Start für KMU in die Klimatransformation 2023 – unterstützt mit Fördermitteln
Die Top-Prioritäten des Mittelstandes liegen in der Optimierung der Energiesituation, dem Forcieren der Digitalisierung sowie der effektiven Umsetzung von CO2-Reduktion. Wir können sie all dies im Rahmen der Klimatransformation unter einen Hut bekommen und dabei Fördermittel nutzen?
Genau das haben wir im CHOICE Event #49 von Frank Siebke, Geschäftsführer von CO2FOOT, und Lara Obst, Mitgründerin von THE CLIMATE CHOICE, erfahren. Die wichtigsten Erkenntnisse aus ihrem gemeinsamen Vortrag haben wir für Dich zusammengefasst.
Das Rennen zur Klimaneutralität hat begonnen.
Wir stehen am Anfang des Jahres 2023 und die Dringlichkeit der Klimatransformation ist für Unternehmen größer denn je. Zahlreiche Faktoren treiben bzw. motivieren Entscheidungsträger:innen dazu, jetzt den Wandel entscheidend voranzubringen und das eigene Geschäftsmodell zukunftsorientiert auszurichten. Hier sind nur einige wenige dieser Gründe:
- Vom Feature zum Purpose. Die Gesellschaft prägt Strategien von Unternehmen.
- Nachhaltig ausgerichtete Unternehmen sind nachweislich erfolgreicher.
- Berichtspflichten (CSRD, LkSG, CSDD, ESRS) und die Fähigkeit zu berichten rücken in den Vordergrund.
- Wer nicht transformiert, verliert den Anschluss. Klimaziele werden zum Wettbewerbskriterium.
- Der CO2-Fußabdruck hält Einzug in alle Unternehmensbereiche und wird zu einer eigenen Kennzahl.
- Die Klimatransformation ist der größte Treiber der Digitalisierung und Innovation.
- Die persönliche Energiewende eines Unternehmens und die Klimatransformation sind die zwei Seiten derselben Medaille.
- Alle Unternehmen in einer Lieferbeziehung werden künftig hinterfragt, Klimafolgekosten in Ausschreibungen einbezogen.
- Die Klimaziele sind keine Absichtserklärungen, sondern Gesetz.
- Banken/Investoren, CO2-Steuer, War of Talent, Mitarbeiterloyalität, Kundenbeziehungen,
Die Klimatransformation ist eine “Journey”
Was können Unternehmen nun konkret tun, um ihre Klimatransformation zu starten? Das wichtigste ist zunächst, diese als vielstufige Reise zu verstehen und nicht, wie häufig der Fall, als vereinfachten und einmaligen Prozess von CO2-Bilanzierung, CO2-Reduktion, CO2-Kompensation und der Kommunikation der entsprechenden Ergebnisse an Kund:innen und Mitarbeiter:innen.
Die tatsächliche Klima-Reise ist weitaus komplexer und zielt auf einen ganzheitlichen Wandel des Unternehmens ab. Sie beginnt ebenfalls zunächst damit, die Basis mithilfe einer CO2-Bilanz zu schaffen. Hieraus ergeben sich erste Erkenntnisse, mit denen sich entlang der entsprechenden Rahmenbedingungen des Unternehmens eine Klimastrategie definieren lässt. Zu Anfang sollten dann einfache und schnelle Reduktionspotentiale, sogenannte “Quick Wins”, umgesetzt werden. Zahlreiche Best Practices helfen, diese zu erkennen und zu realisieren.
Daran schließen sich verschiedene Module an, um den Reduktionspfad weiter zu beschreiten. Von der Optimierung der Energieeffizienz über die Gebäudetechnik und Fahrzeugflotte bis hin zur Digitalisierung und Automation stehen Unternehmen zahlreiche Stellschrauben zur Verfügung, mit denen sie nicht nur Treibhausgase, sondern letztlich auch langfristig Kosten einsparen können.
