
Klimaschutz und soziale Verantwortung für sauberes Trinkwasser
Gastbeitrag. Zum Autor:

Martin Wesian hat HELIOZ 2010 gegründet, nachdem er in Südamerika an Cholera erkrankt ist. Auf der Suche nach einer Lösung um Menschen aus Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen und wasserbedingte Krankheiten zu reduzieren, entwickelte er WADI, ein Messgerät für die Solare Wasserdesinfektion (SODIS) sowie das Konzept eines Social Enterprise für die Umsetzung von Klimaprojekten.
Unternehmen betreiben heute mit Hinblick auf die Pariser Klimaziele umfangreiche CO2-Reduktionsmaßnahmen sowie häufig freiwilligen Klimaschutz. Dabei steht besonders die Förderung von technologischen Maßnahmen im Vordergrund, die den Emissionsausstoß in Ländern des globalen Südens reduzieren. Im Folgenden stellt uns Gastautor Martin Wesian vor, welche Art von Projekte HELIOZ umsetzt, um Sustainability Development Goals 6 (Sauberes Wasser) und 13 (Klimaschutz) zu erreichen sowie CO₂-Zertifikate für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt zu generieren, die nach „The Gold Standard“ zertifiziert sind.
Verschmutztes Trinkwasser und die Folgen für Mensch und Klima
Weltweit leben ca. 3,6 Milliarden Menschen (fast die Hälfte der Weltbevölkerung) in Gebieten mit potenzieller Wasserknappheit und es wird geschätzt, dass diese Zahl bis 2050 auf 4,8 bis 5,7 Milliarden ansteigen wird (UNESCO, 2018). Durch Wasser übertragene Krankheiten wie Typhus, Cholera und Ruhr sind für viele Familien in Afrika und Asien nach wie vor eine große Bedrohung. Dies ist auf den Verbrauch von kontaminiertem Wasser und schlechten Sanitär- und Hygienebedingungen zurückzuführen. Die wenigen verfügbaren Wasserquellen werden zum Waschen schmutziger Kleidung, zum Baden, als Toilette und als Trinkstelle für Tiere genutzt. Um darüber hinaus Wasser zum Trinken und Kochen von Lebensmitteln sammeln zu können, müssen Menschen teilweise weite Wege gehen. Laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen verbringen 40 Milliarden Frauen in Afrika südlich der Sahara zusammen etwa 40 Milliarden Stunden pro Jahr damit, Wasser zu sammeln. Kindern – und insbesondere Mädchen – wird das Recht auf Bildung verwehrt, weil sie die meiste Zeit damit verbringen, Wasser für das Überleben im Haushalt zu holen.

Ohne mehr sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen ist eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich. Denn verschmutztes Trinkwasser hat neben gesundheitlichen Folgen auch negative Auswirkungen auf die Umwelt. Insbesondere das Abkochen mit Feuerholz führt in Summe zu starker Luftverschmutzung durch CO2-Emissionen. Dies kann zudem zu Atemwegserkrankungen führen und so zusätzliche Krankheitskosten verursachen. Weiterhin wird in ländlichen Regionen des globalen Südens der Zugang zu sauberem Trinkwasser durch die Folgen der Klimakrise zusätzlich erschwert.
Solare Wasserdesinfektion löst ein globales Problem
Solare Wasserdesinfektion ist ein natürlicher Prozess, bei dem die UV-Strahlung der Sonne schädliche Krankheitserreger im Wasser deaktiviert. Hierfür werden lediglich PET- oder Glasflaschen benötigt, die mit kontaminiertem Wasser gefüllt und dann der Sonne ausgesetzt werden. Die Dauer dieses Desinfektionsprozesses variiert und wird durch die UV-Intensität der Sonne bestimmt. Die SODIS-Methode wurde vom Schweizer Institut Eawag erforscht und ist von der WHO und UNICEF anerkannt. Heute wird diese Technik von rund fünf Millionen Menschen weltweit genutzt.
Da Solare Wasserdesinfektion von einem günstigen Klima abhängt, wird empfohlen, die Methode überall zwischen 35° nördlich und 35° südlich des Äquators anzuwenden – hier sind im Durchschnitt die jährlichen Sonnenstunden reichlich vorhanden. Dies schließt den größten Teil Lateinamerikas, ganz Afrika und Süd- und Südostasien ein und deckt damit die Mehrheit der Länder ab, in denen die Menschen keinen Zugang zu sicheren Trinkwasserquellen haben.
Die wichtigste Herausforderung bei SODIS: die Zeit abzuschätzen, die die Sonne benötigt, um das kontaminierte Wasser zu desinfizieren. Das österreichische Social Enterprise HELIOZ hat sich diesem Problem angenommen und eine simple, aber effektive Lösung entwickelt: das WADI (Water DIsinfection).
Solare Wasserdesinfektion mit dem WADI
WADI ist ein einfach zu bedienendes, solarbetriebenes UV-Messgerät, das den Prozess von SODIS visualisiert. Ein lachendes Smiley auf dem WADI-Display zeigt den Zeitpunkt an, an dem die UV-Strahlung der Sonne kontaminiertes Wasser in einer PET-Flasche trinkbar gemacht hat.
WADI misst kontinuierlich die Strahlung der Sonne und vergleicht diese Messungen mit wissenschaftlich geprüften Daten. Sobald die einfallende UV-Dosis die der in WADI gespeicherten Referenzwerte erreicht, zeigt das Gerät ein lachendes Gesicht. Zu diesem Zeitpunkt sind mindestens 99,9 % der üblichen coliformen Bakterien im Wasser inaktiviert, vorausgesetzt, das verwendete Wasser war nicht trüb. WADI ermöglicht solare Wasserdesinfektion auf Haushaltsebene und stellt eine zuverlässige und praktikable Lösung für Betroffene in einkommensschwachen Ländern dar.
Der Umstieg von Abkochen auf die Solare Wasserdesinfektion spart pro Haushalt und pro Jahr ca. 2 Tonnen CO2 ein. So konnten im Jahr 2020 allein in der HELIOZ Projektregion in Bangladesch 10.625 Tonnen CO2 eingespart werden, das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen CO2-Ausstoß von 1.194 Deutschen.

HELIOZ verfolgt einen ganzheitlichen Projektansatz. Es geht nicht nur darum, Gemeinden mit einer Wasseraufbereitungslösung zu versorgen, sondern es wird auch sicherstellen, dass Klimaprojekte auch sozialen und langfristigen Mehrwert haben. Dieses Engagement umschließt zahlreiche Aktivitäten von der Einrichtung von inklusiven Gruppenmeeting, Ausbildung von Community Workern, Kampagnen zu Hygienemaßnahmen, Unterstützung bei der Errichtung von Wassertanks in Schulen und viele weitere.
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Bildquellen: HELIOZ, Annette Etges