Zertifiziert nachhaltig. Der Dschungel an Zertifikaten, Normen und Standards.

 Christian Hechler-Wien und Jona Nelson

Im CHOICE Webinar #12 stellten Christian Hechler-Wien von TÜV Rheinland und Jona Nelson des Zentrums für nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) den ZNU-Standard vor. Dieser vereint verschiedene Nachhaltigkeitsnormen und setzt einen grundlegenden Baustein zur kontinuierlichen Verbesserung von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit. 

„Nachhaltigkeitszertifikate sind nicht der erste Schritt in der Klimastrategie, können aber der erste Meilenstein sein.“

Jona Nelson

Es folgt hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und Anwendungskriterien. Unten findet sich die Aufzeichnung des gesamten Webinars mit allen weiteren Informationen.

Der aktuelle Einblick in den Dschungel von Nachhaltigkeitszertifikaten

Eine große Bandbreite an verschieden Zertifikaten in den Bereichen Produktstandards, Managementsystem Standards und Berichtsstandards macht es der VerbraucherIn aber auch Unternehmen nicht leicht einen Überblick zu bewahren. 

Produktstandards: Blauer Engel, Fair Trade, FSC, UTZ Certified und RSPO sind nur einige wenige Beispiele für Produktstandards. Diese legen ihren Fokus auf die Qualität von Rohstoffen und Einhaltung von sozialen Mindestanforderungen.

Berichtsstandards fokussieren sich auf die qualitative Berichterstattung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Hier ist der national gängigste Standard der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, international anerkannt ist die Global Reporting Initiative.

Management System Standards stellen ein nachhaltige Unternehmensführung sicher. Im Bereich der Umwelt gibt es beispielsweise die ISO 14001 oder EMAS, im Bereich der Energieeffizienz gibt es die ISO 50001 und im Bereich Soziales den SAI oder SA800.

Wo lässt sich der ZNU-Standard einordnen?

Der ZNU-Standard beschreibt sich als ein Management System Standard, vereint jedoch verschiedene Nachhaltigkeitsbereiche. Dieser Standard überprüft 23 Themenfelder aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Wirtschaft.

Quelle: ZNU

Außerdem greift er ebenfalls die Standardaspekte der Berichterstattung und der Produktqualität auf. Er umfasst also ein breites Spektrum an verschiedenen Themenfelder der Nachhaltigkeit sowie der Qualitätssicherung.

Außerdem ist bei diesem Standard zu betonen, dass er die kontinuierliche Verbesserung von Unternehmen sicherstellt, so wird das Zertifikat jährlich ausgestellt.

Voraussetzungen zur Zertifizierung nach dem ZNU-Standard

Die Grundvoraussetzung ist ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement. Zur Überprüfung dessen wird ein erster Selbst-Check empfohlen. Hierbei sollten 3 Bereiche den Fokus darstellen:

  1. Die Unternehmensebene: Wie nachhaltig ist die Unternehmensführung?
  2. Die Produktebene: Überprüfung von Produkten im Nachhaltigkeitskontext (Rohstoffe und Lieferkette), hier kann mit dem Umsatzstärksten oder dem „kritischsten“ Produkt begonnen werden.
  3. Anspruchsgruppenebene: Befragungen und Screenings von Anspruchsgruppenbefragungen können Akzente setzten und Aufdecken was SkateholderInnen wichtig ist, aber auch die interne Befragung wird empfohlen.
Quelle: ZNU

In jedem Unternehmen gibt es unterschiedliche Schwerpunkte zur Zertifizierung nach dem ZNU-Standard, hierfür wird die Wesentlichkeitsmatrix genutzt. Hier finden sich die genauen Anforderungen zur Zertifizierung und somit für einen ersten Selbst-Check.

5 Vorteile des ZNU-Standards

  1. Ganzheitliche Betrachtung: Inbegriffen sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit Umwelt, Wirtschaft und Soziales sowie die dazugehörigen Unterkategorien.
  2. International und Branchenübergreifend anwendbar.
  3. Externe Zertifizierung: Jährliche Überprüfung durch aktuell siebn unabhängige Zertifizierungsstellen.
  4. Integration weiterer Nachhaltigkeitsrichtlinien: z.B. SDGs, DNK, ISO 50001, ISO 14001, EMAS, GRI, UN Global Compact u.v.m.
  5. Aktualität und Bezug zu politischen Zielen durch angebundene universitäre Forschung.

