische Aktivitäten. Das Rahmenwerk übersetzt Klima- und Umweltziele der EU in einen konkreten Kriterienkatalog. Ziel der EU-Taxonomie ist es, Wirtschaftsaktivitäten auf ihre Klimawirkung zu prüfen und klimakompatible ökonomische Aktivitäten durch klare Vorgaben zu erleichtern. Die EU-Taxonomie gilt ab dem Jahr 2022 für Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. 

Konkret bedeutet dies: Vorgaben des EU Green Deals sind in klaren Kriterien für Investment- und Wirtschaftsentscheidungen abgebildet. Die EU-Taxonomie legt konkrete Grenzwerte bzw. technische Überprüfungskriterien für Wirtschaftsaktivitäten fest. Dabei orientiert sie sich stark an den sechs Umweltzielen der EU:

  1. aktiver Klimaschutz
  2. Schutz von Wasserressourcen
  3. Verschmutzungskontrolle
  4. Anpassung an Klimawandel
  5. Zirkuläre Wirtschaft
  6. Schutz von Ökosystemen

Eine Wirtschaftsaktivität wird von der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft, sobald sie mindestens eines der Umweltziele unterstützt und dabei keines der anderen signifikant beeinträchtigt. Darüber hinaus müssen Mindeststandards eingehalten werden. Somit bietet die Taxonomie präzise Anhaltspunkte für klimarelevantes Wirtschaften und hilft mit der gesteigerten Transparenz Investor:innen und Unternehmen dabei, die Klimawirkung von Wirtschaftsaktivitäten realistisch einzuschätzen.

4. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Gültig ab: November 2022

Im April dieses Jahres veröffentlichte die Europäische Kommission ihren Vorschlag für eine Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), welche in Zukunft die bisher geltende Nonfinancial Reporting Directive ersetzen soll. Die EU-weite Berichtspflicht soll ab Mitte 2022 für alle großen Unternehmen ab 250 Mitarbeiter:innen im Jahresdurchschnitt oder kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen (mit der Ausnahme von Kleinstunternehmen) gelten. Dies wird deutschlandweit laut Schätzungen rund 15.000 Unternehmen betreffen.

In Form von Nachhaltigkeits-Reports sind berichtspflichtige Unternehmen dazu aufgefordert, relevante Informationen zur Strategie, dem eigenen Geschäftsmodell, klimabezogener Risiken sowie Chancen transparent zu machen. Darüber hinaus sollen Nachhaltigkeitsziele und Fortschritte offengelegt sowie die Umsetzung eines funktionalen Klimamanagements dokumentiert werden. Zudem verlangt die CSRD eine externe Prüfungspflicht, welche die Richtigkeit der Angaben sichern soll.

Ziel der CSRD ist es, Transparenz zu schaffen und Investor:innen und Stakeholder:innen vergleichbare Informationen zu klimabezogenen und ökologischen Belangen offen zugänglich zu machen. So sollen Kapitalströme zunehmend in nachhaltige Geschäftsmodelle gelenkt werden.

5. Lieferkettenschutzgesetz

Gültig ab: Januar 2023

Ab 2023 verpflichtet das Lieferkettenschutzgesetz zunächst Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten dazu, Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten. Unternehmen sind aufgefordert, die Arbeitsbedingungen und Umweltbelange der Lieferant:innen zu überprüfen und die Produktionsverfahren kritisch zu hinterfragen. 

Das Gesetz sorgt erstmals dafür, dass Unternehmen nicht nur auf freiwilliger Basis, sondern aufgrund rechtsverbindlicher Vorgaben verantwortungsbewusst handeln. Dazu gehört die Umsetzung eines wirksamen Risikomanagements sowie die Durchführung von Risikoanalysen für die eigenen Geschäftsbereiche und die mittelbaren sowie unmittelbaren Lieferant:innen. Die Vorgaben des Lieferkettenschutzgesetzes regen so zur engen Zusammenarbeit mit den Lieferant:innen an. Da bis zu 90 % der Emissionen eines Unternehmens entlang der Wertschöpfung entsteht, stellt die kritische Beleuchtung der eigenen Lieferkette und darauf basierende Optimierungsprozesse einen großen Hebel für klimarelevantes Wirtschaften dar und birgt große Chancen, die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Der Einstieg in die Klimatransformation für Dein Unternehmen

Fazit: Die Politik fordert Unternehmen künftig dazu auf, die unternehmenseigenen Klimabelange transparent offenzulegen. Damit die Anforderungen und Berichtspflichten auch für Unternehmen in der Praxis umsetzbar sind, ist es im ersten Schritt wichtig, die Klimaleistung der eigenen Geschäftstätigkeit sowie auch entlang der gesamten Lieferkette zu analysieren und Handlungsfelder zu identifizieren. 


Dies ermöglicht der CLIMATE Readiness Check. Das software-basierte Klimaperformance-Rating unterstützt Dein Unternehmen dabei, die eigene Klimaleistung bis in die Lieferkette hinein zu messen, wichtige Reduktionspotenziale aufzudecken und gesetzte Klimaziele in konkrete Handlungsschritte zu übersetzen.

Du willst auch einen besseren Überblick über die klimarelevanten Chancen und Risiken Deines Unternehmens bekommen? Dann melde Dich bei uns und fordere Informationen zum CLIMATE Readiness Check an.

2020 Klimaerfolge – versus 2030 Vision.

Wie #ClimateActionNow die Welt von morgen kreiert.

2020 lässt sich schwer in Worte fassen. Alles wurde einmal auf den Kopf gestellt und nur nach und nach verstehen wir, wie wir das Ganze wieder zusammenfügen wollen. Was bleibt ist der Eindruck von Transformation, in allen Lebensbereichen. Wirtschaft, Klima, Gesellschaft – alles wurde hinterfragt. Wo stehen wir nun?

Am Anfang. Jede Zeit hält ihren Zauber inne, unsere einen ganz besonderen. Wir gestalten gerade wortwörtlich die Chancen des Jahrhunderts! Die nächsten Jahre entscheiden darüber wie unser Leben in naher Zukunft aussehen wird. 2020 führte zu Wandel, Aufruhr und Reflexion, nun geht es in die Gestaltung der gemeinsamen Vision und Umsetzung der Ziele.

2020 ein Aufbruch der Klimatransformation.

