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Kreislaufwirtschaft Best Practice: IT-Remarketing

21.10.2021 | Lesedauer: 5 Minuten

Gebrauchte Firmen-Hardware wiederzuverwenden, ist nicht nur umwelt- und klimaschonend – es kann auch wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen bringen. Worauf bereits bei der Beschaffung von Neugeräten und dem ersten Nutzungszyklus geachtet werden sollte, hat Daniel Büchle, Geschäftsführer von AfB social & green IT, beim CHOICE Event #28 erklärt. Hier findest Du die wichtigsten Inhalte aus seinem Vortrag über IT-Remarketing als Best Practice der Kreislaufwirtschaft.

E-Waste ist der schnellst-wachsende Abfallstrom

Elektroschrott stellt weltweit ein gravierendes und stetig wachsendes Problem dar. Laut dem Global E-waste Monitor 2020 ist der globale E-Waste von 44,4 Millionen Tonnen im Jahr 2014 auf 52,6 Millionen Tonnen im Jahr 2019 gestiegen und wird für 2030 sogar auf 74,7 Millionen Tonnen prognostiziert. Zur Frage, was mit all diesem Schrott letztlich passiert, liefert die Studie ebenfalls eine Antwort: So wurde 2019 nur 17,4 Prozent des globalen Elektroschrotts tatsächlich auch dokumentiert, gesammelt und ordnungsgemäß recycelt. Über die restlichen 82,6 Prozent gibt es jedoch keine Dokumentation. Dieser Anteil wurde in unklaren Verhältnissen in andere Länder gehandelt, transportiert und letztlich auf nicht umwelt- und menschenfreundliche Art und Weise entsorgt und verbrannt.

Quelle: The Global E-waste Monitor 2020

Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft

Dieser unverantwortliche Umgang mit Elektroschrott hat nicht nur Auswirkungen auf Menschen und Natur vor Ort, sondern ebenfalls auf das Klima. Denn laut dem Circularity Gap Report 2021 stehen 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen in direktem Zusammenhang mit Gewinnung, Transport, Verarbeitung und Nutzung von Materialien. Wenn das Paradigma der aktuell hauptsächlich linearen Wirtschaft jedoch durch zirkuläre Prozesse ersetzt würde, entsteht laut der gleichen Studie das Potenzial, die globalen Treibhausgasemissionen um 39 Prozent und den Verbrauch von Rohstoffen um 28 Prozent zu senken.

Kreislaufwirtschaft bei IT- und Mobilgeräten

Welchen Beitrag kann nun das wirtschaftliche Remarketing von IT- und Mobilgeräten zu diesem Potenzial leisten? Zunächst lohnt sich hierbei ein Blick auf die große Bandbreite von Hardware, die in Unternehmen zum Einsatz kommt und dementsprechend auch wiederverwendet werden kann. Neben den primären Geräten wie Notebooks, Tablets, Smartphones oder Drucker geht es dabei auch um Zubehör wie Dockingstationen und Kabel, Hardware von Rechenzentren oder auch Datenträger wie USB-Sticks, Festplatten und Server.

Bei all diesen Geräten hat jedes Unternehmen die Chance, sie in zirkuläre Prozesse der Wiederverwendung zu integrieren. Die wichtigsten Schritte bei diesem sogenannten Remarketing lauten dabei wie folgt:

1. Abholung

Bei der Kreislaufwirtschaft von IT-Geräten beginnt alles damit, dass ein Refurbisher die Hardware, die im Unternehmen nicht mehr gebraucht wird, verpackt und per Sicherheitstransport abholt.

2. Erfassung

Als nächstes erfasst der Refurbisher die wichtigsten Gerätedaten, sodass das Unternehmen vorher nicht zwingend selber eine Inventur vornehmen muss. 

3. Datenlöschung

Die meiste Hardware enthält intern gespeicherte Daten, die für die Wiederaufbereitung zuverlässig gelöscht werden müssen. Hierbei gelten besonders hohe Standards, die bei entsprechender Zertifizierung die nötige Sicherheit gewährleisten.

4. Aufarbeitung

Damit die Geräte wieder in einen angenehmen und nutzbaren Zustand kommen, arbeitet der Refurbisher sie gründlich wieder auf. Dazu gehört u. a. eine Reinigung wie auch die Installation der neuesten Software.

