Das Lieferkettengesetz – Was bedeutet das für Unternehmen und ihre Lieferketten?

„Woher kommt das Produkt?“, „Wie wurde es produziert” und “Wie viel CO2e ist bei Herstellung und Transport entstanden?“ Das fragen sich Kund:innen und Verbraucher:innen immer häufiger. Gerade jetzt, wo die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz heiß diskutiert werden. Nicht nur in Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Entscheidungen, die wir jetzt treffen; Investitionen, die wir jetzt tätigen sind ausschlaggebend und entscheidend für Klima und Gesellschaft.

Das Lieferkettengesetz, endlich beschlossen!

First things first. Die gute Nachricht ist: Nach langem Ringen hat der Bundestag Anfang Juni endlich das Lieferkettengesetz beschlossen. 

Konzerne sind nicht mehr nur dazu aufgefordert, in den eigenen vier Wänden für nachhaltiges und klimakompatibles Wirtschaften zu sorgen, sondern auch die Standards der Zulieferant:innen einzubeziehen.

Das bedeutet konkret: Das Lieferkettengestez verpflichtet ab 2023 zunächst Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigen, Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten. Ein Jahr später soll das auch für Unternehmen mit über 1000 Arbeitnehmern gelten.

Dies ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die Bundesregierung setzt ein Zeichen gegen Ausbeutung und Umweltzerstörung in globalen Lieferketten. Dies fördert nicht nur gerechte Arbeitsbedingungen. Die Unternehmen sind von nun an dazu aufgefordert, die eigene Lieferkette genauer zu betrachten und zu hinterfragen. 

Gleichzeitig regt sich zahlreiche berechtigte Kritik:

1) Das Gesetz greift hauptsächlich für Konzerne und hier auch nur in Bezug auf ihre direkten Zuliefer:innen 

2) Mittelständler:innen und KMUs, die ebenfalls stark auf globalisierten Produkten zugreifen, werden nicht einbezogen 

3) Insgesamt wird nicht die ganze Lieferkette abgebildet, gerade die prekären Anfänge werden nicht erreicht

Was beinhaltet das Gesetz tatsächlich?

Mit dem Ziel Klima, Umwelt und Menschenrechte zu schützen sorgt das Lieferkettengesetz zunächst einmal künftig dafür, dass Unternehmen nicht mehr nur auf freiwilliger Basis, sondern aufgrund von rechtsverbindlichen Vorgaben verantwortungsbewusst handeln. Das Lieferkettengesetz leitet somit einen Paradigmenwechsel ein, der schon längst nötig war. 

Unternehmen werden umweltbezogenen Pflichten auferlegt, dessen Durchsetzung durch behördliche Kontrollen sichergestellt und bei Verstoß sanktioniert wird. Umweltschäden und Menschenrechtsverletzung sollen vorgebeugt werden, in dem Unternehmen verpflichtet sind, umweltbezogene und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einzuhalten. Dazu gehören z.B. ein wirksames Risikomanagement und die Durchführung von Risikoanalysen für den eigenen Geschäftsbereich sowie unmittelbare und mittelbare Zulieferant:innen. Die festgelegten Verpflichtungen orientieren sich stark an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und weisen somit eine fundierte Grundlage auf, die transparent kommuniziert wird.

Das Lieferkettengesetz ist noch stark ausbaufähig!

In der Ausarbeitung des  Lieferkettengesetz zeigt sich einiges, was kritisch zu hinterfragen bleibt. Vor allem: Wie weit greift das Gesetz tatsächlich? 

Das Lieferkettengesetz fordert zunächst dazu auf, die direkten Zulieferant:innen zu betrachten. Viele der unmittelbaren Zulieferant:innen von deutschen Unternehmen befinden sich ebenfalls in der DACH Region. Also nicht an den Orten, an denen zunehmend Menschenrechtsverletzung und enorme Umweltschädigung durch z.B. Regenwaldrodung geschieht. Bei indirekten Zulieferant:innen sind Unternehmen lediglich dazu verpflichtet, anlassbezogene Risikoanalysen durchzuführen. Hier muss das Gesetz also nachgeschärft werden, damit die gesamte Lieferkette systematisch in den Blick genommen wird.

Trotz seiner Lücken gilt das Lieferkettengesetz als Fortschritt und wichtiger Anreiz für Unternehmen, die eigene Klimaperformance unter Betrachtung der Lieferkette zu verbessern und einen Beitrag zu einer klimakompatiblen Wirtschaft zu leisten.

Das Lieferkettengesetz als Chance für Unternehmen 

Viele Unternehmen fürchteten bislang, Nachhaltigkeit als Unternehmensziel zu etablieren, würde die eigene Wirtschaftlichkeit negativ beeinträchtigen. Jedoch hat uns die Vergangenheit gezeigt, dass Unternehmen durch nachhaltiges Handeln und durch aktives Bestreben nach Umweltschutz innerhalb der Lieferkette zunehmend Wettbewerbsvorteile erzielen. Dies liegt neben gesteigerter Resilienz auch daran, dass Investor:innen sich immer häufiger in Richtung sogenannter „grüner“ Investitionen orientieren und Unternehmen bevorzugen, die ihre Klimaperformance bis in die Lieferkette hinein betrachten. Aber auch Kund:innen und Konsument:innen achten beim Kauf zunehmend auf die Herstellung und Klimabilanz der Produkte.

Zudem zeigt es sich häufig, dass nachhaltige Beschaffung vor allem energie- und ressourceneffizientes sowie kostensparendes Wirtschaften ermöglicht. Durch Optimierung des Ressourcenmanagements können nicht nur Produktionskosten reduziert, sondern auch Risiken im Voraus erkannt und so verhindert werden. Die Klimaperformance eines Unternehmens verbessert sich durch Einsparung von CO2 entlang der gesamten Lieferkette somit enorm. Das fördert nicht nur Klima-, sondern auch Unternehmensziele.

Fazit: Nachhaltigkeit als Einkaufsziel zu etablieren und eine nahe Zusammenarbeiten mit Zulieferant:innen zu schaffen, bietet große Vorteile für Unternehmen und kann die Zukunftsfähigkeit der eigenen Geschäftstätigkeit sicherstellen. Dies zeigt: Jetzt in Klimaschutz zu investieren lohnt sich! Eindeutige Zeichen von Seiten der Politik sind da und kommen spätestens 2023 durch das Lieferkettengesetz auf Unternehmen als weitere Vorgabe hinzu. Gut aufgestellt ist das Unternehmen, das jetzt schon anfängt, eine klima- und sozialkompatible Geschäftstätigkeit zu gestalten. 

Den Fokus jetzt auf eine ganzheitliche, nachhaltige Beschaffung zu legen, heißt  die Chance zu nutzen und einen großen Schritt in Richtung Klimatransformation zu gehen!

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Oder schaue Dir hier hilfreiche Tipps dazu an, wie ein Unternehmen nachhaltige Beschaffung als Ziel in die Unternehmensstruktur etabliert.

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