Schauen wir dabei besonders auf die Klimatransformation. Klimagerechtigkeit, wissenschaftlich basierte Zielsetzungen und konkrete Klimaaktionen rückten trotz oder gerade wegen der Pandemie in den Vordergrund. Besonders aber entstand eine globale Gemeinschaft, welche danach strebt die Transformation entschlossen umzusetzen. 2020 war der Anstoß für ein ganzheitliches Verständnis dafür, wie sehr wir auf die Welt um uns angewiesen sind. Und: Dass sich eine klimafreundliche Transformation auszahlt. Für alle. Die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der UN dienen dabei als Leitfaden.

Was bislang geschah

Was ist in Sachen Klima geschehen? Seit der Verabschiedung des wegweisenden Pariser Abkommens und der Entwicklung der 17 SDGS in 2015 hat das globale Bewusstsein der Klimakrise extrem zugenommen. Auf fast allen Seiten wurden Fortschritte erzielt, angefangen bei unternehmerischen Klimazielen, der umfangreichen Verlagerung von Investitionen aus Kohle und co. in ESG-basierte Anlagen bis hin zu einem zunehmenden Klimabewusstsein.

Rückblick einiger Schritte auf dem Weg der Klimatransformation.

Gleichzeitig waren die Fortschritte der Klimaschutzmaßnahmen nicht annähernd schnell genug. Die Pandemie führte zwar zu einem historischen Rückgang der globalen CO2-Emissionen, dieser Rückgang wird aber leicht ein Ausrutscher im anhaltenden Trend steigender Treibhausgasemissionen sein, sofern dieser nicht durch geänderte Richtlinien und wirtschaftliches Handeln unterstützt wird. Das vergangene Jahr hat es mit Leichtigkeit in die Klima-Rangliste geschafft, als zweitwärmstes Jahr seit der Aufzeichnung der Wetterdaten.

Blick in die Zukunft, durch Maßnahmen der Vergangenheit

Die Zukunft lebt davon, dass wir sie aktiv gestalten und uns trauen eine Vision zu entwickeln. Eine Vision für 2030 und darüber hinaus. Wie wollen wir leben, welche Veränderungen sollen normal geworden sein und wie möchten wir unsere Gesundheit und den Zustand unseres Planeten beeinflusst haben? Schauen wir dabei noch einmal zurück auf 2020, dann zeigen diese folgenden 5 Klimaerfolge, dass wir für eine ehrgeizige Klimavision bereit sind.

5 Klimaerfolge

  1. Über 1.000 Großunternehmen weltweit haben erhebliche Emissionsreduzierungen zugesagt.
  2. Großstädte verbessern das städtische Leben und schaffen gleichzeitig Klimaresilienz.
  3. Die Finanzierung fossiler Brennstoffe wurde von zahlreichen Finanzinstituten als zu risikoreich abgestraft.
  4. Erneuerbare Energie ist günstiger zu produzieren als Kohle.
  5. Klimaziele auf Länderebene werden erneuert und beginnen sich zu beschleunigen.

2030 Vision. 5 Klimapotentiale

Was bedeuten diese Klimaerfolge für unsere 2030 Vision? In 10 Jahren..

  1. Leben wir klimaneutral – durch CO2-Reduktion und freiwilligen Klimaschutz. Gemeinsam übernehmen wir Verantwortung für die globalen Auswirkungen unserer Kaufentscheidungen und verfolgen diese transparent anhand von Daten und Zertifikaten nach.
  2. Gestalten wir Städte um Mensch, Natur und Gemeinschaft herum. Autos weichen öffentlichen Verkehrsmitteln und der Weg zur Arbeit wird mit dem (E-)Bike gemeistert.
  3. Investieren wir in GreenTech und ein nachhaltiges Finanzsystem. Jeder Euro zählt und zahlt auf klimafreundliche Anlagen, Bildung und Menschenrechte ein.
  4. Leben wir autark. Häuser, Infrastruktur und Arbeitsräume arbeiten zusammen und speisen sich gegenseitig mit erneuerbarer Energie.
  5. Setzen wir gemeinsam Klimaziele um. Länder, Unternehmen und wir selbst messen uns an wissenschaftlich basierten Klimazielen und feiern gemeinsame Reduktionserfolge.
Weltweite Klimaziele. Quelle: www.climatewatchdata.org

Den globalen CO2-Fußabdruck zu reduzieren ist dabei der messbare Schritt in Richtung Klimatransformation, der Raum schafft, um umfangreich die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.

Wir freuen uns gemeinsam auf dem Weg zu sein! Unter #ClimateActionNow oder #climatechallenge2021 kannst Du deine Klimawünsche und Neujahrsvorsätze für 2021 teilen. Danke Markus Sudhoff für die Inspiration.

ProjectDrawdown Klimalösungen zahlen direkt auf die UN Nachhaltigkeitsziele ein.

Oft werden Klimalösungen dafür bemängelt, dass sie keinen klaren Einfluss auf Soziale- oder Umweltfaktoren haben. Das ProjectDrawdown zeigt jetzt auf, wie Maßnahmen für Klima, Mensch und Umwelt zusammenhängen.

ProjectDrawdown und die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN

Die Non-Profit Organisation ProjectDrawdown zeigt in einer aktuellen Studie, wie klar definierte Klimalösungen in Verbindung zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen stehen. Die Umsetzung der Klimalösungen entlang der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ermöglichen es demnach, Klima – und Nachhaltigkeitsziele gleichzeitig zu erreichen.

Die Sustainable Development Goals

Die SDGs  bieten dabei einen Rahmen für die Bewältigung der dringendsten globalen Herausforderungen bis 2030 und schaffen die Voraussetzungen für eine umfassend nachhaltige Zukunft. Um alle 17 SDGs in diesem Zeitraum zu erreichen, müssen viele Lösungen gleichzeitig umgesetzt werden: zur Bekämpfung der Armut, zur Bereitstellung sauberer Energie, Wasser und sanitärer Einrichtungen sowie zur Verbesserung von Gesundheit, Wohlbefinden und Gleichstellung der Geschlechter.

Ergebnisse der Forschung

Die Studie zeigt, dass die Top 76 der ProjectDrawdown Klimalösungen die 17 SDGs fördern. Sie unterstützen direkt oder indirekt den Fortschritt einer nachhaltigen Entwicklung und ermöglichen gleichzeitig die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2 °C. Dies würde jedoch die sofortige und nachhaltige Annahme aller identifizierten Lösungen parallel über drei Jahrzehnte erfordern.

Welche Klimalösungen definiert das ProjectDrawdown?

