Klimaneutrales Deutschland 2045 – wie schaffen wir das?

13.09.2021 | Lesedauer: 5 Minuten

Der Weg zu einem klimaneutralen Deutschland bis 2045 erfordert schon heute konsequente Weichenstellungen in allen Sektoren. Welche das genau sind, hat die Stiftung Klimaneutralität in einer umfassenden Szenarienstudie von Prognos, Ökoinstitut und dem Wuppertal Institut untersuchen lassen. Die Studie zeigt, dass durch die konsequente Anwendung von heute schon verfügbaren oder bereits weit entwickelten Technologien CO2-Reduktion und ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 möglich ist.

Beim CHOICE Event #25 haben Dr. Julia Metz und Martin Weiß von der Stiftung Klimaneutralität die Ergebnisse der Studie vorgestellt und erklärt, welche Chancen und Herausforderungen auf uns warten. Hier findest Du die wichtigsten Inhalte aus ihrem Vortrag über die entscheidenden Maßnahmen, um die Transformation in allen Sektoren voranzutreiben.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

Die Studie “Klimaneutrales Deutschland 2045” wurde beauftragt, um das deutsche Klimaneutralitätsziel bis zum Jahr 2045 vollumfänglich für alle Sektoren zu modellieren. Sie ist als Wachstums- und nicht als Verzichts-Szenario angelegt, d. h. sie geht von einem durchschnittlichen Wachstum von +1,3 % BIP aus.

Das wichtigste Ergebnis: Ein klimaneutrales Deutschland ist bereits bis 2045 möglich! Im Vergleich zum Zieljahr 2050 würde dieses Szenario der Atmosphäre knapp eine Milliarde Tonnen CO2 einsparen. Mit Erreichung des Ziels würde Deutschland außerdem wieder zu einem internationalen Vorreiter beim Klimaschutz und zu einem Leitmarkt und Leitanbieter für Klimaschutztechnologien. 

Um diesen Weg erfolgreich bestreiten zu können, müssen bis 2030 als wichtigster Meilenstein bereits 65 Prozent der CO2e-Emissionen eingespart werden. Dies schafft die Voraussetzungen für eine beschleunigte Transformation nach 2030. Der Wandel betrifft dabei sowohl den Ausbau der Erneuerbaren Energien, eine klimaneutrale Industrie sowie den Umstieg auf Wärmepumpen und Elektromobilität. Dazu muss die Agrarwende und der Einsatz von CO2-Abscheidung und -Speicherung deutlich vorgezogen werden.

Die wichtigsten Grundsätze auf dem Weg zur Klimaneutralität

Was bedeutet das alles nun konkret für Unternehmen? Zunächst lassen sich aus der Studie drei wichtige und allgemeine Grundsätze ableiten, mit denen sich die Transformationen am effektivsten vorantreiben lassen: 

Efficiency First

Deutschland und somit auch jedes Unternehmen müssen die Effizienz bei der Nutzung von Energie signifikant steigern. Genauer gesagt sieht das Szenario eine Halbierung des deutschen Primärenergieverbrauchs bis zum Jahr 2045 vor.

Electrify Second

Als zweites müssen wir die erneuerbare Stromerzeugung massiv ausbauen. Auf diese Weise stehen die erforderlichen Mengen an erneuerbarem Strom zur Verfügung, um die anderen energiebasierten Sektoren zu elektrifizieren und dekarbonisieren.

Green Fuels Third

Übrig bleiben dann noch Bereiche, die nicht elektrifiziert werden können – z. B. die Luft- und Schifffahrt. Hier muss Wasserstoff mithilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden, um fossile Brennstoffe vollständig ersetzen zu können. 