Die gesamten Inhalte des CHOICE Webinars #12

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Product-Carbon-Footprint: 3 Normen, 3 Anwendungsbereiche.

Die Wirtschaft steuert Richtung Klimaneutralität und immer mehr Produkte werden CO2-neutral produziert, doch was genau braucht es dafür?

Um Produkte klimaneutral zu gestalten, muss zu Beginn der CO2-Ausstoß des Produktes entlang der Wertschöpfungskette bestimmt werden. Dies erfolgt durch die Product-Carbon-Footprint Analyse. Diese erfolgt auf der Grundlage von Normen. Derzeit werden jedoch drei verschiedene Normen genutzt. Jede einzelne verfügt über unterschiedliche Vorteile, Vorgehensweisen und führen zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Analyse der Product-Carbon-Footprints (PCF). Welche Norm eignet sich also für welches Produkt?

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Diese Normen gibt es derzeit

PAS 2050: Publicly Available Specification (PAS)

PAS 2050 existiert bereits seit 2008 und wurde vom British Standards Institute veröffentlicht. 2011 wurde die Norm überarbeitet, um diese zu vereinheitlichen und eine internationale Grundlage zur Bestimmung von CO2-Bilanzen von Produkten und Dienstleistungen zu schaffen.

GHG Product

Das GHG Product basierend auf dem GHG-Protokoll ist eine Weiterentwicklung des Produktstandards der 2008 veröffentlichten PAS 2050-Methode. Diese Norm stellt die umfangreichste dar und wurde 2011 herausgebracht. Sie enthält Anforderungen zur Bestimmung von Treibhausgasinventaren sowie zur öffentlichen Berichterstattung dieser.

ISO 14067

Die ISO 14067 ist wahrscheinlich die aktuell verbreitetste Norm zur Erstellung von PCFs. An dieser Norm wird konstant weitergearbeitet, erst 2018 wurde eine Aktualisierung veröffentlicht. Sie legt Grenzen fest, in der ausschließlich der Klimawandel als Wirkungskategorie betrachtet wird. Diese Norm ist auf alle Produkte anwendbar und soll eine transparente Kommunikation der Ergebnisse fördern.

Unterschiede der Normen

Das regeln die Normen unterschiedlich:

Welche Norm ist passend für welche Produktkategorie?

Diese Frage nicht einheitlich zu beantworten, da man die Herstellung von Produkten der gleichen Kategorie nicht generalisieren kann. Jedes Produkt ist individuell, mit folgenden 3 Schritten kann die Auswahl jedoch erleichtert werden.

Schritt 1: Überblick verschaffen

Zur Einordnung des Produktes ist es wichtig sich einen Überblick zu verschaffen und sich Wissen in der Thematik anzueignen. Das kann beispielsweise auf der Grundlage von Schreibtischstudien und internem (und externem) Wissen erfolgen. Dabei sollten folgende Fragen geklärt werden: Was machen Akteure der Branche bereits? Gibt es Initiativen im Sektor, die helfen? Welche Entwicklungen finden in den relevanten Märkten statt? Wie passt dies mit der internen Strategie und den Wünschen von StakeholderInnen zusammen?

Im Folgenden gilt es einen Plan aufzustellen und Prioritäten zu setzten.

Schritt 2: StakeholderInnen bestimmen

Für weitere Schritte ist die Bestimmung von internen und exterenen StakeholderInnen empfehlenswert, genau wie das Aufdecken von Stärken und Schwächen der Produktherstellung. Je nach Prioritäten können dann auch Treffen mit VertreterInnen relevanter Organisationen, Industrieverbänden oder ExpertInnen hilfreich sein.

Dies wird helfen verschiedene Perspektiven auf den PCF zu erhalten.

Schritt 3: Fahrplan und Maßnahmen

Nun sollte ein Fahrplan erstellt werden, der Ambitionen und klare Maßnahmen enthält. Dazu sollte die aktuelle Situation beurteilt werden, genau wie die langfristigen Ziele. Diese Ziele sollten in kleinere, messbare Aktionen aufgeteilt werden. Nur so kann herausgefunden werden, was für das Unternehmen funktioniert und was nicht. Anschließend können die Ziele und Maßnahmen mit den Normen abgeglichen werden.

