Ein grüner, realwirtschaftlicher Gesellschafts-Deal für die Klimatransformation

26.05.2020 | Lesedauer: 4 Minuten

Gebannt zuhause die Nachrichten überprüfen und die immer steigende, rote Fallzahl aktualisieren. So sah für Wochen unser aller Alltag im Homeoffice aus. Eine Krise, die die Welt aus ihrem Business as Usual herausriss. Für Einige zwar nicht der erste Wirtschaftsbruch, aber doch einer, der alles anders erscheinen ließ. Die Ordnung von ökonomischen Interessen zu ökologischen und sozialen Herausforderungen wurde auf einmal neu gemischt. Heute, kurz nach einer ersten Erholung, haben vielen Unternehmen und Führungskräfte allerdings Mühe, ihre sozialen oder ökologischen Ideen in die tägliche Realwirtschaft zu integrieren. Gerade jetzt scheint für viele ein plötzlicher Wandel riskant.

Viele Akteure und Institutionen haben jedoch in den letzten Tagen hilfreiche Maßnahmen und Argumente veröffentlicht, um gerade jetzt die Klimatransformation der Wirtschaft zu starten. Hier eine Übersicht.  

5 Gründe, warum Unternehmen jetzt auf Nachhaltigkeit setzen sollten

Gerade heute benötigen Unternehmen und EntscheiderInnen Argumente für die Klimatransformation, um ihre Budgets und Prioritäten an die aktuelle Situation anpassend zu können.  Social Entrepreneurin Claudia Winkler führt hierzu die 5 Gründe, warum Unternehmen jetzt auf Nachhaltigkeit setzen sollten, an.

  1. Durch die Umsetzung der SDGs, entsteht ein weltweites Marktpotential von 12 Billion Dollar. Daraus ergeben sich besonders Geschäftschancen im Bereich Food, Städte, Energie und Gesundheit.
  2. VerbraucherInnen verlangen nach mehr Nachhaltigkeit. Schon im Jahr 2013 wuchsen klimafreundliche Produkte 5,6 Mal schneller als herkömmliche.
  3. MitarbeiterInnen suchen Unternehmen, die ihren Beitrag zur Welt leisten.
  4. Nachhaltigkeit ist der neue Standard für Investitionen. Sogar BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter, hat die Anzahl seiner auf Nachhaltigkeit ausgerichteten börsengehandelten Fonds verdoppelt und will sein nachhaltiges Vermögen innerhalb eines Jahrzehnts um das Zehnfache auf $1 Billion erhöhen.
  5. Ein sinnstiftender Unternehmenszweck ist zukunftsweisend und macht nicht nur die eigenen MitarbeiterInnen, sondern auch die Geschäftsführung glücklich.

Ein Social-Green Deal als Vertrag zwischen Zukunft, Verteilung und Realwirtschaft

Eine rein wirtschaftliche Perspektive neigt dazu, die Bedürfnisse des sozialen Sektors nicht umfassend abzubilden sowie die täglichen Entscheidungen über langfristige, ökologische Interessen zu priorisieren. Gerade die unterschiedlichen lokalen, nationalen und europäischen Reaktionen auf die Krise machen dies deutlich. Politökonomin Prof. Maja Göpel schrieb dazu, dass bislang unvorstellbare soziale, politische und wirtschaftliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um kurzfristige Verwerfungen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesundheitssystem zu vermeiden. Diese Maßnahmen dürften aber die bereits eingeleitete Klimatransformation nicht stoppen. Ein CO2-neutrales Europa, regenerierter Böden, der Schutz von Artenvielfalt und den Weltmeeren sowie einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft gelten auch während und nach der Corona Krise. Sie führt daher an, dass ein Social-Green Deal die drei Säulen der Solidarität: Zukunftsorientierung, Verteilungsgerechtigkeit und Realwirtschaft so vereinen muss, dass der Gedanke einer lokalen, nationalen und auch europäischen Schicksalsgemeinschaft Substanz erhält.

Klimaneutralität benötigt umfassende CO2-Innovationen

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt bis 2050 klimaneutral zu sein. Viele ForscherInnen sehen dies als zu spät – wollen wir die globale Erderwärmung auf unter 2 Grad eingrenzen. Nichtsdestotrotz ist dies ein ambitioniertes Ziel, zieht man in Betracht, dass Deutschland alleine jährlich knapp 800 Millionen Tonnen CO2 freisetzt. Die Studie „Unkonventioneller Klimaschutz“ der Stiftung Wissenschaft und Politik, betont daher, dass nur durch CO2-Speicherung langfristig ein solches Ziel erreichbar sei (laut SPIEGEL). Bis solche Technologien massentauglich, energiesparsam und kosteneffizient am Markt einsetzbar sind, bedarf es Investitionen in den sozial-ökologischen Umbau der zentralen Transformationssektoren. Diese sind laut Umweltbundesamt: Energie, Mobilität und Gebäude. Ähnlich wie das anstehende Aufbaupaket der EU, will auch die Bundesregierung den Fokus auf bereits vorhandene Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung legen. Die nationalen Treibhausgasemissionen sollten nach dem Bericht „Nachhaltige Wege aus der Krise“ um mindestens 70% bis 2030 (gegenüber 1990) gemindert werden. Dazu legte das Amt die folgenden 6 Kernhandlungsfelder vor.

  1. Klimapolitik konsequent fortführen, European Green Deal umsetzen
  2. Lock-ins durch Investitionen in überholte Technologien vermeiden
  3. Finanzmittel für einen zukunftsorientierten Strukturwandel einsetzen
  4. Zukunftsfähige Arbeit fördern und soziale Folgen beachten
  5. Europäische Solidarität und Zusammenarbeit stärken
  6. Konjunkturprogramme im Hinblick auf Nachhaltigkeit evaluieren

Wirtschaft, Klimaschutz und Politik als Treiber eines neuen Gesellschaft-Deals

Zusammenfassend kann man festhalten: Es ist heute ein extrem spannender und lohnender Zeitpunkt, um in Nachhaltigkeit zu investieren. Die politischen Rahmenbedingungen stehen in den Startlöchern, Unternehmen erkennen ihre Marktchancen durch die Umstellung auf klimarelevante Geschäftsmodelle und CO2-sparende Innovationen werden weltweit vorangetrieben. Ein grüner, realwirtschaftlicher Gesellschafts-Deal befindet sich in seiner Entstehung, entwickelt durch eine aktive Auseinandersetzung und Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Umweltschutz und Politik.

Online Summit zur Klimatransformation

Um weitere konkrete Maßnahmen für Unternehmen vorzustellen, auszutauschen und kennenzulernen, stellen 50+ SpeakerInnen und Workshop Hosts beim climatesummit.de ihre Best-Practices für die Klimatransformation vor. Die interaktive Agenda erlaubt es allen TeilnehmerInnen sich via Chat oder auch persönlich in Breakout Sessions, Online Netzwerk Räumen und Workshops auszutauschen und Erfahrungen einzubringen. Klimabeauftragte in kleinen Unternehmen, EinkäuferInnen, Interessierte, MitarbeiterInnen aus dem öffentlichen Dienst und ForscherInnen sind ebenso eingeladen wie EntscheiderInnen in Corporates.

Sei dabei und werde Teil der Lösung. Bei Fragen, sprich uns gerne an.

Bildquelle: Unsplash.