Modul “Energie-Optimierung”
Als Beispiel werfen wir einen genaueren Blick auf das Modul der Energieeffizienz. Softwaretools bieten heute die Möglichkeit, Lastprofile und Verbrauchskurven zu erkennen und zu analysieren. So werden schnell Hotspots ersichtlich, bei denen es nun darum geht, sie sukzessive einzuschränken. Weitere und noch kleinteiligere Untermessungen helfen dabei, die Anlagen noch besser aufeinander abzustimmen und die Lastgänge stetig zu optimieren.
Die Transformation ist förderfähig
Um die Module der Klimatransformation zu realisieren, stehen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Förderung zur Verfügung. Ein einfaches Beispiel ist das Programm “Unternehmensberatung” vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Antragsberechtigt hierfür sind kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) für einen Bemessungsbetrag von bis zu 3.500 €. Die Zuschüsse variieren je nach Bundesland zwischen 50 % und 80 %. Voraussetzungen sind, dass der/die Berater:in vom BAFA zugelassen ist und sich die Beratung inhaltlich auf das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit bezieht. In solch einem Programm lassen sich bereits wichtige erste Schritte dr Klimatransformation unterbringen, wie zum Beispiel die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks, ein Energiecheck oder ein Klima-Assessment.
Der nächste Schritt: die Scope 3 Herausforderung
Von den Modulen der Klimatransformation fällt der Lieferkette eine ganz besondere Bedeutung zu. Denn der weitaus größte Teil an Emissionen eines Unternehmens – 90 % oder mehr – entstehen in der Lieferkette. Laut Boston Consulting Group entstehen weltweit 50 % aller Emissionen in acht zentralen Lieferketten.
Dies hat zur Folge, dass vor allem große Konzerne heute unter hohem Druck von ihren Stakeholdern stehen, die Emissionen ihrer Lieferkette zu reduzieren. Hierfür brauchen sie jedoch eine Datengrundlage und entsprechende Informationen zu klimabezogenen Risiken, Zielen und Emissionen ihrer Lieferanten. Diese wiederum sind meistens kleine und mittelständische Unternehmen, die nur begrenzt Möglichkeiten haben, um ihr Klimamanagement strukturiert umzusetzen.
Somit stehen zwei Unternehmensgruppen heute vor einem großen Problem. Konzerne und ihre Einkäufer:innen haben keine skalierbare Möglichkeit, um mit den bestehenden Lieferanten für die Dekarbonisierung zu kollaborieren und Neue zu identifizieren. Gleichzeitig haben Lieferanten keine Plattform zum Management und sicheren Teilen ihrer Klimadaten, um bestehende Kunden zu halten und Neue zu gewinnen.
Digitale Infrastruktur zur Dekarbonisierung der Lieferkette
Eine Lösung findet sich in neuen und spezialisierten Software-Tools wie der Climate Intelligence Platform. Der Ansatz dieser Plattform lässt sich in drei wesentliche Schritte zusammenfassen.
Den Start bildet ein Climate Performance Assessment, bei dem Unternehmen einen strukturierten und datengetriebenen Selbsttest der eigenen Klimaleistung durchlaufen. Das Assessment basiert auf international anerkannten Standards (TCFD, GHG Protocol, SBTi) und umfasst alle 5 Dimension der unternehmerischen Klimatransformation: Governance, Strategie, Transparenz, Metriken & KPIs sowie Dekarbonisierungsmaßnahmen.
Im zweiten Schritt erhält das Unternehmen eine individuelle Klima-Scorecard mit entsprechenden Handlungsempfehlungen und Benchmarks. Diese dienen als Grundlage für ein maßgeschneidertes Dekarbonisierungsportfolio sowie für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Zuletzt ermöglicht es die Plattform, Maßnahmen und Fortschritte langfristig zu tracken und so kontinuierlich zu verbessern.
Auf der Climate Intelligence Platform können Unternehmen ihre Lieferanten einladen, diese Schritt zu durchlaufen, ihr Klimadaten-Management strukturiert aufzusetzen und so die Zusammenarbeit an der Dekarbonisierung der Lieferkette möglich zu machen. Denn für unser gemeinsames Ziel, den erfolgreichen Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft, brauchen wir vor allem eins: Kollaboration auf Augenhöhe.