5. Verkauf und Spende

Zum Schluss wartet dann der Weiterverkauf der IT-Geräte. Hier stehen diverse Vertriebswege zur Verfügung: von physischen Gebrauchtwarengeschäften über Online-Marktplätze wie Ebay oder Amazon bis hin zu speziellen Plattformen wie Refurbed. Als alternative Möglichkeit können sie auch an Schulen oder NGOs gespendet werden.

Was passiert mit kaputten Geräten?

Wenn Hardware schon sehr lange im Einsatz ist oder bereits starke Defekte aufweist, eignet sie sich leider nicht mehr für den soeben beschriebenen Wiedervermarktungsprozess. Hier folgen stattdessen andere Schritte:

1. Schreddern

Um die komplette Löschung von fehlerhaften Datenträgern zu gewährleisten, müssen sie mechanisch vernichten werden. 

2. Zerlegung

Nicht vermarktbare Geräte lassen sich immer noch in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen. 

3. Recycling

Diese Einzelteile kann der Refurbisher wiederum nutzen, um entweder andere Geräte zu komplettieren oder um durch Einschmelzung wertvolle Rohstoffe zu gewinnen. 

Ein Bild, das Karte enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Von der Ökobilanzstudie zur Wirkungsmessung

Nachdem wir die einzelnen Schritte der Kreislaufwirtschaft bei IT-Geräten durchlaufen haben, stellt sich die Frage nach ihrer konkreten Auswirkung auf die eigene Öko- und Klimabilanz. Um diese quantifizierbar zu machen, hat AfB zusammen mit dem Partner myclimate 2021 eine aktualisierte Studie durchgeführt, welche die Einsparungen durch die erreichte Lebenszyklusverlängerung berechnet. Vor allem beim Blick auf die vermiedenen Treibhausgasemissionen ergaben sich dabei erstaunlich Zahlen, wie die folgende Tabelle zeigt:

Diese Daten sind und werden in Zukunft immer wichtiger, wenn es z. B. darum geht, sich auf anstehende gesetzliche Anforderungen zur Klimaberichterstattung wie die EU-Taxonomie oder Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorzubereiten. Genauso verlangen auch Geschäftspartner mehr und mehr transparente Daten zur eigenen Klimaperformance, um die Dekarbonisierung der eigenen Lieferkette voranzutreiben.

Praktische Tipps für mehr Kreislaufwirtschaft

Zum Schluss schauen wir noch auf ein paar einfache Tipps, mit denen Unternehmen von Anfang an ReUse mitdenken und die Kreislaufwirtschaft bei sich vorantreiben können.

Beschaffung

Bei der Anschaffung neuer Hardware sollte das Augenmerk ganz klar darauf liegen, dass die Geräte möglichst robust und unempfindlich designt wurden. Um eine höhere Langlebigkeit und die Möglichkeit der Reparatur zu gewährleisten, sollten die einzelnen Bestandteil zudem gesteckt und verschraubt sein, statt verlötet und verklebt.

Nutzung

Damit Laptops und Smartphone auch später noch von anderen Nutzer:innen verwendet werden können, sollten Unternehmen generell davon absehen, diese durch Gravuren permanent zu kennzeichnen. Ähnliches gilt für Aufkleber oder anderweitige Beschriftungen, die irreversible Rückstände nach sich ziehen können. Hierfür müssen alle Mitarbeitenden entsprechend auf das Ziel der Wiedervermarktung hin sensibilisiert werden. 

Sammlung und Lagerung

Wenn es soweit ist und die IT-Geräte für den Refurbisher bereitgestellt werden, sollte das Unternehmen auf geeignete und sichere Verpackungs- und Transportmittel achten. Eine sorgsame Lagerung in witterungsgeschützten Räumen ist entscheidend, um nachträgliche Beschädigungen auszuschließen. Um die Übergabe von passwortgeschützten Geräten zu erleichtern, müssen diese zudem zuvor entfernt oder gesondert mitgeteilt werden.

Wenn du einmal ganz anschaulich erleben willst, wie IT-Remarketing bei AfB social & green IT funktioniert, kannst Du hier einen virtuellen Firmenausflug in die Niederlassung von AfB machen.

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