
Europa ist Vorreiter, die USA ziehen nach – Was bedeutet der neue SEC-Klimaplan für Unternehmen?
Nachdem Europa in den vergangenen Jahren in den Themen Berichtspflichten und Transparenz bezüglich klimarelvanter Belange eine Vorreiterrolle eingenommen hat, folgt nun auch die USA mit neuen Bestimmungen.

Sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens veröffentlichte die US-amerikanische Finanzaufsicht – namens Securities and Exchange Commission (SEC) – einen Vorschlag, der die Berichtspflicht für Klimakennzahlen von Unternehmen verschärfen soll: Sie fordert, dass börsennotierte Unternehmen neben ihren Finanzergebnissen auch über ihre CO2-Emissionen und die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen berichten.
Doch für wen genau gilt diese Berichtspflicht und was kommt künftig auf Unternehmen zu? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Klimaplan.
Welche Unternehmen sind von diesem Vorschlag betroffen?
Zunächst werden die Vorgaben des SEC für alle börsennotierten Unternehmen gelten, die der SEC gegenüber bereits berichtspflichtig sind. Dies schließt auch Nicht-US-Unternehmen mit in den USA gehandelten Aktien ein, die derzeit ein Formular 20-F (SEC-Berichtsvorgabe für alle ausländischen Wertpapieremittenten) einreichen. Privatunternehmen sind von den SEC-Vorschriften ausgenommen, jedoch entscheiden sich viele Unternehmen, die sich auf dem Weg zu einem Börsengang befinden, dafür, die Berichte bereits im Voraus einzureichen. Zu erwarten ist, dass die Vorschrift Ende 2022 verabschiedet und ab dem Berichtsjahr 2023 gelten wird.
Was wird konkret gefordert?
Die Debatte um das Thema Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) findet immer mehr Gehör. Investor:innen beziehen klimabezogene Faktoren zunehmend in Anlageentscheidungen ein und verlangen mehr Transparenz und zuverlässige und vergleichbare Klimadaten. Deswegen verpflichtet die SEC Unternehmen dazu, ihre Treibhausgasemissionen und Klimarisiken auf standardisierte Weise offenzulegen. Führungskräfte sind darüber hinaus aufgefordert, transparent zu machen, wie mit Risiken wie z.B. extremen Wetterbedingungen und Ausfällen in der Lieferkette umgegangen wird.
Dabei basiert der Vorschlag der SEC zu einem großen Teil auf den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Diese Empfehlungen ermöglichen eine umfangreiche Berichterstattung über klimarelevante Belange als Teil der Finanzberichterstattung und stellt sicher, dass die Anleger:innen einen umfassenden Einblick in die Kohlenstoff- und Klimarisiken der Unternehmen erhalten. Hier findest du mehr Informationen zur TCFD.
Neben ihren Finanzinformationen legen Unternehmen in ihren Jahresberichten Folgendes vor:
- Ihre Antworten auf die von der SEC erstellte Version der TCFD-Fragen. Die Informations-Offenlegungen der TCFD konzentrieren sich auf die vier Kernthemen aller Unternehmen: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Metriken und Ziele. Expert:innen erwarten, dass die SEC-Vorgaben sehr ähnlich aussehen werden.
- Ihre Treibhausgasemissionen aus Scope-1 und 2. Das umfasst die direkten Emissionen sowie die Emissionen, die im Einkauf von z. B. Strom und Heizung/Kühlung entstehen.

- Einen Intensitätsfaktor. Dabei werden die Gesamtemissionen durch eine feste Geschäftskennzahl wie den Umsatz oder die Anzahl der Mitarbeiter:innen geteilt, um eine vergleichbare Zahl zu erhalten.
- Ein interner Kohlenstoffpreis und die Logik, nach der er berechnet wurde. Hierbei gilt, dass dieser Preis für die interne Verwendung sowie die externe PR konsistent sein muss.
- Aktualisierungen von Plänen und Fortschritten in Bezug auf öffentliche Klimaziele. Unternehmen sind dazu aufgefordert, regelmäßig Fortschritte und Entwicklungen bezüglich spezifischer Klimaziele zu veröffentlichen.
Was ist mit den Scope-3-Emissionen?
Die Scope-3-Emissionen entstehen in der Lieferkette eines Unternehmens und machen oft 90 % oder mehr der Gesamtemissionen eines Produkts oder einer Dienstleistung aus. Unternehmen müssen Scope-3-Daten angeben, wenn diese Emissionen von den Investor:innen als „wesentlich“ eingestuft werden. Dafür gibt es bislang noch keine offiziellen Leitlinien, jedoch ist davon auszugehen, dass die größten Unternehmen alle davon betroffen sein werden.
Obwohl KMU nicht direkt verpflichtet sind, die eigenen Scope-3-Emissionen zu veröffentlichen, enthält der Vorschlag der SEC eine neue Vorschrift: Wenn sie ein öffentliches Ziel zur Emissionsreduzierung haben, müssen sie ihren Plan und die Fortschritte in Bezug auf dieses spezifische Ziel offenlegen. Wenn ihr öffentliches Ziel also Scope-3-Emissionen umfasst, müssen Unternehmen in ihren SEC-Berichten auch dort den Fortschritt angeben.
Trotz Kritik, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung
Am neuen Vorschlag des SEC lässt sich jedoch auch einige Kritik äußern. Zwar wird eine Prüfungspflicht der Anforderungen schrittweise in einem Zeitraum von zwei Jahren eingeführt, jedoch umfasst sie lediglich Angaben zu Scope 1 und 2 und lässt die Scope-3 Emissionen zunächst außer acht. Darüberhinaus gilt sie zunächst nur für große Antragsteller:innen.
Trotzdem wird deutlich: Der Vorschlag der SEC ist Teil eines Paradigmenwechsels von freiwilligem Klimaschutz hin zu klaren Forderungen von Transparenz und einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Die kommenden Regulationen der SEC können Unternehmen zwar nicht zwingen, Emissionen zu reduzieren, aber es verpflichtet Unternehmen dazu, offenzulegen, bis zu welchem Grad sie ihre Klimaziele verfolgen und welche Fortschritte sie machen. Es trägt enorm dazu bei, dass Unternehmen für ihr Wirtschaften zur Verantwortung gezogen werden und ist ein wichtiges Zeichen gegen Greenwashing. Hier in Europa zeigt sich der Trend in Richtung Transparenz noch deutlicher. Die regelmäßige Offenlegung von Emissionen und Reduktionsplänen ist hier schon Normalität.
Wie bereiten sich Unternehmen auf die kommenden Berichtspflichten vor?
Hier gilt: Je früher desto besser! Auch wenn einige dieser neuen Berichte erst im Jahr 2024 fällig werden – Unternehmen sollten nicht abwarten, sondern sich bereits jetzt auf die künftigen Berichtspflichten vorbereiten. Wenn Unternehmen schon heute die Chance nutzen, die eigene Klimawirkung zu erfassen und zu optimieren, lassen sich nicht nur Kosten einsparen. Klimarelevante Risiken können frühzeitig erkannt und verhindert werden. Dabei erzielen Unternehmen einen Vorsprung bei dem, worauf es wirklich ankommt: schnelle und echte Kohlenstoffreduktion.
Dein Unternehmen treibt die Klimatransformation voran und sucht nach Unterstützung zur Erfassung strukturierter Klimadaten für Transparenz in der Lieferkette und ganzheitlicher Dekarbonisierung? Dann freuen wir uns Dich kennenzulernen und noch heute ein Gespräch auszumachen!