Die 100 Lösungen des ProjectDrawdown. Die Top 76 Klimalösungen haben direkte oder indirekte Einfluss auf die SDGs.

Project Drawdown definierte 100 Lösungen in den folgenden 7 Kategorien:

Genaue Beschreibungen der einzelnen Lösungen finden sich hier.

Wie passen die Klimalösungen zu den SDGs?

SDG 17, bezeichnet „Partnerschaften zur Erreichung der SDGs“. Das ProjectDrawdown hat zusätzlich eine Reihe umsetzbarer Lösungen identifiziert, die zur Reduzierung von CO2 und Kosten beitragen. Die Studie konnte nun jedem SDG mehrere Klimalösungen zuordnen.

Welche der Drawdown-Lösungen bezieht sich am stärksten auf die SDGs?


Die Ausbildung von Mädchen und die Reduzierung von Lebensmittelabfällen hat den stärksten Einfluss auf die SDGs, diese Maßnahmen sind jeweils mit mindestens 6 SDGs verknüpft.

Mädchenbildung

  1. Klimaschutz
  2. Geschlechtergleichheit
  3. Keine Armut
  4. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  5. Reduzierte Ungleichheit
  6. Qualität der Bildung
  7. Frieden und Gerechtigkeit und starke Institutionen

Reduzierte Lebensmittelverschwendung

  1. Klimaschutz
  2. Hungerbekämpfung
  3. Gesundheit und Wohlbefinden
  4. Nachhaltige Städte und Gemeinden
  5. Verantwortungsbewusster Verbrauch und Produktion
  6. Leben an Land

Die Drawdown-Lösungen beschriebenen somit messbare Möglichkeiten zur Bekämpfung des Klimawandels und tragen gleichzeitig dazu bei, eine Vielzahl der SDGs umzusetzen. Unternehmen, die nach Wegen suchen, um einer nachhaltigen Entwicklung (SDGs) beizutragen, können anhand der Klimalösungen gleichzeitig Klimaschutz betreiben.

Klimatransformation. Let’s do this!

Die neuen Klimaziele: Historische CO2-Emissionen von Unternehmen und ganzen Kontinenten

Unternehmen beginnen Pionierarbeit zu leisten, um nicht nur ihren aktuellen CO2-Fußabdruck, sondern auch ihre historischen CO2-Emissionen auszugleichen.

Historischen Fußabdruck ausgleichen

Als Microsoft Anfang dieses Jahres ankündigte bis 2030 CO2-negativ zu werden, ging es noch einen Schritt weiter: Das Unternehmen plant seinen historischen CO2-Fußabdruck seit seiner Gründung in 1975 auszugleichen. Ein Ziel, das andere Unternehmen aufzugreifen beginnen. Zuletzt kündigte Velux an seine historischen Emissionen auszugleichen. Der in Dänemark ansässige Dachfensterhersteller, verspricht erzeugte Treibhausgase aus den letzten 79 Jahren durch Aufforstungs- und Biodiversitätsprojekte zu kompensieren, um „lebenslang klimaneutral“ zu werden.

Verursacherprinzip als Leitsatz

Woher kommen die neuen Klimaziele? Um im Einklang mit dem Ziel des Pariser Abkommens – die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten – zu sein, richten immer mehr Unternehmen ihren Blick über CO2-Neutralität hinaus. Sie streben danach Verantwortung für ihre historischen Emissionen nach dem Verursacherprinzip zu übernehmen, so Marco Lambertini, der internationale Generaldirektor der Umweltorganisation WWF.

Der Blick in die Zukunft zählt

Ein Problem bei der Verbreitung dieser Praxis ist allerdings, dass es für ein Unternehmen nicht einfach ist, die Emissionen in der Vergangenheit abzuschätzen. Es gibt keine Standardmethode zur Berechnung des historischen CO2-Fußabdrucks. Zusätzlich ist laut Exponential Roadmap gerade der Blick in die Zukunft wichtig. Nur eine sprichwörtlich exponentielle Reduktion der firmeneigenen Emissionen kann eine Reduktion der globalen Treibhausgase bis 2050 ermöglichen.

Walmart setzt daher auf Reduktionsmaßnahmen: Bis 2040 plant das Unternehmen, im weltweiten Betrieb emissionsfrei zu sein, ohne Offsetting zu verwenden. Mit anderen Worten, es strebt tatsächlich „Null“ Emissionen an, keine Netto-Null. Hauptmaßnahme wird dabei der Umstieg auf 100% Erneuerbare.

„Gemeinsam müssen wir als Gesellschaft nicht nur aufhören zu emittieren, sondern auch Kohlenstoff aus der Atmosphäre abbauen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden“

Kathleen McLaughlin, Executive Vice President und Chief Sustainability Officer von Walmart, Präsident der Walmart Foundation.

EU und China setzen neue Klimaziele

Unternehmen erhalten bei der Erstellung ihrer Klimaziele verstärkt Vorgaben durch politische Forderungen. Die EU positioniert sich aktuell als Klimavorreiterin und strebt eine Reduktion der CO2e-Emissionen bis 2050 um mehr als 50% an. Doch gerade macht ihr China diese Position streitig.

Größter CO2-Emitter will bis 2060 klimaneutral werden

Status Quo: Fossile Brennstoffe

Bisher ist China weltweit der größte Kohlendioxidemitter und für rund 28% der weltweiten Emissionen verantwortlich. 2018 und 2019 stiegen sogar die Emissionen des Landes, das bis heute 85% seiner Energie aus fossilen Brennstoffe gewinnt.

Ankündigung: Klimaneutralität

Doch Präsident Xi Jinping kündigte bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York an, sein Land werde seine Spitzen-Emissionswerte vor 2030 erreichen und vor 2060 CO2-neutral sein. Da das Land der Mitte für das konsequente Erreichen seiner politischen Ziele bekannt ist, kann man hier sehr gespannt sein.

Klimawirtschaft versus Klimaziele

Schon heute produziert China 45% aller Windturbinen und über 60% der weltweiten Solaranlagen. KlimaforscherInnen zeigen allerdings, dass China bereits 2030 klimaneutral sein müsste, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 66% die globale Erderwärmung unter 1,5°C zu begrenzen. Die EU übrigens 2032.

