Community Beitrag: Entstehung, Trends und Umsetzung von Corporate Social Responsibility.

07.12.2020 | Lesedauer: 8 Minuten

Andreas und Nuvia Maslo

Im Interview mit Andres und Nuvia Maslo, Gründer/CEO und CCO bei Verso, haben wir mehr über die aktuellen Trends in der Corporate Social Responsibility (CSR) erfahren. Außerdem konnten wir näher auf die bisherige Entwicklung des CSR-Bereiches eingehen und neben des Gründungsimpulses von Verso, konnten wir ebenso mehr zu Best-Practices im Nachhaltigkeitsmanagement erfahren.

Verso ist ein CSR-Management Tool für CSR-Beauftragte, welches vom Nachhaltigkeitsmanagement bis zum Klimaschutz in der Unternehmenskommunikation unterstützt. Viel Spaß beim Lesen!

2010 war CSR noch nicht in aller Munde. Wie ist die Gründungsidee zu VERSO entstanden? 

„Da hast Du absolut Recht. Den Begriff „CSR“ (Corporate Social Responsibility) kannte 2010 noch kaum jemand und auch das was dahinter steht, wurde in 99,5% der Gespräche lächelnd als „Gutmenschentum“ abgetan. 

Uns trieb die Frage nach den Auswirkungen unserer Lieblingsprodukte auf Umwelt, Mensch und Gesellschaft schon damals um. Wir haben immer mehr recherchiert und konnten so gut wie keine Informationen finden.

Später stellten wir dann fest, dass den meisten Unternehmen selbst nicht bewusst war, welche Auswirkungen ihr Handeln auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft hat. Kein Wunder – in der Betriebswirtschaftslehre wurde schließlich reine Gewinnmaximierung gelehrt und diese Informationen haben damals nicht unmittelbar dazu beigetragen.“

Zur Gründungsidee

„Das gesellschaftliche Bewusstsein für die eigenen Auswirkungen Verantwortung übernehmen zu müssen, hat ebenso gefehlt wie Know-How und ein passender Managementansatz. 

Diese Lücken zu schließen war und ist uns unheimlich wichtig. Um Nachhaltigkeit in Unternehmen so einfach wie möglich managebar zu machen, haben wir deshalb VERSO gegründet. 

Heute ist VERSO ein komplettes CSR-Management-Cockpit für Nachhaltigkeitsbeauftragte. Wir unterstützen Start-Ups bis Großkonzerne mit Software- und Beratungslösungen. Ziel ist Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrukturen zu integrieren, zu managen und die Informationen schnell und einfach an ausgewählte StakeholderInnen zu kommunizieren. Für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft in die „neue Welt“. „

Andreas Maslo

Was treibt Unternehmen damals wie heute an, CSR zu betreiben?

„Wenn wir eines gelernt haben in den letzten Jahren, dann dass CSR unmittelbar an die Unternehmenskultur gekoppelt. Wir sehen im Wesentlichen drei Motivationstypen für CSR: Die ÜberzeugungstäterInnen, die RationalistInnen und die Getriebenen.

Die „ÜberzeugungstäterInnen“

„Die „ÜberzeugungstäterInnen“ sind die Organisationen, die in beeindruckendem Maße ihren Purpose leben, also den Unternehmenszweck hinter den Gewinnabsichten. Für sie ist Nachhaltigkeit ein inneres Anliegen und absolut integriert in die Unternehmensstrategie. Manchmal würden diese Unternehmen den Begriff „CSR“ so gar nicht nennen, weil nachhaltiges Wirtschaften so selbstverständlich für sie ist. Dazu gehören natürlich auch alle, die ihr Geschäftsmodell hauptsächlich auf Nachhaltigkeit aufbauen, so wie viele Start-Ups das gerade glücklicherweise tun.“ 

Die „RationalistInnen“

„Die „RationalistInnen“ sind in erster Linie daran interessiert, mögliche Risiken, zum Beispiel im Bezug auf ihre Reputation, aber auch auf Werkstoffe etc. zu vermeiden. Sie gehen ganz rational an das Thema Nachhaltigkeit heran und sehen den untrennbaren Zusammenhang zwischen den größten Risikofaktoren im Unternehmen, CSR und dem Erfolg – letztlich der Zukunftsfähigkeit – ihres Unternehmens. Die RationalistInnen glauben in erster Linie an messbare Daten und Fakten und sind meist recht gut in der Auswertung dieser. Daraus ist schnell gelernt, dass Nachhaltigkeit mittelfristig zur „Licence to Operate“ wird, was CSR zunehmend in der Unternehmensstrategie legitimiert.“

