
Nachhaltiger Einkauf – CO2 in der Lieferkette einsparen.
Wie können wir Beschaffung nachhaltig gestalten und Lieferketten transformieren?

In unserem ersten CHOICE Webinar des Jahres erläuterte Yvonne Jamal, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des JARO Instituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung e.V., die Umsetzung einer nachhaltigeren Lieferkette anhand von vier Schritten. Dabei betonte sie die großen CO2-Einsparpotentiale in der Lieferkette und bezog sich auf praxisnahe Beispiele. Finde hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und das aufgezeichnete CHOICE Webinar #14.
Bis zu 80% der Emissionen kommen aus der Lieferkette
Die Lieferkette ist der Hebel der Klimatranformation, bis zu 80% der CO2-Emissionen eines Unternehmens stammen aus eingekauften Produkten und Dienstleistungen und werden vor- oder nachgelagert emittiert. Emissionen aus der Lieferkette zahlen daher erheblich auf die gesamte CO2-Bilanz eines Unternehmens ein. Diese Emissionen werden nach den Definitionen des GHG Protokolls unter Scope 3 festgehalten. Der GHG Corporate Value Chain (Scope 3) Standard ist die einzige international anerkannte Methode für Unternehmen, die Emissionen der Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Er bietet eine Vielzahl nützlicher Berechnungswerkzeuge und Anleitungen zur CO2-Reduktion.

Die Darstellung des GHG Protokoll veranschaulicht, in welchen Bereichen des gesamten Produktlebenszyklus die Großteile der Emissionen anfallen. Man erkennt, dass die Emissionen aus Scope 3 die entscheidenden sind.
Laut GHG Protokoll muss die Bilanzierung und Berichterstattung eines Scope-3-Inventars auf den folgenden Prinzipien beruhen: Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit. Wie aber können diese Prinzipien in die Umsetzung einer nachhaltigeren Lieferkette integriert werden und wo können wir ansetzen? Yvonne präsentierte hierzu das Vorgehen anhand von vier Schritten:

1. Die Basis schaffen
Wo setze ich an und finde einen Einstieg in die Transformation der Lieferkette? In diesem Zusammenhang ist es wichtig, eine Basis zu schaffen. Diese besteht zunächst in der Unterstützung durch das Top-Management. Letztlich wird die Umstrukturierung des Einkaufs auch die meisten Abteilungen betreffen, weshalb diese ebenfalls in die Planung einbezogen werden sollten. Mit einem gemeinsamen Ziel kann dann die Arbeit aufgenommen werden.
Es ist wichtig, alle relevanten StakeholderInnen zu identifizieren, die Internen, aber vor allem die Externen. Auf diese Weise kann ein Überblick geschaffen werden.
Durch eine anschließende Wesentlichkeitsanalyse für alle Warengruppen können Schwerpunkte gesetzt und der Fokus erschlossen werden. Im Anschluss sollten die Ziele der nachhaltigen Beschaffung definiert werden, auf deren Basis der Handlungsrahmen vervollständigt wird.
2. Beschaffungsprozesse um nachhaltige
Aspekte erweitern
Die Beschaffungsprozesse unterliegen meist einer allgemeinen Strategie, welche den Fokus üblicherweise auf die Bepreisung des Einkaufs legt. An dieser Stelle muss die Strategie um Nachhaltigkeitsaspekte erweitert und neu formuliert werden. Diese dienen als Grundlage zur Anpassung der internen Richtlinien des Unternehmens. Das ist notwendig, um Entscheidungen abteilungsübergreifend auf der gleichen Grundlage treffen zu können.
Richtlinien, AEBs und Verträge sollten entsprechend angepasst werden. Schließlich kann ein Nachhaltigkeitsprogramm für den Einkauf entwickelt werden, das den gesamten Beschaffungsprozess berücksichtigt.
3. Aktive Einbindung der Lieferkette
Schritt eins und zwei schaffen die internen Voraussetzungen , welche als Grundlage für weiteres, externes Vorgehen dienen. Nun können und sollten die LieferantInnen selbst aktiv eingebunden werden. Hierfür sind nachhaltige und transparente Kriterien für die LieferantInnenauswahl und –bewertung wichtig. Die Kriterien evaluieren Unternehmen dann gemeinsam mit ihren LieferantInnen. An dieser Stelle hilft eine faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe, um gemeinsam die Nachhaltigkeitsleistung zu steigern.
Um noch „tiefer“ in die Wertschöpfung zu gehen und die tatsächlichen CO2-Werte zu ermitteln und zu verbessern, kann man dann das Gespräch mit VorlieferantInnen suchen.
4. Erfolgskontrolle
Zu guter Letzt erfolgt die Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen. Dies kann mit den vordefinierten Indikatoren überprüft werden, wenn möglich in regelmäßigen Abständen. Anschließend kann Dein Unternehmen transparent über den Fortschritt und die Herausforderungen berichten. Hierbei ist das Nennen von Zahlen hilfreich und sorgt für Glaubwürdigkeit und Transparenz. Mit wie vielen LieferantInnen konnten wir was erreichen?
Zum Schluss des Prozesses stehen eventuelle Korrekturmaßnahmen und das stetige Steigern der Ziele. Schritt für Schritt kann so die Beschaffung transformiert werden.
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