New Normal: Eine klimaneutrale Wirtschaft für alle

Die Ankündigung Chinas wird nichtsdestotrotz weltweit als wichtiger Schritt der Klimatransformation anerkannt. Die erfolgreiche Umsetzung der chinesischen Klimaziele könnte allein zu 0,25°C weniger Erderwärmung führen. Präsident Xi Jinping forderte außerdem alle Länder auf, nach der Coronavirus-Pandemie eine umweltfreundliche Erholung der Weltwirtschaft zu erreichen.

 Stellt sich also die Frage: Wird Washington und der Rest der Welt folgen?

Klimapolitik. Worauf sich Firmen im politischen Herbst 2020 einstellen sollten.

Die Sommerpause ist vorbei, die PolitikerInnen kehren zurück. Im CHOICE Webinar „Klimapolitik“ haben uns David Wortmann und Niels Schnoor von der Cleantech Strategieberatung DWR eco ihre Einschätzung des politischen Herbsts 2020 dargestellt. Das Video findest du weiter unten zum Nachschauen, hier die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte (nach David Wortmann).

Status Quo Klima: Ganz klar handlungsbedürftig!

Die globale Klimakrise hatte keine Sommerpause, ganz im Gegenteil. Der Nordpol erwärmt sich rasant: Der Eisverlust im arktischen Ozean ist in den letzten 40 Jahren auf die 8-fache Größe Deutschlands angewachsen. Selbst Sibirien schaffte es zeitweise auf 38° Celsius, sodass hier Wälder brannten. In den USA tobte Hurrikan »Laura« und in Kalifornien überraschen die Brände kaum noch.

Da fragt man sich, wie die Politik in Deutschland auf das Klima eingehen wird? Können wir Ende 2020 noch mit einem Fokus auf langfristige Ziele rechnen oder bleibt die große Koalition mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 inaktiv?

Eine Übersicht der wichtigsten klimapolitischen Themen

I. Neuauflage Erneuerbare-Energien-Gesetz

Schon lange müsste längst entschieden werden in wieweit Wind-, Solar- und anderer erneuerbarer Energieanlagen pro Jahr ausgebaut werden. Nicht nur, um mindestens 65% erneuerbare Energien bis 2030 zu erreicht, sondern auch um die Benutzung von Altanlagen (die nun nach 20 Jahren ihre EEG-Vergütung verlieren) zu regeln. Sie einfach abzuschalten wäre werde ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.

II. Off-Shore Windenergie werden ausgebaut

Wie viel Energie soll auf See durch Windkraft erzeugt werden? Offshore-Wind könnten bis 2030 auf 20GW und bis 2040 auf 40GW angehoben werden. Hier müssen neue Höchstwerte definiert werden.

III. Noch keine Reform der Netzentgelte in Sicht

Im Koalitionsvertrag 2016 wurde zwar formuliert, dass eine verursachergerechte Verteilung der Netzkosten aufgebaut werden soll – um Anreizen zur Flexibilität und Netzdienlichkeit für erneuerbare Energien zu schaffen – aber viel ist noch nicht passiert.

IV. Dynamische Stromtarife kommen, aber wann?  

Die EU-Strommarkt-Richtlinien verlangen eine Verringerung staatlich veranlasster Strompreisbestandteile wie Umlagen, Abgaben und Steuern. Diese kenne wir in Deutschland zur Genüge. Die Bundesregierung müsste daher, bestehende Abgaben- und Umlagesysteme reformieren. Aber dass es noch zu konkreten Entscheidungen kommt, gilt als unwahrscheinlich.

V. Das ändert sich sicher: Der CO2-Preis

Alle Inhalte des CHOICE Webinars!

Live Beitrag vom CHOICE Webinar, mit David Wortmann und Niels Schnoor.

Die Chancen und Herausforderungen einer klimaneutralen Wirtschaft gestalten sich neu. Doch eines ist klar: Noch nie war Wandel so systematisch spürbar! Die eigene Klimatransformation wirkt dabei für Großunternehmen, ZulieferInnen und KMUs die Möglichkeit transistorische Risiken zu minimiere und zukunfsorientierte Positionen einzunehmen.

Wie geht es weiter?

Bei Fragen rund um eine erfolgreiche Transformation helfen wir gerne weiter. Ansonsten findest Du auf LinkedIn die nächsten, kostenlosen CHOICE Webinare, zu denen wir dich gerne über unsere CLIMATE News einladen.

Fairness per Gesetz. Sorgfaltspflicht in der Lieferkette.

Die globale Wertschöpfungskette macht 80% des Welthandels aus. In 2018 kamen alleine 320.000 Export-Unternehmen in Deutschland auf einen Umsatz von 1.3 Billionen Euro. Im Import waren 775.000 Unternehmen aktiv (BMZ). Dabei entstehen täglich unzählige Kaufentscheidungen entlang der eigenen Lieferkette: Der Kaffee aus Brasilien, die Pflastersteine aus Indien oder das Cobalt aus dem Kongo – sind diese Produkte nachhaltig produziert und vor allem fair für alle Beteiligten? In globalen Lieferketten sind heute 450 Millionen Menschen beschäftigt, da fehlt es leicht an Übersichtlichkeit, Transparenz und klaren Regelungen. Das Lieferketten-Gesetz soll das nun ändern, aus Deutschland heraus. Das hat sowohl etwas mit Umweltschutz zu tun, als auch mit Menschenrechten. Wie dies geschehen soll und was bereits festgelegt ist, findest du im Folgenden heraus.

Die Diskussion um das Lieferketten-Gesetzt

Die letzten Monate haben gezeigt, dass Unternehmen, die auf verlässliche Partnerschaften setzen, ihre LieferantInnen kennen und sich gegenseitig unterstützen, ebenfalls krisenfester sind. Das Lieferkettengesetz, das Menschenrechte und Sorge für die Umwelt verpflichtet, soll nun ins Gesetzt verankert werden. Teile der Wirtschaft begrüßen diese verordnete „Sorgfaltspflicht“, andere lehnen sie ab und verweisen auf die Aufgabe des Staates. Sie fordern: Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness, wie bislang üblich durch Leitlinien und freiwillige Verpflichtungen zu regeln. Das aber soll jetzt anders werden.

Aktuelle Entwicklung des Gesetzentwurfes

Das Bundeskabinett wird am 26. August den Gesetzentwurf von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) unter dem Namen „Sorgfaltspflichtengesetz“ diskutieren. Frisch nach der Sommerpause scheint ein guter Zeitpunkt zu sein, um darüber nachzudenken wie wir die zweite Hälfte von 2020 nutzen wollen, um Nachhaltigkeit zurück auf die Agenda zu holen. Das Gesetz sieht daher vor: Unternehmen ab einer Größe von 500 Beschäftigten zur Wahrung von Menschen-, Arbeits- und Umweltrechten in ihrer „globalen Lieferkette“ zu verpflichten. Konkrete Formulierungen sind bisher allerdings noch nicht veröffentlicht worden.

