2023-02-16

Decarbonization

Den Product Carbon Footprint für die Dekarbonisierung von Scope 3 nutzen

Der Product Carbon Footprint (kurz: PCF) erfasst die gesamten Treibhausgasemissionen, die ein Produkt in den verschiedenen Phasen seines Lebenszyklus verursacht. Vor allem Beschaffungsabteilungen müssen PCF-Daten von ihren Lieferanten erhalten, um CO2-Hotspots in ihrer Lieferkette zu identifizieren und anzugehen. Aufgrund der hohen Komplexität globaler Wertschöpfungsketten bleibt die Harmonisierung von Berechnungsansätzen und der Vergleich von Ergebnissen jedoch eine große Herausforderung.

Welche Guidelines bieten hier Hilfe und was können Unternehmen tun, wenn ihre Lieferanten keinen PCF zur Verfügung stellen? Das haben wir beim CHOICE Event #51 von Thomas Heine, Co-Vorsitzender und Botschafter des Sustainable Procurement Pledge (SPP) Germany, und Yasha Tarani, Co-Founder und CEO von THE CLIMATE CHOICE, erfahren. Die wichtigsten Erkenntnisse aus ihrem gemeinsamen Vortrag haben wir für Dich zusammengefasst. 

Du willst wissen, wie auch Dein Unternehmen klimarelevante Daten wie den PCF von Lieferanten erfassen und für die Dekarbonisierung von Scope 3 nutzen kann? Dann nimm hier mit uns Kontakt auf und vereinbare ein kostenloses individuelles Beratungsgespräch.

Was ist der Product Carbon Footprint?

Angesichts der drohenden Klimakatastrophe wird die Treibhausgas-Bilanz von Produkten und Dienstleistungen zunehmend kritisch hinterfragt. Der Product Carbon Footprint (PCF) bietet hier eine gute Möglichkeit, den Einfluss eines Produkts auf das Weltklima standardisiert zu erfassen. Der PCF umfasst dabei die Summe aller im Kyoto-Protokoll festgelegten Treibhausgase entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Produkts. Am Anfang der Wertschöpfungskette steht immer die Rohstoffgewinnung, gefolgt von der Produktion und dem Vertrieb bis hin zur Nutzung und die anschließende Verwertung (Recycling).

In Abhängigkeit von der Norm können dabei verschiedene Bilanzgrenzen an den Produktlebenszyklus angelegt werden. In Betracht zu ziehen sind dabei:

  • Rohstoffe und Vorfertigung

  • Transportwege

  • Produktion

  • Distribution und Vertrieb

  • Nutzungsphase

  • Recycling, Verwertung und Entsorgung

Die PCF-Berechnung bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile. Mit ihm können sie nachhaltige Optimierungspotentiale ihrer Produkte identifizieren und Produktinnovationen anstoßen. Sie erhalten zudem einen umfassenden Einblick in die Wertschöpfungskette ihrer Produkte und können die Auswirkungen auf die globale Erwärmung genau beziffern und managen.

Die Messung des Product Carbon Footprint

Die Bemessungsstandards des PCF sind durch international geltende ISO-Normen definiert (ISO 14067) sowie durch das GHG-Protokoll („Greenhouse Gas Protocol“). Letztere ist die weltweit anerkannte Vorgabe für die Messung, das Management und die Minderung von Treibhausgasemissionen entlang von globalen Wertschöpfungsketten. Diese machen es jedoch häufig durch ihre Komplexität und mangelnde Transparenz schwer, Ergebnisse zu vergleichen und Berechnungsansätze zu harmonisieren.

Daher tun sich immer mehr Initiativen zusammen, um branchenspezifische Standards für die Berechnung des PCF zu erarbeiten. Ein Beispiel hierfür ist zum einen die PCF-Guideline der Together for Sustainability Initiative (TfS) für die chemische Industrie. Zum anderen hat auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) bereits eine Guideline für die Berechnung im Maschinen- und Anlagenbau veröffentlicht. Dieser Trend wird sich fortsetzen und weitere branchenübergreifende Harmonisierungen in den nächsten Jahren nach sich ziehen.