Fehlinvestitionen in fossile Technologien vermeiden

Bis 2045 bleiben uns noch 23 Jahre. Gerade in Bezug auf Investitionszyklen ist dieser Zeitraum viel kürzer, als manche vermuten. Investitionen, die heute getätigt werden, müssen bereits jetzt das Ziel einplanen, bis 2045 keine Treibhausgase mehr auszustoßen. Dieses Mitdenken des Klimaziels betrifft ebenso jegliche Einkaufs-, Kooperations- oder Prozessentscheidung. Anstatt sich also mit kleinen und einzelnen Verbesserungen zufrieden zu geben, müssen Unternehmen schon heute sämtliche Bereiche in eine ganzheitliche Strategie der Klimatransformation integrieren. Nur so lässt sich die Zielerreichung und somit die eigene Zukunftsfähigkeit gewährleisten. 

In drei Schritten zur Klimaneutralität

Die Studie unterteilt den beschleunigten Pfad zur Klimaneutralität in drei wesentliche Schritte:

bis 2030: -65 % Treibhausgasemissionen

Für diesen ersten wichtigen Meilenstein leistet vor allem der Kohleausstieg den größten Beitrag, während etwa 70 % des Stroms durch Erneuerbare Energien abgedeckt werden müssen. In der Verkehrsbranche liegt alles daran, die Zielmarke von 14 Mio. E-Pkw zu erreichen sowie die Verlagerung zum ÖPNV sowie Rad,- Fuß- und Schienenverkehr voranzubringen. In der Industrie geht es u. a. um den vermehrten Einsatz von Wasserstoff als Direktreduktion in der Stahlerzeugung und bei den Gebäuden neben steigender Sanierungsraten um die Schlüsseltechnologie der Wärmepumpe. Die Landwirtschaft leistet mit der Reduktion von Düngemitteln und Tierbeständen einen zwar kleinen, aber ebenfalls wichtigen Beitrag.

Prognos, Öko-Institut, Wuppertal Institut (2021)

bis 2045: -95 % Treibhausgasemissionen

Im zweiten Schritt des Szenarios werden ab 2030 in allen energiebedingten Bereichen die Emissionen auf nahezu Null reduziert. Den Schlüssel bilden sowohl in der Industrie als auch in der Energiewirtschaft und dem Verkehr der Einsatz von 100 % Erneuerbarer Energien sowie Wasserstoff und Biomasse. Im Gebäudebereich hat sich die Wärmepumpe bis 2045 als Investitionsstandard durchgesetzt. Auch wenn die Landwirtschaft durch Fleisch- und Milchalternativen noch einmal weitere Einsparungen erzielen kann, bleibt hier letztlich der Hauptteil der Rest-Emissionen übrig.

Prognos, Öko-Institut, Wuppertal Institut (2021)

ab 2045: Negativemissionen

Die restlichen und nicht vermeidbaren Emissionen müssen bereits bis 2045 ausgeglichen werden, um so letztlich die Netto-Null-Emissionen und damit die Klimaneutralität Deutschlands zu erreichen. Dies erfolgt u. a. durch Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS), also der Abscheidung und geologischen Lagerung von CO2 aus Biomasseverbrennung. Daneben steht Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) als weitere Option zur Verfügung, wobei CO2 direkt aus der Luft gefiltert und anschließend eingelagert wird. Mit diesen und weiteren Technologien wird es nach 2045 schließlich sogar möglich sein, die Gesamtemissionen in der Atmosphäre wieder allmählich zu verringern.

Prognos, Öko-Institut, Wuppertal Institut (2021)

Es liegt an uns

Die Ergebnisse von “Klimaneutrales Deutschland 2045” zeigen klar den Weg auf, den Deutschland und jedes Unternehmen in den nächsten 23 Jahren für die Einhaltung der gesetzten Klimaziele beschreiten muss. Jetzt geht es darum, den Blick nach vorne zu richten und mit klugen Geschäfts- und Investitionsentscheidungen die Grundlage für eine klimakompatible und erfolgreiche Zukunft zu schaffen. Du fragst Dich, wie Du diesen Weg in Deinem Unternehmen starten kannst? Unser CLIMATE Readiness Check hilft Dir dabei, Deine Klimaperformance zu verstehen, Handlungsfelder zu identifizieren und langfristig Deine Klimatransformation erfolgreich voranzubringen. Erfahre hier mehr über den CLIMATE Readiness Check.

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