Welche Regelungen bestehen bereits?

Die Bundesregierung setzt bislang auf freiwillige Verpflichtung entlang der Lieferkette. 2018 wurde allerdings im Koalitionsvertrag vereinbart, ein Gesetz zu beschließen, sofern diese Freiwilligkeit nicht eingehalten werden. Vorgaben zu dieser Freiwilligkeit beschreibt der Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP). Dieser wurde Ende 2016 verabschiedet und setzt UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte um, die der UN-Menschenrechtsrat 2011 beschlossen hatte. Darin werden die staatliche Schutzpflicht und die unternehmerische Verantwortung für Menschenrechte in globalen Lieferketten definiert.

Warum es jetzt anders werden soll

Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sehen das Prinzip allerdings als gescheitert an. Sie wollen noch in dieser Legislaturperiode ein entsprechendes Lieferkettengesetz auf den Weg bringen. Hintergrund ist eine Befragung der Bundesregierung unter deutschen Unternehmen – nur etwa 455 Unternehmen von 2.250 haben befriedigende Antworten zurückgesendet. Weniger als 50% seien somit ihrer unternehmerischen Sorgfaltspflicht nachkommen, teilten die Ministerien mit.

Was soll das neue Lieferkettengesetz bringen?

Das Lieferkettengesetz soll Menschen und Umwelt in der globalen Wirtschaft schützen, im dem die sogenannten „externen Kosten“ in die Produktentstehung mit einberechnet werden müssen. Höhere Kosten durch Sicherheit am Arbeitsplatz, Hygienemaßnahmen oder Umweltschutz würden dann durch höhere Produktpreise sichtbar, aber auch gefördert und unterstützt. Das Motto „Qualität hat seinen Preis“ soll hier zum Tragen kommen. Kinderarbeit, Ausbeutung, Diskriminierung, Arbeitsrechte und Umweltzerstörung sollen verhindert werden sowie illegale Abholzung, Pestizid-Ausstoß, Wasser- und Luftverschmutzung gestoppt werden. Können aber Unternehmen wirklich für das Wirken Dritter zur Verantwortung gezogen werden?

Wie könnte das konkret in der Praxis aussehen?

Firmen würden durch das Gesetzt verpflichtet werden, entlang ihrer gesamten Lieferkette ökologische und soziale Mindeststandards durchzusetzen. Regelmäßige Risikoanalysen, konstante Erfassung der eigenen Ökobilanz aber auch lokale Bemühungen, um Transparenz, Fairness und Umweltschutz zu belegen, würden nötig werden. Sprich: die Transitorischen Kosten dieser Lieferketten-Transformation würden mittelfristig ansteigen. Gleichzeitig würden Bußgelder oder der Ausschluss aus Handelszonen bei Verstößen gegen das Gesetz drohen. Ein Preisanstieg für Produkte und Services würde folgen. Speziell in den sogenannten Risiko-Industrien Textilien, Leder und Chemikalien, in denen Lieferketten häufig soziale und ökologische Mängel aufweisen, müssten mit Preissteigerungen rechnen. Kritiker heben daher einen Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen ab 500 MitarbeiterInnen hervor, für die das Gesetzt verpflichtend wäre. Andersherum würde mehr Transparenz und Fairness in den Lieferketten die Risiken zukünftiger Krisen und umweltbedingter Produktionseinbußen mindern. KundInnen und InvestorInnen könnten ebenfalls positiv auf rasche Änderungen reagieren.

Kritik

Für das Verhalten Dritter zu haften, das widerspricht laut KritikerInnen den Regeln der Vereinten Nationen. Probleme in der Umsetzung, Wettbewerbsnachteile und aktuelle Wirtschaftskrisen würden das Gesetz aktuell nicht praktikabel machen – so der Bundesverband der Deutschen Industrie, die Deutsche Industrie- und Handelskammer. Peter Altmaier sieht das ähnlich.  

 „Dass die Verantwortung jetzt auf die Unternehmen abgewälzt werden soll, ist ungeheuerlich. Und deutsche Alleingänge nützen den Menschen in den Entwicklungsländern überhaupt nicht – sie zementieren nur die Armut in diesen Ländern.“

Anton Börner (65), Ehrenpräsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA)

Unterstützung

Die Initiative Lieferkettengesetz ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 renommierter Organisationen, die sich einem gemeinsamen Ziel verpflichten. Nach eigenen Aussagen treten sie für eine Welt ein, in der Unternehmen Menschenrechte achten und Umweltzerstörung vermeiden – auch im Ausland. Sie fordern das Lieferkettengesetz – darunter KIK, Nestlé, Tchibo, Rewe, Ritter Sport, Oxfam, Weleda und Vaude. Sie glauben: Freiwillig kommen Unternehmen ihrer Verantwortung nicht ausreichend nach. Stattdessen sollen sie in Zukunft für Schäden an Mensch und Umwelt – in ihren Lieferketten verursacht oder in Kauf genommen – haften. Sie fordern die Regierung auf zu handeln und schlagen folgende Punkte für das Lieferkettengesetz vor.

Das soll im Gesetzt stehen

  1. Unternehmerische Verpflichtung in der gesamten Wertschöpfungskette Sorgfalt walten zu lassen. Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte müssen sichergestellt werden, Unternehmen müssen ihr Risiko analysieren, wirksame Maßnahmen ergreifen und darüber berichten.
  2. Der Zusammenhang zwischen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung soll anerkannt werden. Umweltschäden (wie z.B. Verseuchtes Trinkwasser oder gerodete Wälder), die aus wirtschaftlichen Tätigkeiten entstehen, gefährden oftmals auch grundlegende Menschenrechte.
  3. Eine staatliche Behörde muss dazu befugt sein, die Einhaltung der Menschenrechts- und Umweltschutzvorgaben zu kontrollieren. Sanktionen für Unternehmen, die das Gesetz missachten müssen durch Bußgelder oder den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen und der Außenwirtschaftsförderung durchgesetzt werden.
  4. Nicht nur große Unternehmen sollten betroffen sein, sondern alle Unternehmen aus Sektoren mit großen Menschenrechtsrisiken – etwa der Textilbranche, der Auto- oder Chemieindustrie.
  5. Eine zivilrechtliche Haftung muss ermöglicht werden, wenn ein Schaden eingetreten ist. Es muss Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen im Ausland die Möglichkeit gegeben werden, von Unternehmen vor deutschen Gerichten Schadensersatz einzuklagen, wenn sie keine angemessenen Sorgfaltsmaßnahmen ergriffen haben.