Zusätzliche oder alternative Klimadaten

Unternehmen, die PCF-Daten von ihren Lieferanten abfragen, um CO2-Hotspots in ihrer Lieferkette zu identifizieren, stehen schnell vor zwei Problemen. Zum einen sind nicht alle Lieferanten in der Lage, einen PCF zu berechnen und zur Verfügung zu stellen, und zum anderen braucht es für eine ganzheitliche Dekarbonisierungsstrategie von Scope 3 deutlich mehr Informationen über den Klimareifegrad der Lieferanten. Was sind dies für Informationen und wie können Unternehmen sie erhalten?

Zunächst ist es wichtig, den Unterschied zwischen sogenannten “Lagging KPIs” und “Leading KPIs” zu verstehen. Lagging KPIs sind historische Daten wie eben der Carbon Footprint des Unternehmens und seiner Produkte. Sie geben lediglich an, was im vergangenen Jahr geschehen ist. Leading KPIs hingegen sind vorausschauende Metriken zur künftigen Klimaleistung von Unternehmen. Sie geben also Aufschluss darüber, ob und in welchem Ausmaß die Klimatransformation eines Unternehmens bereits umgesetzt wird. Hierzu gehört die Prüfung, ob die Lieferanten ihre Klimaziele ernsthaft verfolgen und ob diese mit den eigenen Zielen vereinbar sind. Außerdem gilt es zu prüfen, welche Governance-Prozesse im Unternehmen vorhanden sind, ob das Unternehmen klimabezogene Risiken und Chancen managt und welche Daten bereits offengelegt werden, die dies belegen.

Einen Weg durch den Datendschungel finden

Wie können Unternehmen all diese Datenpunkte sinnvoll nutzen, um den Klimareifegrad ihrer Lieferanten zu bewerten? Das ist keine leichte Aufgabe, denn es gibt so viele Informationen, die man im Dschungel der Rahmenbedingungen und rechtlichen Anforderungen aufspüren könnte. 

Am besten einfach anfangen! Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Um alle wichtigen Kennzahlen zu erfassen und die Klimastrategie der Lieferanten zu verfolgen, empfiehlt es sich, auf bereits etablierte und international anerkannte Berichtsrahmen zurückzugreifen. Dazu gehören in erster Linie die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) für Risikomanagement, Governance, Klimastrategie und Übergangspläne, die Science Based Targets Initiative für Reduktionsziele, die Global Reporting Initiative für Offenlegungsaktivitäten und das Greenhouse Gas Protocol für die Emissionsberechnung.

Diese Rahmenwerke ermöglichen es Unternehmen, die Klimaleistung ihrer Lieferanten im Einklang mit bereits eingeführten und künftigen Standards zu messen und zu vergleichen.

Eine digitale Infrastruktur für Klimadaten der Lieferkette

Für eine effiziente und skalierbare Erfassung dieser Daten stehen bereits spezialisierte Software-Tools zur Verfügung, die sowohl mit internationalen Standards abgeglichene Fragenkataloge als auch eine sichere IT-Infrastruktur für ein unkompliziertes Klimadatenmanagement entlang der Lieferkette gewährleisten. Ein solches Tool ist die Climate Intelligence Platform. Von der Datenerfassung bis zum Monitoring und Engagement bietet sie Unternehmen alles, was sie brauchen, um ihre Klimaziele in der Lieferkette zu managen und erfolgreich umzusetzen. Über die Softwareplattform können sie auf eine Vielzahl von extern auditierbaren Unternehmensrisiko- und Emissionsdaten zugreifen und ihre Lieferanten auf dem Weg der Dekarbonisierung unterstützen.

Du willst mehr über die Möglichkeiten der Climate Intelligence Platform erfahren? Dann nimm hier mit uns Kontakt auf und vereinbare ein kostenloses individuelles Beratungsgespräch.

Wir danken Thomas Heine und Yasha Tarani für ihre Einblicke in den Product Carbon Footprint und die klimarelevante Datenerfassung entlang der Lieferkette.

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