Sport Thieme: Gemeinsam in der Scope 3 Action Group Klimaziele in die Tat umsetzen!

07.11.2023 | Lesedauer: 6 Minuten

Wolfram Nimmerich, CSR Manager bei Sport Thieme.

Interview mit Wolfram Nimmerrichter, CSR-Manager bei Sport-Thieme GmbH

Hallo Wolfram! Stell Dich gerne der Climate Community vor, was setzt Du gerade um?

Hallo, freut mich Lara! Wir nehmen gerade an der Scope 3 Action Group teil – und auch sonst ist die Einbindung unserer Lieferanten in unsere Nachhaltigkeitsstrategie tatsächlich unser Hauptthema.

Unser Fokus liegt aktuell auf der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten, insbesondere auf der Klimareifegrad-Befragung von 80% unserer Lieferanten. Das ist eine komplexe Aufgabe, und die Climate Intelligence Plattform von The Climate Choice ist dabei ein zentrales Instrument, um Fortschritte in der Lieferkette zu erfassen und Emissionsreduzierung zu erzielen.

Um dies zu unterstützen, haben wir bereits im Vorfeld einen Workshop mit unseren Schlüssellieferanten durchgeführt, bei dem Nachhaltigkeitsstrategien generell und spezielle Themen wie Emissionen oder auch Verpackung im Mittelpunkt standen.

Best Practices Tipp – zur Kollaboration mit Lieferanten

Als Handelsunternehmen mit einem Portfolio von 19.000 Produkten, die größtenteils von Dritten bezogen werden, ist die Lieferkette von entscheidender Bedeutung. Insbesondere im Hinblick auf Klimadaten – und vor allem auf Zusammenarbeit.

Die Veränderungen bei einigen kleineren Lieferanten können in der Summe eine große Wirkung erzielen, und daher ist die Scope 3 Action Group für uns ein wichtiger Bestandteil, um bei unseren Lieferanten konkrete nachhaltige Veränderungen anzustoßen.

Was treibt Dich in Deiner Rolle als CSR-Manager an?

Was mich antreibt, ist die Erkenntnis, dass Veränderung zwar notwendig ist, aber nicht einfach so passiert. Vielmehr handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, den wir stetig weiterentwickeln.

Mein persönliches Engagement im Umweltschutz begann 1990, als ich dem BUND beitrat. Zu dieser Zeit hatte mich die Bedrohung des Waldsterbens wachgerüttelt, aber auch die deutlichen ersten Anzeichen von Klimaveränderungen stark bewegt. Seitdem hat mich das Thema Umweltschutz nicht mehr losgelassen.

Hauptberuflich arbeite ich seit zwei Jahren bei Sport-Thieme in diesem Bereich als CSR-Manager. Das kam auch, da ich mich seit 2018 im Unternehmen für Nachhaltigkeit engagierte.

Engagiert habe ich mich in unserem freiwilligen Klimaschutzteam, das wir als Mitarbeitenden mit dem Bottom-Up-Ansatz eigenständig ins Leben gerufen haben. In diesem Team haben wir zahlreiche erste, interne Maßnahmen umgesetzt, wie beispielsweise Heizungseinsparungen und Energieeffizienz.

Best Practice Tipp – zur Erstellung eines internen Klimateams

Es war ermutigend zu sehen, wie viele Mitarbeitende daran teilgenommen haben, und die große Unterstützung der Geschäftsführung von Beginn an hat dazu beigetragen, diese Initiativen voranzutreiben.

Wo steht Ihr aktuell in Eurer Klimatransformation?

Unser Unternehmen durchläuft derzeit eine Transformation, um Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt aller unserer Geschäftstätigkeiten zu stellen.

Mit rund 450 Mitarbeitenden ist es entscheidend, so viele wie möglich in diese Nachhaltigkeitsbemühungen einzubeziehen. Gemeinsam setzen wir Maßnahmen um, auch wenn dies manchmal schwierig sein kann.

Best Practice Tipp – zur Umsetzung von Maßnahmen im Team

Weiter arbeiten wir an der Verbesserung der Nachhaltigkeitsberichtserstattung. Insbesondere im Zusammenhang mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Auch wenn dieses Thema in der Diskussion an einigen Stellen zu Recht kritisiert wird, halte ich es für äußerst wichtig. Die CSRD bietet uns eine klare Struktur und hilft, strategische Ausrichtungen für Berichterstattung, besonders aber Handlungsmaßnahmen festzulegen. Dazu haben wir zusätzlich auch das vertiefte Climate Performance Assessment über die Climate Intelligence Plattform durchgeführt. Es hat uns wertvolle Einblicke verschafft, an denen wir jetzt arbeiten, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Unser Ziel ist es, von der Strategie der CSR-Abteilung ausgehend, in allen Abteilungen an einem Strang zu ziehen und Nachhaltigkeit in den Unternehmensalltag zu integrieren.

Welche Herausforderungen begegnen Dir dabei?