Deutsches Gesetz in der EU

In Deutschland ist man sich noch uneinig wie das Lieferkettengesetz gestaltet werden sollte. Eines ist allerdings klar: Die Integration in europäisches Gesetz ist dringend erforderlich. Das Wirtschaftsforum der SPD sprach sich daher dafür aus, das Gesetz sofort europäisch zu denken, um „eine Zersplitterung des EU-Binnenmarkts durch unterschiedliche nationale Regelungen“ zu verhindern. So kündigte EU-Justizkommissar Didier Reynders  bereits am 29. April 2020 an, im Jahr 2021 einen Gesetzesentwurf zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht vorlegen zu wollen. Diese Ankündigung wurde von Europaabgeordneten und Befürwortern eines deutschen Lieferkettengesetzes begrüßt.

Wie geht es weiter?

Es bleibt abzuwarten, wie die Bundeskabinett reagiert. Als Inspiration könnten ähnliche Gesetzt aus den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz dienen. Transparenz, ja. Da sind sich viele einig. Zu welchen Kosten, das scheint nicht klar zu sein. Ein vorausschauendes Unternehmertum stellt sich besser heute als morgen auf steigende Regulation und Forderungen nach Nachhaltigkeitsstandards ein. Eine frühzeitige Transformation kann Wettbewerbsvorteile sicherstellen und den eigenen Einfluss auf Mensch, Natur und Gesellschaft positiv verbessern. Wir helfen gerne weiter bei Fragen zum Lieferketten-Management.

Bildquelle: Morning Brew und Donald Giannatti  auf Unplash.com.

CLIMATE NEWS: DAS KLIMAWORT DER WOCHE

Kohleverstromungsbeendigungsgesetz

Schönes deutsches Wortungetüm, was verbirgt sich dahinter? Die Zeichen stehen auf Wandel. Kurz bevor Peter Altmaier diese Woche Versäumnisse in der Klimapolitik einräumte, verkündete die Bundesnetzagentur einen weiteren bedeutenden Schritt. Den Kohleausstieg!

Klimaneutralität, bis 2050

Altmaier betonte, in den kommenden Monaten den Weg zur Klimaneutralität „unumkehrbar“ zu machen. Der Kohleausstieg, der Green Deal der EU und der neue CO2-Preis seinen Beispiele dafür, dass die Bundesregierung den Klimaschutz ernst nimmt.

Das ist in Sachen Kohleausstieg passiert

Bundestag und Bundesrat haben das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz verabschiedet. Damit ist die Stilllegung der Kohlekraftwerke bis zum Jahr 2038 beschlossen. Vorteil: Mit dem Gesetz wird ein Zeitplan zur Abschaltung der Kohlewerke festgesetzt. Nachteil: Ein Kohleausstieg nach 2030 sehen UmweltwissenschaftlerInnen als zu spät an. 

2020 voller erneuerbarer Energie

Der Corona-Einbruch der Wirtschaft hat bereits zu einer deutlichen Verschiebung im deutschen Energiemix geführt. Im ersten Halbjahr 2020 ist der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Energieverbrauch erstmals höher als der von Stein- und Braunkohle, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen auf der Basis vorläufiger Zahlen errechnet hat. Der Verbrauch an Braunkohle sei um mehr als 1/3 gesunken, Steinkohle um 1/4.

Und was ist mit Kohle…?

Zum Vergleich: In den ersten 6 Monaten diesen Jahres lag der Anteil der Kohle an der deutschen Nettostromerzeugung lediglich bei rund 20 %. Im Jahr 2019 betrug dieser 29 % und 2018 sogar 37 %. Es zeigte sich also, dass der Ausbau Erneuerbarer, günstige Gaspreise und gestiegene Preise für Emissionszertifikate die Kohlestromproduktion auch ohne ein Ausstiegsgesetz und ohne Entschädigungszahlungen allein aus wirtschaftlichen Gründen stark zurückdrängen (Fraunhofer ISE 2020).

Kohleausstieg mit Prämie

Kritischer Punkt des Kohleausstiegs bleiben daher die „Prämien“ zur Abschaltung der Steinkohlekraftwerke, welche voraussichtlich ab 1.9.2020 durch Ausschreibungen freigeschaltet werden. BetreiberInnen können sich bis 2027 auf diese bewerben, um gegen eine Zahlung ihre Werke abzuschalten – wer die geringste Entschädigung verlangt, bekommt den Zuschlag. 40€ Milliarden sind dafür vorgesehen. Förderanreize für einen früheren Ausstieg oder regionale Wirtschaftstransformation fehlen allerdings. 

Wirtschaft und Gesellschaft will mehr

Bleibt also die Frage: Wie genau nehmen es Altmaier und Bundesregierung mit der Klimaneutralität bis 2050? Wirtschaft und Gesellschaft fordern Planbarkeit und Minimierung zukünftiger Klimarisiken. Es gibt in Deutschland eine breite Mehrheit für die international vereinbarten Klimaschutzziele. 2/3 der deutschen Haushalte befürworten außerdem einen rascheren Kohleausstieg bis 2030 vorziehen, laut Scientists For Future.

Was können Unternehmen tun?

Der erste Schritt der erfolgreichen Klimatransformation ist die Analyse des eigenen Einflusses auf das Klima. CO2-Messung durch Software- und Monitoring-Tools können dabei helfen. Langfristige CO2-Reduktionspotentiale bieten besonders der Bezug von 100% erneuerbarer Energie, derUmstieg auf umweltfreundliche Mobilität sowie der CO2-arme Betrieb und Umbau von Gebäuden. Stell uns noch heute deine kostenlose Anfrage, um Unterstützung bei der Research und Auswahl passender Lösungen zu finden.

Die Uhr tickt. Unser Bestes zu tun ist nicht länger gut genug. Wir müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun.

