Circular Economy – als ganzheitlicher Ansatz im Unternehmen
Circular Economy ist ein zentraler Treiber für den Wandel zu klimarelevantem Wirtschaften – und doch ist laut dem Circularity Gap Report 2021 erst 8,6 % der Weltwirtschaft zirkulär. Wie transformieren wir also lineare Wertschöpfung und Arbeitsweisen in eine nachhaltigere und profitablere Kreislaufwirtschaft?
Beim CHOICE Event #27 haben Katharina Rybkina und Alexander Appel von MHP über die großen Chancen zirkulärer Prozesse gesprochen und erklärt, welche digitalen Aspekte hierfür entscheidend sind. Hier findest Du die wichtigsten Inhalte aus ihrem Vortrag über Circular Economy als ganzheitlicher Ansatz im Unternehmen.
Warum Circular Economy?
Um zu verstehen, warum Kreislaufwirtschaft überhaupt relevant und erstrebenswert ist, hilft ein Blick auf die jährlich herausgegebenen Zahlen des Earth Overshoot Day. Der Earth Overshoot Day bezeichnet den Zeitpunkt, an dem der globale Ressourcenverbrauch des Menschen die eigentlich pro Jahr zur Verfügung stehenden Kapazitäten der Erde übersteigt. Nach dieser Statistik würden wir im Jahr 2021 ungefähr 1,7 Erden brauchen, um unseren aktuellen Ressourcenbedarf zu decken. Wir leben also klar über unsere Verhältnisse und müssen dringend Maßnahmen ergreifen, damit dieser Tag am besten gar nicht mehr im Kalenderjahr erscheint.
Aber auch abgesehen von den endlichen Ressourcen unseres Planeten bietet Circular Economy große Chancen für den Klimaschutz und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Denn nach einer Studie der Ellen MacArthur Foundation (2019) kann die Transformation zu erneuerbarer Energie und steigende Energieeffizienz letztlich nur bis zu 55 % der Emissionen vermeiden. Die verbleibenden 45 % der Emissionen entstehen durch Produkte des täglichen Gebrauchs. Um hier ebenfalls drastisch CO2-Emissionen zu reduzieren, kann Circular Economy einen großen Beitrag leisten – laut Studie lassen sich so wiederum 45 % dieses Anteils vermeiden.
Zu alledem bietet die Kreislaufwirtschaft auch wirtschaftliche Vorteile für das eigene Unternehmen. So führt ein niedrigerer Verbrauch einerseits zu Kostensenkungen und macht das Unternehmen andererseits resilienter im Hinblick auf die zukünftig steigende globale Ressourcenknappheit. Dazu führt eine datengetriebene Circular Economy zu mehr Transparenz und Nachverfolgbarkeit in den eigenen Prozessen und somit letztlich zu besserer Planungssicherheit.
Herausforderung: Komplexität industrieller Produkte
Wie können wir es nun schaffen, die lineare Wertschöpfung ganzheitlich zu einem zirkulären Prozess zu transformieren? Zunächst gilt es hierbei eine große Hürde zu überwinden: die hohe Komplexität industrieller Produkte. Allein in einem Auto sind zum Beispiel bereits ca. 10.000 Einzelteile verbaut. Hinzu kommt, dass der Autohersteller den Großteil dieser Einzelteile gar nicht selber produziert, sondern rund 80 % von Lieferant:innen einkauft. So wird es für das einzelne Unternehmen extrem schwierig, Transparenz in der genauen Bauteilzusammensetzung herzustellen, welche jedoch grundlegend für eine Circular Economy ist. Um diese auch in Zukunft weiter steigende Komplexität in den Begriff zu bekommen, braucht es vor allem eins: die strukturierte Erfassung und Nutzung von Daten.
Daten als Enabler der Circular Economy
Die Circular Economy der Zukunft steht und fällt also mit der Digitalisierung und der entsprechend nachhaltigen Ausrichtung des gesamten Operating Models eines Unternehmens. Für diesen ganzheitlichen Ansatz müssen sämtliche Dimensionen der Wertschöpfung betrachtet und miteinander in Verbindung gesetzt werden. Neben dem Geschäftsmodell, Produkte & Services, Prozesse und Organisation spielt die Datenebene dabei die entscheidende Rolle, welche alle anderen Dimensionen durchdringt.
Bereits in der Innovationsphase und der Erstellung des Produkt- oder Geschäftsmodells muss demnach die Datenverfügbarkeit mitgedacht und ermöglicht werden. Nur so lassen sich sämtliche Unternehmens- und Wertschöpfungsprozesse ganzheitlich nachvollziehen und nach den Vorgaben der Circular Economy gestalten. Von der Lieferkette (welche bald zudem durch das Sorgfaltspflichtengesetz neue Anforderungen der Transparenz erfüllen muss), über die Produktion bis hin zur Nutzungsphase, in der ein weiterer Großteil der Emissionen entsteht, muss das Unternehmen hochqualitative Daten erheben. Diese fließen dann wiederum in den Wertschöpfungskreislauf ein und ermöglichen, neue zirkuläre und klimakompatible Produkte und Arbeitsprozesse zu entwickeln.
3 Tipps auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Wie sehen nun die ersten konkreten Schritte hin zur Circular Economy aus? Zunächst braucht es vor allem ein grundlegendes Umdenkens im Unternehmen. Erst wenn alle Mitarbeitenden die Herausforderungen und zugleich die massiven Chancen der Kreislaufwirtschaft verstanden und anerkannt haben, wird eine tatsächliche Transformation möglich. Dem müssen dann konkrete und ganzheitliche Veränderungen in der Wertschöpfung folgen. Hier erfährst Du drei wichtige Empfehlungen dafür:
1. Unternehmensstrategie
Schaffe ein orchestriertes und ganzheitliches „Zielesystem“ für die Transformation, indem Du die Dimensionen Produkt, Prozess und Daten anhand eines transparenten Umsetzungsplans integrierst. Zirkularität wird so nicht nur zum inhärenten Bestandteil der Wertschöpfung, sondern auch zur Steuerungsgröße des langfristigen, unternehmerischen Erfolgs.
2. Datengrundlage
Führe Metriken ein, um die Transformation zur Nachhaltigkeit zu messen. In jeglichen Bereichen sollten hierfür immer und überall Daten erfasst und genutzt werden. Ein geschlossener Wirtschaftskreislauf erfordert einen geschlossenen Datenkreislauf.
3. Teameinbindung
Fordere und fördere die Kreativität der Mitarbeitenden, um bestehende lineare Strukturen, Prozesse und Abläufe zu hinterfragen und in zirkuläre Arbeitsweisen zu transformieren. So steigerst Du die Zufriedenheit des gesamten Teams und die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber.
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