Die „Getriebenen“

„Nur das Minimum in Sachen Nachhaltigkeit zu tun, um kurz- bis mittelfristig die Umsätze aufrecht zu erhalten – das sind die Organisationen, die wir die „Getriebenen“ nennen. Sie sehen Nachhaltigkeit oft erst als nicht businessrelevant, später als notwendiges Übel, am Ende als legitime Unternehmensfunktion. Meist beginnt es mit Liefer- oder Ausschreibungskriterien ihrer Kunden oder öffentlichem Druck, dass CSR einfach nicht mehr ignoriert werden kann und wesentlich für die Aufrechterhaltung des Geschäftserfolgs wird. Bemerkenswert ist, dass diese äußeren Treiber und Zwänge oftmals ein Umdenken, auch einen kulturellen Wandel, anstoßen, der deutlich weiter führt und einmal ins Rollen gebracht – kaum mehr aufzuhalten ist. So entwickeln sich die „Getriebenen“ meist innerhalb weniger Jahre weiter zu den „RationalistInnen“.

Andreas Maslo

Was konntet ihr in über 10 Jahren Umwelt- und Sozialmanagement erfahren, wo legen Unternehmen ihren Fokus?

Der Wandel im Umweltmanagement

„Früher war alles was Umwelt betroffen hat schnell in der „Öko-Schublade“ und wurde als Gegensatz zu wirtschaftlichen Interessen wahrgenommen. Etwas, was man sich vermeintlich „leisten können“ musste. 

Seit Fridays for Future hat sich das gründlich geändert. Die Frage hat sich gedreht:  Welches Unternehmen kann es sich noch leisten, sich nicht mit dem Thema Umwelt zu befassen? Der öffentliche Druck ist in den letzten beiden Jahren gigantisch gewachsen.“

Der Wandel im Sozialmanagement

„Das aktive Wahrnehmen der sozialen Verantwortung in Unternehmen sehen wir vor allem durch den Fachkräftemangel getrieben, den „War on Talents“. Dabei geht es sowohl um die eigenen „Benefits“ und Sozialprogramme im Unternehmen selbst, als auch immer mehr um die Behandlung von Menschen in der weiteren Lieferkette. Die Brandkatastrophen und dadurch aufgedeckten Arbeitsbedingungen in Ländern wie Bangladesch haben hier nochmal zu einer neuen Betroffenheit von ArbeitnehmerInnen geführt.  

In nicht wenigen Unternehmen bezieht sich der soziale Fokus dennoch leider oftmals nur auf die eigenen MitarbeiterInnen. Vor dem, was weit weg in der Lieferkette passiert, werden immer noch einige Augen verschlossen. Auch, weil man einfach nicht weiß, wie man sich einer sozial gerechten oder insgesamt nachhaltigen Lieferkette am besten nähert. Das aktuell debattierte „Nachhaltige-Lieferketten-Gesetz“ könnte hier viel ausrichten, wenn es richtig ausgestaltet wird.“

Ausblick

„Eines ist klar: Jede Art der unternehmerischen Verantwortung – ökologisch, sozial, gesellschaftlich, finanziell – wird exponentiell schneller und stärker an Bedeutung gewinnen, als in den letzten zehn Jahren. Proaktives CSR Management wird schon mittelfristig vom Wettbewerbsvorteil zur Licence to Operate werden.“

Andreas Maslo

Welche Unternehmen sind VorreiterInnen in CSR? Welche Best-Practices könnt ihr hier ableiten? 

„Mit Sicherheit VAUDE und Patagonia als lange etablierte Outdoormarken, Rapunzel im Food-Bereich oder Kosmetikmarken wie Martina Gebhart oder Weleda

Aber auch Start-Ups schaffen, was große Organisationen aus der „alten Welt“ nicht hinbekommen. Produkte neu zu denken und nicht nur nachhaltiger, sondern auch gleichzeitig schicker und funktionaler zu machen. Erlich Textil ist hier mit Sicherheit ein tolles Role-Model, ebenso wie ArmedAngels.