Eine der größten Herausforderungen besteht in der Beschaffung von Daten – vor allem in der Lieferkette. ‘Messen oder Vergessen’ ist ein Sprichwort mit viel Wahrheit. Daher setzen wir uns intensiv mit der Messung, Bewertung und Formulierung messbarer Klimaziele in Scope 3 auseinander.

Um Fortschritte nachweisen zu können, ist ein ganzheitliches Klimadaten-Controlling notwendig, das über finanzielle Aspekte hinausgeht. Insbesondere in der Wertschöpfungskette benötigen wir Informationen von Lieferanten zu Umwelteinflüssen, wobei der CO2-Abdruck als erster Schritt dient. Daten zu Zielen, Maßnahmen und Wirkung sind ebenso wichtig.

Best Practice Tipp – zur Erhebung von klimarelevanten Lieferantendaten

Diese müssen transparent und leicht zugänglich sein, nicht in PDFs, nicht im Computer bei Lieferanten, sondern in unserem eigenen System.

Eine einheitliche digitale Plattform zur Erfassung dieser Daten ist entscheidend, da sie die Grundlage für unsere Nachhaltigkeitsbemühungen bildet.

Was hast Du in der Umsetzung bereits gelernt?

Der wichtigste Faktor ist der Rückhalt, den wir von der Geschäftsführung erhalten. Compliance allein reicht bei weitem nicht aus. Nachhaltigkeit erfordert eine tiefgreifende Transformation. Aber auch ein gut funktionierendes internes Netzwerk in der eigenen Firma, in dem wir offen über schwierige Themen sprechen und Lösungen finden können! Das ist von großer Bedeutung.

Darüber hinaus, beinhaltet die Transformation auch, Klimakriterien in die Beschaffungsprozesse zu integrieren. Um so nicht nur den Preis, sondern auch die Umweltauswirkungen im Einkauf zu berücksichtigen.

Best Practice Tipp – zur Nutzung der Lieferantendaten im Einkauf

Unser internes Netzwerk und Team für Nachhaltigkeit haben sich in den letzten Monaten und Jahren stark erweitert und umfassen mittlerweile fast alle Abteilungen. Unsere Aufgabe ist es nun, so effektiv zu sein, dass alle Mitarbeitenden motiviert sind, sich einzubringen und gemeinsam auch auf Grundlage von Daten zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen umzusetzen.

Du bist Teil der Scope 3 Action Group, was ist deine Motivation hierzu?

Die Teilnahme an der Scope 3 Action Group kam für mich zu dem genau richtigen Zeitpunkt, da wir intern bereits an den Themen arbeiteten. Die Fokussierung auf Lieferantenkollaboration und Klimadaten aus der Lieferkette war für uns von bereits großer Bedeutung.

Die Zusammenarbeit in der Gruppe und der Austausch mit Nachhaltigkeitsbeauftragten und Einkaufsmanager:innen aus Unternehmen aller Größen und Industrien sind für mich von zentraler Bedeutung. Wir finden trotz der vermeintlichen Unterschiede immer wieder Gemeinsamkeiten, und viel wichtiger, Lösungen für kleine und große Probleme, die wir alle haben.

Best Practice Tipp – für den Austausch im Netzwerk

Der persönliche Austausch in der Gruppe hat sich als besonders wertvoll erwiesen. Ich freue mich auf das nächste Präsenztreffen in Berlin!

Was möchtest Du anderen auf ihrer Transformationsreise mitgeben?

Ich sehe das Thema Nachhaltigkeit als einen Spagat, da Wirtschaftsunternehmen von Natur aus finanzielle Interessen haben.

Es ist dabei aber wichtig zu erkennen, dass Nachhaltigkeit Kosten sparen kann, beispielsweise durch Prozessoptimierung. Das passiert sogar kurzfristig, und kann dann im eigenen Unternehmen wesentliche Argumente und Fakten schaffen, um noch mehr Zustimmung und Unterstützung zu erhalten.

Best Practice Tipp – zur Fokussierung auf Geschäftschancen und Kostenreduktion

Das hilft ungemein! Denn wir müssen das Vorurteil überwinden, dass Nachhaltigkeit nur Geld kostet. Auch wenn sich manche langfristigen Vorteile erst nach 5-10 Jahren zeigen. Es gilt immer in die Daten zu schauen, Geschäftsoptionen aufzuzeigen und eben auch die Kostenersparnisse – auf kurz oder lang.

Das ging in der Vergangenheit nur anders, weil wir nicht ganzheitlich hingeschaut haben. Der Wert von Ressourcen wie Wasser, Luft und Natur wird jetzt erkannt und sichtbar gemacht, auch durch die CO2-Bepreisung. Dies eröffnet die Möglichkeit, den Nutzen von Nachhaltigkeit nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive sichtbar zu machen.

Danke Wolfram, großartig, dass Du die Klimatransformation vorantreibst!

Jetzt die Dekarboniserung der Lieferkette starten: Bewerbung für die Scope 3 Action Group 2024.