Grünes Fahrrad

Klimafreundliche Geschäftsreisen – CO2 reduzieren und vermeiden

19.10.2021 | Lesedauer: 4 Minuten

Gastbeitrag. Zum Autor:

Fredrik Brüggen

Fredrik Brüggen hat „Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt“ in Kiel studiert. Nach seinem Master ist er nach Berlin gegangen, um beim „InfraCert – Institut für Nachhaltige Entwicklung“ zur nötigen Transformation des Gastgewerbes beizutragen. 

In diesem Gastbeitrag spricht Fredrik über klimafreundliche Reiseoptionen, die für Unternehmen auf dem Weg der Klimatransformation eine immer größere Rolle spielen. Die wichtigsten Best Practices erleichtern dabei den schwierigen Weg von der guten Absicht zur klimakompatiblen Handlung – sowohl für die eigenständige Reiseplanung von Arbeitnehmer:innen als auch für die Gestaltung einer Reiserichtlinie. Zu diesem Zweck geht Fredrik die üblichen Stationen einer Dienstreise durch und erklärt, wo verborgenes Potenzial gehoben werden kann.

Vor Reiseantritt

Alle nutzen digitale Formate, keiner mag sie. So lassen sich die Ergebnisse der VDR Geschäftsreiseanalyse 2021 pointiert wiedergeben. Die Digitalisierung wird demnach das Reisen und den persönliche Kontakt auf absehbare Zeit nicht vollständig ersetzen wird können. Mit Blick auf unternehmerische Klimaziele gilt es jedoch, Reisen so gut es geht zu priorisieren. Dabei hängt die Entscheidung immer vom Einzelfall und ohne Reiserichtlinie nicht selten vom Bauchgefühl der Mitarbeitenden ab, sodass sich kaum Richtlinien zur Priorisierung formulieren lassen, die über gesunden Menschenverstand hinausgehen würden. 

Dennoch folgender Tipp: Ein persönliches Emissionsbudget kann bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein. Als Größenordnung bietet sich die Menge an Treibhausgasen an, die durch eigene Reiseaktivität im vergangenen Jahr entstanden ist. Es empfiehlt sich dann, ein realistisches, aber anspruchsvolles Reduktionsziel zu wählen. So kommt im Laufe des Jahres nicht die ungleich schwerere Frage auf, ob diese konkrete Reise wirklich sein muss, sondern ob diese Reise einen solchen Anteil aus meinem Budget wert ist – mit der Aussicht, am Ende für vielleicht wichtigere Anlässe keinen Spielraum mehr zu haben.

CO2-arm von A nach B

Wurde eine Reise als absolut notwendig festgelegt, steht die Auswahl eines Transportmittels an. Allgemein bekannt dürfte sein, dass der Inlandsflug mehr Treibhausgase pro Person produziert als die Bahnfahrt. Aber nicht nur das Transportmittel macht einen Unterschied, sondern auch die Klasse, in der man reist. Bei der Bilanzierung von Flugreise-Emissionen werden die Gesamtemissionen der Strecke durch den Raum, den eine Person einnimmt, geteilt. Der ist in der Business-Class größer als in der Economy-Class, weshalb auch die bilanzierte Emissionsmenge größer ist. Durch die Wahl der Economy-Class bzw. der 2. Klasse in der Bahn in Kombination mit einer geschickten Routenplanung, bei der mehrere Termine auf einer Tour erledigt werden, kann das volle Einsparpotenzial ausgeschöpft werden.

Nachhaltige Übernachtungsmöglichkeiten

Ob Hotels nachhaltig arbeiten oder nicht, ist für den Gast vorab schwer zu erkennen. Vor Ort fällt immerhin auf, ob regionale Produkte oder energiesparende LED-Beleuchtung verwendet werden, die weitaus emissionsintensiveren Prozesse jedoch bleiben üblicherweise verborgen. Denn zur Herkunft des Stroms oder zum Abfallentsorgungssystem gibt es meist keine öffentlich einsehbaren Informationen und selbst wenn Selbstauskünfte vorliegen, sind sie für den Gast nicht ohne weiteres überprüfbar. Zertifizierungsprogramme wie das des deutschen Marktführers GreenSign bieten Sicherheit in der Hotelauswahl. Auch die Großen der Buchungsbranche, Booking.com und Google, haben den Bedarf erkannt und machen inzwischen nach internationalen Standards zertifizierte Hotels als solche kenntlich. Daneben existieren aber auch explizit auf die Vermittlung nachhaltiger Hotels spezialisierte Anbieter wie etwa greenline hotels.

Verpflegung und Verpackung

Für die Verpflegung und Verpackungen unterwegs gilt das gleiche wie zu Hause: Je mehr tierische Produkte die Mahlzeit enthält, desto schlechter ist der ökologische Fußabdruck. Bio, regional und saisonal sind aus Umweltsicht meist die bessere Alternative und eine kleine Menge biologisch abbaubarer Verpackungen ist einer großen Menge Müll, der nur verbrannt werden kann, vorzuziehen. Mit der Wahl eines nachhaltig arbeitenden Hotels sinkt bereits die Wahrscheinlichkeit, am Frühstücksbuffet vermehrt auf Einwegverpackungen zu treffen. Für Mahlzeiten außerhalb der Hotelgastronomie sind Restaurantzertifizierungen wie greentable willkommene Lotsen. Und wenn es doch eher ein Imbiss auf die Schnelle wird, helfen die eigene Trinkflasche und Edelstahldose bei der Müllvermeidung. 

Nachbereitung

Zu Hause angekommen beginnt die Nachbereitung, denn der erste Schritt zur Reduktion der verursachten Umweltbelastung besteht in der Erfassung derselben. Auf diese Weise lässt sich auch leicht der Referenzwert für das persönliche CO2-Budget im Folgejahr ermitteln. Idealerweise steht dafür firmenseitig ein geeignetes Dokumentationssystem zur Verfügung – falls nicht, wäre dies ein guter Anlass, eines einzurichten. Zudem machen es Mobilitätsunternehmen wie die Deutsche Bahn sehr leicht, ihre Emissionen zu erfassen. Über deren Geschäftskundenportal besteht die Möglichkeit, eine Umweltbescheinigung über die Jahreskilometer zu erhalten und auch Fluggesellschaften bieten die Berechnung der verursachten Emissionen und deren Kompensation an.

Zusammenfassung

Die Checkliste für die nächste Reise(richtlinie):

  1. Emissionsbudget aufstellen.
  2. Notwendigkeit der Reise überprüfen.
  3. Möglichst umweltverträgliches Verkehrsmittel nutzen, Strecken klug planen.
  4. Hotel mit Nachhaltigkeitszertifikat buchen.
  5. Emissions- und müllarme Gastronomieangebote nutzen.
  6. Emissionen und Verbräuche sorgfältig dokumentieren.

Dir gefällt was Du hier erfahren hast? Dann melde Dich für unsere CLIMATE News an und werde Teil unserer CLIMATE Community auf Slack. Wir freuen uns, dass Du dabei bist!

Bildquellen: Unsplash, Pixabay