Freiwilliger lokaler Klimaschutz – mit natürlichen Kohlenstoffsenken

21.09.2021 | Lesedauer: 6 Minuten

Gastbeitrag. Zu der Autorin:

Miriam Rickert

Miriam Rickert ist bei Planted für die Bereiche Recherche, E-Mail-Marketing sowie Customer Relations Management verantwortlich. Durch ihr Geographiestudium hat sie ein tiefgehendes Verständnis über die Prozesse unseres Planeten und dessen Wichtigkeit für unsere Umwelt, Lebewesen und Klima entwickelt.

Unternehmen haben im Rahmen ihrer Klimatransformation die Möglichkeit, mit nach Gold-Standard zertifizierten Offsetting-Projekten – z. B. Naturschutz in Ländern des globalen Südens – ihre restlichen, unvermeidbaren Emissionen auszugleichen. Darüber hinaus lassen sich aber auch direkt vor Ort in Deutschland Naturprojekte als freiwilliger Klimaschutz unterstützen. Bei alldem kommen natürlichen Kohlenstoffsenken eine zentrale Bedeutung zu, welche Miriam im folgenden Gastbeitrag genauer erläutern wird.

Ökosysteme speichern Kohlenstoff

In Sachen Klimaschutz spielen sogenannte Kohlenstoffsenken eine besondere Rolle. Die Rede ist von den Ökosystemen “Moor”, “Wald” und “Ozean”. Sind sie intakt, speichern sie eine Menge Kohlenstoff. Moore, Wälder und Ozeane zu erhalten, ist daher eine effiziente Maßnahme, um Kohlenstoff zu binden und damit aus der Atmosphäre zu ziehen. 

Diese drei Klimahelden möchten wir heute vorstellen und folgenden Fragen nachgehen: Wie funktionieren sie als Kohlenstoffsenke? Wie können Unternehmen sie in Deutschland als zusätzliche und freiwillige Klimamaßnahme schützen? 

Kohlenstoffsenke Moor 

Moore gelten als langfristige Kohlenstoffspeicher.

Der Schutz unserer Moore ist ein wichtiger Hebel im Klimaschutz, dabei nehmen sie weltweit nur 3 % unserer Landfläche ein. Dennoch speichern sie etwa 30 % des gesamten terrestrischen Kohlenstoffs. Bei Mooren handelt es sich um dauerhaft vernässte Flächen, mit einzigartiger Vegetation, die Lebensraum für viele Tiere darstellen. Von Natur aus umfassen Moore riesige Gebiete, die der Mensch jedoch bereits massiv dezimiert hat. Doch auch noch bestehende Moore sehen heute durch Kultivierungsmaßnahmen deutlich anders aus als noch vor ein paar hundert Jahren. 

Die Wichtigkeit der Moore 

Und warum sind Moore nun so wichtig? Die dort heimischen Pflanzen nehmen während ihres Wachstums Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf. Sterben sie, lagern sich ihre Überreste und damit der Kohlenstoff im Boden ab, im sogenannten Torf. Werden Moore zerstört, setzt das erhebliche Mengen des Kohlenstoffs wieder frei, die den Klimawandel beschleunigen. Neben ihrer Funktion als Kohlenstoffsenke, gelten Moore übrigens auch als Wasserspeicher: Bei starken Niederschlägen nehmen sie es auf und geben es später langsam, verteilt über mehrere Tage an die Umgebung ab. So können sie helfen, Überschwemmungen zu verhindern.

Eingriffe durch den Menschen mit Folgen 

Das Problem: Viele Moore sind der Land- und Forstwirtschaft zum Opfer gefallen. Der Mensch hat sie trockengelegt und dadurch Treibhausgase freigesetzt. Außerdem steigt dadurch die Gefahr von Torfbränden – mit katastrophalen Folgen: Torfbrände breiten sich extrem schnell und dabei unterirdisch aus. Sie treiben ihrerseits den Klimawandel voran, denn sie setzen Feinstaub frei, gefährlichen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Im Vergleich zu Waldbränden ist die Schadstoffbelastung bei Torfbränden um ein Vielfaches höher. 

Moore gelten als langfristige Kohlenstoffspeicher, die bereits in den letzten 11.000 Jahren eine klimakühlende Wirkung hatten. Deswegen ist es wichtig, diese bedrohten Lebensräume zu schützen. Doch was können Unternehmen hierfür tun? 