Fazit

Die verschiedenen Normen zeichnen einen Handlungsspielraum ab, sie bilden einen Rahmen und keine einheitliche Handlungsrichtlinie. So bietet jede Norm seinen eigenen Interpretationsspielraum – ISO 14067 den größten. Somit ist dieser auf die meisten Produktkategorien anwendbar.

Zur Auswahl einer Norm sollte vorher festgelegt werden, was durch den PCF erreicht werden soll. Nur dann kann eine fundierte Entscheidung getroffen werden.

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Bildquellen: Unsplash

Deine CHOICE Webinare im November. Über Klimaschutz sprechen und nachhaltige Unternehmensprozesse etablieren.

November. Weniger Sonne, vielleicht zurück im HomeOffice. Perfekt für deine nächste inspirierende Mittagspause! Diesen Monat lernst Du wissenswertes über Klimaschutz in der Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeits-Zertifizierungen, Normen und Standards. Ab jetzt kannst Du dich kostenlos für die CHOICE Webinare #11 und #12 anmelden. Wir freuen uns auf Dich!

CHOICE Webinar #11: Klimaschutz in der Unternehmenskommunikation

Im ersten CHOICE Webinar im November sprechen wir mit Doreen Rietentiet, Founder und Head of Strategic Communication bei DWR eco, über die Notwendigkeit von Klimaschutz in der Unternehmenskommunikation und wie sie erfolgreich geplant, umgesetzt und wahrgenommen wird.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

choice webinar speakerin #11
Doreen Rietentiet, DWR eco
Foto: Axel Schmidt www.axelschmidt.net

Der Klimawandel ist das wichtigste Thema unserer Zeit und trotzdem scheint es als ob viele Unternehmen noch keine wahrnehmbare Haltung dazu haben. Dabei muss man nicht das “Grünste” Unternehmen am Markt sein, um glaubwürdig über Klimaschutz und CO2 Reduktion berichten zu können. Für Kommunikationsexpertin Doreen Rietentiet steht fest, dass Ehrlichkeit, Transparenz und eine gute Strategie die Basiszutaten sind, um Klimaschutz in eine glaubwürdige Unternehmenskommunikation zu integrieren.

Klima schützen und ehrlich darüber sprechen

Wie das konkret gelingen und wie man sich als UnternehmerIn mit Haltung positioniert, erfährst Du im CHOICE Webinar #11 am 12.11, 13.00 bis 14.00 Uhr. Dein Ticket für das Webinar findest Du hier: Jetzt kostenlos anmelden!

CHOICE Webinar #12: Nachhaltigkeit per Zertifikat

Das zweite November-CHOICE Webinar hat es in sich: mit den beiden Fachansprechpartnern Christian Hechler-Wien, TÜV Rheinland, und Jona Nelson, ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung, wagen wir uns in den Dschungel der Zertifikate, Normen und Standards.

choice webinar #12 speaker
Christian Hechler-Wien, TÜV Rheinland – Jona Nelson, ZNU

Was haben Standards und Normen mit CO2 Reduktion zu tun?

Um die CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren brauchen wir nicht nur ambitionierte und wissenschaftsbasierte Ziele (z.B. durch die SBTi), sondern auch durchdachte und qualifizierte Prozesse. Hierfür bieten sich zahlreiche Standards und Normen als hilfreiche Instrumente an. Zertifizierungen dienen u.a. als wichtige Orientierung für AuftragnehmerInnen und StakeholderInnen. Durch die Implementierung von Standards und Normen wird eine Grundlage geschaffen, um Risiken frühzeitig zu erkennen und langfristig zu minimieren. Während die verschiedenen ISO-Standards spezifische Themen abdecken, bietet der ZNU-Standard eine ganzheitliche, nachhaltige Betrachtung und kann von jedem Unternehmen angewendet werden.

Ganzheitliche Betrachtung

Welche Zertifizierungen sind die richtigen für dein Unternehmen, welche Kosten und Aufwände sind damit verbunden? Diese und weitere Fragen beantworten die beiden Referenten im CHOICE Webinar #12 am 26.11., 13.00 bis 14.00 Uhr. Hier kannst Du dich kostenlos registrieren.