Der „Greta-Effekt“ hatte in den letzten 2 Jahren für ein gesteigertes Klimabewusstsein und mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Die Corona-Krise zeigte jedoch, wie Krise wirklich geht. Internationale Sondergremien werden berufen, Politik und Wirtschaft stellen sich hinter das Wohl der Allgemeinheit und Umstellungen im privaten und beruflichen Raum werden schnell akzeptiert. Für die voranschreitende Klimatransformation kein Rückschritt, wohl aber ein Hinweis, dass Wandel auch anders geht. Kollektiv, entschlossen und mit „Wums“.

EU-Gipfel ringt um Einigung. Wird das Klima zum Thema?

Nun, da in Brüssel die 27 Mitgliedsstaaten das 750 € Milliarden schwere EU-Konjunkturpaket gestalten, werden die Stimmen der Klimabewegung wieder lauter. Heute, hier und jetzt wird Zukunft gestaltet. Der 7-jährige Finanzrahmen der EU festgelegt und darüber hinaus ihre Ausrichtung in Sachen #GreenNewDeal. Pünktlich zu den Verhandlungen haben Luisa Neubauer und Greta Thunberg einen offenen Brief an die EU verfasst, indem sie fordern Investitionen in und Subventionen für fossile Brennstoffe sofort zu stoppen. 50.000 Menschen haben den Brief bereits unterzeichnet. Darüber hinaus rufen sie die EU-Mitgliedstaaten dazu auf schwere Umweltzerstörung – auch „Ökozide“ genannt – als Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof zu ahnden. Schließlich soll ein jährliches CO2-Budget festgelegt werden, um die Zweidrittelchance auf eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs unter 1,5° C (berechnet durch das IPCC) zu wahren.

„Die EU hat dazu die wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten, weshalb es unsere moralische Pflicht ist etwas zu tun“,

heißt es im offenen Brief.
Klimaaktivistinnen Neubauer und Thunberg (Bildquelle: Oliver Berg/dpa)

Was tut die Wirtschaft schon heute?

Diese wirtschaftlichen Möglichkeiten, haben wir allerdings nicht erst seit heute. Beim #CTS2020 haben wir gemeinsam mit 50 ExpertInnen entlang der 7 Climate Impact Kategorien aufgezeigt, wie wir die klimaneutrale Wirtschaft von morgen jetzt aufbauen können. Dazu bedarf es einer klaren Abkehr vom bisherigen System: Fossile Brennstoffe, ineffiziente Industrieprozesse und Verbrennermotoren gehören genauso der Vergangenheit an, wie ressourcenintensives Bauen, Lebensmittelüberproduktion und ungleiche Bildungschancen.

„Unser derzeitiges System ist nicht ‚kaputt‘ — das System tut genau das, was es soll. Es kann nicht länger ‚repariert‘ werden. Wir brauchen ein neues System.“

Offener Brief an die EU.

Ein klimaneutrales Wirtschaftssystem

Wie ein solches System aussehen soll, steht heute noch nicht fest. Sicher ist aber, dass sich die Wirtschaft bereits in ihrer Klimatransformation befindet. In Deutschland alleine treiben Wirtschaftsverbände wie LeadersforClimateAction, UnternehmensGrün, GreenTechAlliance, Klima-Allianz, BUND und viele mehr den Wandel an. Dem entgegen stehen Subventionen in fossile Brennstoffe in Höhe von 50 € Milliarden pro Jahr in Deutschland und über 300 € Milliarden in der EU. Ein neues System muss für Unternehmen Anreize schaffen, ihre CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren. Steuervorteile für Firmen mit nachhaltigem Geschäftszweck, ein fairer CO2-Preis, die Förderungen von klimarelevanten Lösungen sowie ein einheitliches Lieferkettengesetz sind denkbare Schritte hin zu einer erfolgreichen Klimatransformation. Die EU denkt außerdem über eine deutliche Plastikabgabesteuer, die Ausweitung des Emissionshandels auf Flugzeuge und Schiffe, eine Digitalsteuer oder ein Sonderzoll auf Produkte aus Drittländern, die es mit dem Klimaschutz nicht so genau nehmen, nach. 

Welche Möglichkeiten zeigt uns die Forschung auf?

“The next few years are probably the most important in our history.”

Debra Roberts Co-Chair of IPCC Working Group II

Die Exponential Roadmap empfiehlt PolitikerInnen genau welche Technologien und Innovationen in den nächsten 10 Jahren weiter ausgebaut werden müssen, um mindestens 50% der weltweiten CO2-Emissionen zu halbieren.

Ein Bild, das Screenshot enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Klimarelevante Lösungen, die 50% unserer Emissionen einsparen

Die 36 Lösungen haben das Potential bereits in 10 Jahren unsere CO2-Emissionen zu halbieren. 29 davon fokussieren sich darauf CO2 zu reduzieren, 7 Lösungen dienen dazu CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen. Die Zahlen auf der rechten Seite der Grafik (zum Vergrößern anklicken) zeigen das Reduktionspotential zwischen 2020-2030 auf. Energie zeigt hier das Reduktionspotential der Energiebranche (6,1 Gt), aber anderer Sektoren durch den Bezug von Wärme und Energie auf.

CO2-Reduktion ist also kein leeres Versprechen, keine Ausgleichszahlung oder politisches Hexenwerk. CO2-Reduktion ist jetzt sofort machbar. Sie muss auch Teil des EU-Gipfels sein. Eine enkeltaugliche und zukunftsorientierte Wirtschaft braucht mutige Entscheidungen und Unterstützung. Zahlreiche Unternehmen machen die Klimatransformation vor, die Politik hat jetzt die Chance mitzuziehen und entsprechende Rahmenwerke zu setzten.

2020 ist das Jahr des Wandels.

Was macht dein Unternehmen schon in Sachen Klimaneutralität und Transformation? Welche der SDGs sind euer Fokus? Bei Fragen helfen wir gerne weiter.

Konjunkturpaket und die 7 CLIMATE Impact Kategorien von THE CLIMATE CHOICE

Gastbeitrag von Klimaforscherin Kathrine Link (s. Foto).

Die EU machte es 2019 mit dem Green New Deal vor, die Bundesregierung zieht 2020 Corona-bedingt mit dem Konjunkturpaket nach.

„Bei einem Neustart der Wirtschaft muss ein Konjunkturpaket einen klaren Kompass haben“, verspricht Umweltministerin Svenja Schulze Ende April beim Petersberger Klimadialog.