Auch Designer, die Nachhaltigkeit aus der „Öko-Sandalen-bunte-Muster-Schublade“ holen und so für ein viel breiteres Publikum interessant machen. Zum Beispiel der Designer Felix Pöttinger mit seiner Seegrasverpackung, die international Beachtung fand und so zu nachhaltigerer Verpackung insgesamt inspiriert hat.“

Chancen

„ProduktentwicklerInnen möchte ich den Impuls geben, einfach mal neue Wege einzuschlagen. Das kann ganz nebenbei auch massiv auf die Marke und Mitarbeiterbindung einzahlen. Wer möchte schließlich nicht für ein Unternehmen arbeiten oder Produkte besitzen, die innovativ sind und Gutes auf die Welt bringen? Wer den Mut aufbringt neue Wege mit seinen Produkten zu gehen, wird nicht selten mit unerwarteten Effekten belohnt: sinkende Preissensibilität der Kunden, Gewinn neuer Kundensegmente oder sogar mittelfristige Kosteneinsparungen.

Nuvia Maslo

Wie seht ihr die aktuelle Entwicklung hin zu Klimaschutz als Unterbereich zu CSR? 

“ Klimaschutz ist für uns schon immer ein ganz wesentlicher Bestandteil von CSR und mit Sicherheit eines der brennendsten Themen aus dem Bereich CSR – oder sogar das brennendste.“

„Aktuell haben wir das Gefühl, es teilt sich in zwei Extreme: Die „neue Welt“ und die „alte Welt“. Dabei beziehen wir diese Begriffe nicht auf das tatsächliche Alter des Unternehmens oder der Menschen dahinter, sondern viel mehr auf Werte und Denkweise. So engagieren sich in den letzten Jahren unglaublich viele AkteurInnen deutlich stärker und überzeugter im Bereich Klima und Nachhaltigkeit insgesamt. Andere hingegen geben sich wie mit Scheuklappen nur der schnellen Gewinnmaximierung und dem „Abgrasen“ hin, als Gäbe es kein Morgen.“

„Als erfreuliche Entwicklung empfinden wir, dass Organisationen durch den medialen Fokus auf die globale Klimakrise das Thema Nachhaltigkeitsmanagement als Ganzes für sich entdecken. Für viele wird es aktuell zum Herzensanliegen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und ihren Beitrag zu einer balancierten, zukunftsfähigen Wirtschaft und Welt zu leisten. Es entsteht eine Art Bewegung, die uns riesig freut und die so wichtig ist.“

Nuvia Maslo

Wie unterstützt eure Lösung Klimabeauftragte und CSR-ManagerInnen? 

„Alles was wir tun, zielt darauf CSR ManagerInnen, Nachhaltigkeits- und natürlich auch Klimabeauftragten das Leben möglichst angenehm und einfach zu machen. Ganz egal, ob sie Beginner oder Profis sind.“

Für den Einstieg in CSR

„Zum Beispiel beim strategischen Einstieg ins Thema CSR. Hier bieten wir Pakete an, die aus Beratung und Software bestehen, um unseren Kunden in wenigen Tagen oder Wochen eine solide und fruchtbare Basis für Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen zu schaffen.“

Für bereits erfahrene CSR-ManagerInnen

„Andere sind längst Profis im CSR Bereich, arbeiten aber oftmals mit fehleranfälligen, benutzerunfreundlichen und langsamen Tabellenprogrammen. Diesen Kunden dient die VERSO Software als Cockpit zum ganzheitlichen Management ihrer Ziele, Maßnahmen und Kennzahlen sowie ihrer Kommunikation. CSR ManagerInnen können damit auch abteilungsübergreifend angenehm und einfach zusammenarbeiten. Außerdem ist es mit unserer App möglich, alle MitarbeiterInnen an der Reise zur Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen teilhaben zu lassen. Daneben unterstützen wir Unternehmen auch inhaltlich bei ihrer CSR Kommunikation.“ 

CSR-Reportings

„Und dann ist da noch die CSR Berichtspflicht, die eine Menge deutscher und europäischer Unternehmen vor große Herausforderungen stellt, inhaltlich wie personell. VERSO hat den Prozess der Berichterstellung in der Software teilautomatisiert und Leitfäden integriert, was den NutzerInnen immens Zeit und Kosten erspart sowie externe Agenturen vernachlässigbar macht. „

Nuvia Maslo