
Klimadaten sind das neue Must-Have der Wirtschaft. Wie KMUs mit Science-Based Targets ihre Klimaziele erreichen.

Autorin: Lara Obst, Gründerin von theclimatechoice.com.
Zahlreiche, internationale Konzerne setzen sich Klimaziele, um eine klimaneutrale Wirtschaft und vor allem eine Welt unter 2°C Erderwärmung zu ermöglich. 942 Großunternehmen weltweit nutzen dazu „Science-based Targets“ (SBTs). Nur 10 davon kommen aus Deutschland, so unter anderem SAP, Thyssenkrupp und Zalando. Was zunächst aber nur für Unternehmen ab 500 MitarbeiterInnen möglich war, steht nun auch klein- und mittelständischen Unternehmen offen. Die SBT Initiative brachte kürzlich extra einen KMU-Antrag heraus, um die Vereinbarkeit von wissenschaftsbasierten Klimazielen und Unternehmensstrategie zu vereinfachen.
Wie erreichen Unternehmen die Ziele des Pariser Abkommens?
Die Science Based Targets Initiative – 2015 vom World Resource Institute, WWF, UN Global Compact und CDP ins Leben gerufen – ermöglicht es Unternehmen sich wissenschaftsbasierte Klimaziel zu setzen, die im Einklang mit den Ergebnissen des Paris-Abkommens stehen. Sie zielen also darauf ab die globale Erderwärmung auf 1,5° C bzw. deutlich unter 2° C zu beschränken. Dies bedeutet, dass Firmen ihre Emissionsreduktionen an einer konkreten Zielsetzung ausrichten und sich effektiver auf wandelnde wirtschaftliche, soziale und ökonomische Transformationsprozesse einstellen können.
Warum sind SBTs für Unternehmen wichtig?
Die Beweggründe von Firmen sich SBTs zu setzen sind vielfältig. Die Motivation das eigene Wirken in Einklang mit zukunftsorientierten und klimarelevanten Maßstäben zu bringen, liegt auf der Hand. Unternehmen, die sich bereits der Initiative angeschlossen haben, geben darüber hinaus an Innovationen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit gegenüber InvestorInnen sowie Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit stärken zu wollen. Gleichzeitig streben sie danach regulatorische Risiken und Kosten zu senken.
Vorteile der wissenschaftsbasierten Klimaziele
- Innovation
- Vertrauen und Glaubwürdigkeit
- Profitabilität und Wettbewerbsvorteile
- Stabilität
- Klimaschutz
Unternehmen sehen sich durch SBTs inspiriert innovative Produkte und Services sowie transformative Veränderungen voranzutreiben und zeitgleich eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzunehmen. Eine Datenanalysen vom CDP zeigt außerdem, dass Unternehmen mit öffentlichen Emissionszielen profitabler sind als Firmen, die ihre CO2eq-Daten nicht messen oder veröffentlichen.
Welcher Prozess steht hinter SBTs?

Um sich der Initiative anzuschließen und ihre Klimaziele überprüfen zulassen, folgen Unternehmen diesen 4 Schritten:
- „Commitment Letter“ ausfüllen und sich in eine Sektorkategorie einordnen.
- Innerhalb von 24 Monaten Reduktionsziele für Scope 1, 2 und 3 (wenn Scope 3 Emissionen mehr als 40% der Emissionen des Unternehmens ausmachen) festlegen. Wichtig: Offsetting ist nicht als Reduktionsmaßnahme erlaubt.
- Einreichung der Ziele zum Qualitätscheck durch SBTi.
- Ergebnisse veröffentlichen.
Die Herausforderung, die sich aus diesem Prozess ergibt: Scope 3 Emissionen finden sich maßgeblich in der Lieferkette von Großunternehmen wieder. Die Festlegung von Reduktionszielen, wie sie BOSCH, BMW oder Zalando erst kürzlich ankündigten, haben also direkte Auswirkungen auf zahlreiche ZulieferInnen.
Klimadaten als wirtschaftliches „Must-Have“
SBT-Verpflichtungen großer Unternehmen betreffen direkt die eigene Einkaufsabteilung, aber auch Vergabeentscheidung von Aufträgen sowie die Auswahl von Produkten und Dienstleistungen entlang der Lieferkette. ZulieferInnen stehen der Aufgabe gegenüber CO2eq-Daten zu ihren Angeboten anzugeben und darüber hinaus Reduktionsziele vorzuweisen. Folglich ergibt sich für KMUs der Bedarf ebenfalls ambitionierte Klimaziele aufzustellen und so sicherzustellen, dass sie weiterhin zur Wertschöpfung in der jeweiligen Lieferkette beitragen. Großunternehmen fordern somit nicht nur einen Nachweis über CO2eq-Werte, sondern auch über die Anpassungsfähigkeit und Resilienz ihrer PartnerInnen. In Anbetracht der wandelnden Marktsituation, Klimarisiken und regulatorische Änderungen werden Klimadaten zum sektorübergreifenden „Must-Have“ der Wirtschaft.
Wie legen KMUs und ZulieferInnen ihre Klimaziele fest?
„Jedes Unternehmen, jede Branche und jeder Sektor sollte sich an der Klimawissenschaft und dem Klimaabkommen von Paris orientieren und in Kooperation Maßnahmen umsetzen. So leistet die Wirtschaft ihren Teil zu Deutschlands Klimaschutzzielen und ist zukunftsfähig aufgestellt.“
Andrea Dreifke-Pieper, Leiterin Wirtschaft und Märkte beim WWF

Um KMUs bei ihrer Transformation zu unterstützen, stellte die SBT-Initiative kürzlich eine vereinfachte Roadmap speziell für klein- und mittelständische Unternehmen vor. Diese Kurzversion simplifiziert den Prozess der SBT-Zielsetzung und gibt Firmen die Möglichkeit zwischen dem 1,5° C- und „Well-Below-2° C“-Ziel zu wählen. Ebenso verpflichten sich Unternehmen hier zwar ihre Emissionen zu messen und zu reduzieren, müssen aber keine quantifizierten Ziele für Scope 3 angeben. Verantwortung und Umsetzung der Klimatransformation ganzer Lieferketten soll so gerecht unter einzelnen ZulieferInnen und ProduzentInnen aufgeteilt werden, ohne übermäßige Hürden für Kleine-und Kleinstunternehmen aufzubauen.
Prozess für KMUs
Der Antrags- und Erstellungsprozess sieht für KMUs ähnlich aus wie für Großunternehmen. Auch hier muss ein Target Setting Letter ausgefüllt werden, in dem sich KMUs verpflichten Emissionen entlang des GHG Protocols zu messen, die gesetzten Klimaziel in einem spezifischen Zeitraum umzusetzen und die Ergebnisse in einer jährlichen Klimabilanz zu veröffentlichen.
Wie fange ich mit dem ersten Schritt an?
Wenn dein Unternehmen bereit ist den ersten Schritt zu gehen und die Klimatransformation jetzt aktiv zu gestalten, dann bist du hier goldrichtig! Gerne unterstützen wir dich bei der Auswahl passender PartnerInnen, um ein wissenschaftsbasiertes Klimaziel zu setzen und zeigen dir weitere Reduktionsmöglichkeiten auf. Stell uns unverbindlich eine kostenlose Anfrage.