Beide Programme sind ein Versuch, die Wirtschaft nachhaltiger zu machen, um neue Wachstumsstrategien anzustoßen. Nun soll sich das Investitionsvolumen im Konjunkturpaket für Klimaschutz und Zukunftstechnologien auf satte 50 € Milliarden belaufen. Dabei fließen mindestens 30 € Milliarden in den Klimaschutz. UmweltschützerInnen reagieren zurückhaltend. Laut Greenpeace ist das Konjunkturpaket „bestenfalls blassgrün“. The CLIMATE CHOICE teilt Klimaschutz in 7 CLIMATE Kategorien ein. Wir fragen uns welchen Einfluss das Konjunkturpaket in den CLIMATE Kategorien hat. Beim Climatesummit.de diskutieren am 26.06.20 50+ ExpertInnen diese und weitere Fragen, rund um die Klimatransformation.

Energie: Wasserstoffstrategie, Ausbau von Solar- und Windkraft und EEG-Umlagen

Wasserstoffstrategie als zukunftsweisend

Im Energiebereich wird am meisten getan. So setzt die Bundesregierung massiv auf die Förderung von Wasserstoff. Dabei gibt der Staat 7 € Milliarden für eine „Nationale Wasserstoffstrategie“ aus. Wasserstoff soll dort als Energieträger zuerst eingesetzt werden, wo es zurzeit noch keine Alternativen für den Verzicht auf fossile Brennstoffe gibt. Neben dem Schwerlastverkehr in der Stahlproduktion, ist das die Chemieindustrie, sowie Luftfahrt. Die bestehende Gas-Infrastruktur kann für den Transport des Wasserstoffs benutzt werden. Zudem soll der grüne Wasserstoff, das ist der Wasserstoff, der rein mit regenativer Energie hergestellt wird, von der EEG-Umlage befreit werden. Wasserstoff wird also nicht primär für Hybrid Autos vorgeschlagen.

Forcierung von Solar- und Windkraft

Des Weiteren wird der Ausbau von Solar- und Windkraft durch die Abschaffung des Solardeckels und die Anhebung der Ziele für den Offshore-Windenergieausbau forciert. Laut Simone Peter, Chefin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), fehlen die „Maßnahmen für das Erreichen des 65-Prozent-Ausbauziels für Erneuerbare im Stromsektor bis 2030 jedoch weiterhin.“ Damit fehlt die große Linie für die Energiewende im Konjunkturprogramm. Vor allem solange die fossilen Subventionen in Höhe von 57 € Milliarden pro Jahr bestehen bleibt.

Strompreisdeckelung durch EEG-Umlagen

Die EEG-Umlagen ergeben sich aus der Differenz zwischen der garantierten Förderung erneuerbarer Kraftwerke und dem Börsenstrompreis. In den kommenden Jahren soll die EEG-Umlage auf 6 beziehungsweise 6,5 Cent pro Kilowattstunde mithilfe von Bundesmitteln gedeckelt werden. Laut dem Vergleichsportal Verivox fallen die Ersparnis für die StromkundInnen jedoch geringer aus, da die Stromanbieter die Strompreissenkungen bisher nie in ausreichendem Maße an die VerbraucherInnen weitergegeben haben.

Office: CO2-Gebäudesanierungsprogramm

Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm wird um eine Milliarde Euro aufgestockt. Dies ist laut BUND-Chef Olaf Bandt viel zu wenig.

Produktion: Konjunkturaufschwung durch Mehrwertsteuersenkung

Die Senkung der Mehrwertsteuer könnte sich als kluger Zug erweisen, da davon vor allem Personen mit kleinen und mittleren Einkommen profitieren sollen. Diese geben einen Großteil ihres Geldes für Konsumausgaben aus, welche die Produktion stärken könnte. Hier ist die Produktpositionierung von Unternehmen mit nachhaltig erzeugten Produkten gefragt. Genauso profitieren jedoch konventionell hergestellte Produkte von der reduzierten Mehrwertsteuer. Ob die Mehrwertsteuersenkung von Gewerbetreibenden tatsächlich an die KonsumentInnen weitergegeben wird ist jedoch noch offen.

Mobilität: Prämie für Elektroautos, Ausbau und Modernisierung des ÖPNV

Die verschriene Abwrackprämie bleibt aus, jedoch wird die Elektroautos-Prämie verdoppelt und die Kfz-Steuer noch mehr an den CO2-Ausstoß gekoppelt. Dazu kommen Programme wie der Ausbau von E-Auto-Ladesäulen (2,5 € Milliarden) oder der Flottenmodernisierung einer Airline (eine Milliarde Euro). Für einen ausreichenden Ausbau und Modernisierung des öffentlichen Verkehrs hätten die vorgesehenen 2,5 € Milliarden deutlich höher ausfallen müssen. Auch die Anhebung der Elektroauto-Prämie ist genauso wenig zielführend, solange alle Vorteile bei einem konventionellen Fahrzeugkauf bestehen bleiben.

Digital: Forschung und Modernisierung

Das Konjunkturprogramm der großen Koalition sieht mehr Geld für Forschung und Modernisierung durch Digitalisierung vor. Wie Firmen diese Förderung nutze, um auch digital ihren Fußabdruck zu erfassen und zu reduzieren bleibt abzuwarten.

Umwelt: Nachhaltige Waldwirtschaft

Verblüffender Weise gibt die Bundesregierung auch 700 € Millionen für die Aufforstung, den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern aus.

Konjunkturpaket als richtungsweisend

Für ein rein zukunftsweisendes Konjunkturprogramm wären zielgerichtete Maßnahmen, die breitflächige Akzente bewirken, sinnvoll. So hätte man beispielsweise die Mehrwertsteuersenkung besser auf ökologisch Maßnahmen beschränken sollen, etwa im Bereich der energetischen Gebäudesanierung oder für Bahn- und ÖPNV-Tickets. Denn ein konsequent auf Klimaschutz ausgerichtete Konjunkturpolitik kann über 360.000 zukunftsweisende und dauerhafte Jobs entstehen lassen. Dies zeigt das Beratungsunternehmen DIW Econ und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Nichtsdestotrotz beschreibt das Konjunkturpaket eine Zeitenwende in die richtige Richtung. Es muss jedoch noch deutlich nachgelegt werden, um das Pariser Klimaziel zu erreichen.

Am 26.06.2020 ist es endlich soweit! Beim online Climatesummit.de gestalten hunderte Klimabeauftragte aus ganz Deutschland gemeinsam mit 50+ ExpertInnen aus der Klimatransformation, Best-Practices für die klimaneutrale Wirtschaft der Zukunft. Sei dabei! Dein Ticket zum Selbstkostenpreis erhältst du hier.