Kohlenstoffsenke Wald 

Der Wald hat neben der CO2-Speicherung weitere Wirkungen auf das lokale und globale Klima.

Unsere Wälder gehören mit zu den großen Kohlenstoffspeichern in Deutschland. Die Fläche Deutschlands besteht zu 30 % aus Wäldern, die der Mensch jedoch extrem umgestaltet hat. Viele Wälder sind eigentlich Forste, das heißt, der Mensch bestimmt, welche Bäume dort wachsen, und “erntet” sie regelmäßig. Allerdings ist der Schutz alter Laub- und Mischwälder besonders wichtig. Diese sogenannten Naturwälder, die sich dadurch auszeichnen, dass sie unbewirtschaftet sind, haben eine lange Lebenszeit und sind gegenüber dem Klimawandel resistenter. Sie bieten nicht nur zahlreichen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum, sondern speichern Kohlenstoff in lebender und ausgestorbener Biomasse. Damit sind sie wie die Moore eine bedeutende Kohlenstoffsenke. 

Vorteile des Waldes 

Der Wald steht in einer engen Wechselwirkung mit dem lokalen und globalen Klima. Die natürliche Bodenfunktion in Naturwäldern ermöglicht es, große Mengen Wasser zu speichern. Bei hohen Temperaturen verdunstet dieses Wasser aus dem Boden sowie aus der Biomasse (den Bäumen und dem Totholz) und kühlt die Umgebung. Was gut für uns Menschen ist, ermöglicht dem Naturwald zudem einen Selbstschutz bei extremer Hitze und in Trockenperioden. Außerdem gibt es im Naturwald hohe Vorräte an Biomasse, in Form von Blättern, Ästen und Wurzeln. Durch Photosynthese entziehen Bäume der Atmosphäre CO2 und speichern es im Holz. Totes Holz wiederum zerfällt zu Humus, das seinerseits viel Kohlenstoff enthält und dadurch speichert.

Wie Unternehmen den Wald unterstützen können? 

Kohlenstoffsenke Ozean 

Die Meere speichern 38.000 Gigatonnen Kohlenstoff.

Die Ozeane unseres Planeten nehmen 71 % der Erdoberfläche ein und beinhalten 97 % des globalen Wasservorrats. Zudem beeinflussen sie das globale Wetter und speichern die Wärmestrahlung der Sonne. Doch warum gelten Ozeane als bedeutende Kohlenstoffsenken? 

Weil sie als Kohlenstoffpumpe fungieren: Im ersten Schritt löst sich CO2 in ihrem Oberflächenwasser. Wenn es kein Kohlenstoff mehr aufnehmen kann, wird es durch Meeresströmungen und Mischungsprozesse in die Tiefe gezogen. Im Tiefenwasser kann Kohlenstoff lange gespeichert werden. Im Ozean befindet sich eine Masse von 38.000 Gigatonnen Kohlenstoff (1 Gigatonnen = 1 Milliarde Tonne). Das sind etwa 16 Mal so viel Kohlenstoff, als an Land gespeichert wird. Durch Klimaschwankungen ist jedoch die gesamte Ozeanzirkulation in Gefahr und somit auch der Transport von Kohlenstoff ins Tiefenwasser.

Akute Bedrohung der deutschen Meere

Auch in unseren deutschen Meeren sind die Folgen des Klimawandels präsent, denn die steigenden Temperaturen lassen ebenso die Meerestemperaturen steigen. Der Lebensraum heimischer Fischpopulationen, die das kalte Wasser bevorzugen, verschiebt sich gen Norden. Andere Arten, die sich schlecht an den Klimawandel anpassen können, werden womöglich aussterben. Somit werden durch den Klimawandel Reproduktionszyklen und Räuber-Beute-Beziehungen gestört und letztlich sämtliche zusammenhängende Ökosysteme belastet. Ein weiterer Störfaktor für die Meereslebewesen sind neue Nutzungsformen, die als Teil der Energiewende fungieren, wie Offshore-Windkraft. Ziel sollte es daher sein, die Klima- und Artenkrise als gemeinsame Herausforderung zu meistern. 

Und was können Unternehmen tun, um die Meere zu schützen? 

Unsere Handlungsempfehlungen zeigen: Auch Du kannst mit Deinem Unternehmen mit nur wenigen Maßnahmen und geringem Aufwand unsere Ökosysteme schützen. Und intakte Ökosysteme sind ein entscheidendes Hilfsmittel gegen den Klimawandel.

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Bildquellen: Sarah Sondermann, Unsplash